Archiv der Kategorie: Oper

„München leuchtet“ bei den Opernfestspielen – mit vielfältigem Musiktheater, „Oper für alle“, Lieder- und Arienabenden

Fünf Wochen leuchten die Münchner Opernfestspiele jedes Jahr, und traditionell findet am 31. Juli die letzte Aufführung statt. Einst bündelten Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ an diesem Tag noch einmal alle Kräfte von Solisten, Chor und Orchester, bevor alle in die Theaterferien fahren. Denn an diesem Tag oder kurz danach beginnen stets auch die Ferien für die Schüler in Bayern. (Von Klaus Kalchschmid)

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Zum Saisonende: Olivier Messiaens „François d’Assise“ als achtstündiger Erlebnistag in Stuttgart!

Wir sind heute ein bisschen heiliger geworden! Berührt, bewegt, beeindruckt von der Messiaenschen Heiligenvita, in die wir einen ganzen Tag lang in Stuttgart eingetaucht sind und die wir wie musikalische Exerzizien erlebt haben. Nachdem Michael Mayes in der Megarolle François d’Assise nach acht Stunden aus seinem Geschirr befreit wird, das ihn zuletzt mit Libellenflügel in den Bühnenhimmel gezogen hat, und er sich dem Publikum zuwendet, wird er in der ausverkauften Oper Stuttgart bejubelt und gefeiert. Die Menschen springen auf und schreien, der Chor im Hintergrund klatscht mit. Ob ihm das hilft, aus der Heiligenrolle rauszukommen? Um 14 Uhr hat sie begonnen, jetzt schlägt es 22 Uhr. (Von Sabine Weber) Zum Saisonende: Olivier Messiaens „François d’Assise“ als achtstündiger Erlebnistag in Stuttgart! weiterlesen

„Die ersten Menschen“ sind die letzten! Rudi Stephans einzige Oper erlebt in der Regie von Tobias Kratzer in Frankfurt eine grandiose Neuinterpretation

Rudi Stephans „Die ersten Menschen“ sind hier 1920 sogar aus der Taufe gehoben worden. GMD Sebastian Weigle hat sich eine Neuproduktion zum Abschied gewünscht. Solche Herausforderungen sind dem Wagner-Connaisseur Herzensangelegenheit. Wagner, Debussy, Strauss sogar Weillsche Rhythmik ist aus Stephans Amalgam-Partitur herauszuhören, die das mit 28 Jahren auf dem Schlachtfeld 1915 gebliebene Talent doch so einzigartig gegossen hat. Diese Partitur gibt dem „ekstatischen Mysterium“ Otto Borngräbers das nötige Fleisch. Den etwas gestelzten Wortflüssen Spannungsfaçon, den Konflikten die Munition, der Leidenschaft den freudianischen Trieb. Borngräber unterzieht die „ersten Menschen“ Adam, Eva, Kain und Abel einer Psychoanalyse und funktioniert die biblische Geschichte zu einem inzestuösen und erotisch aufgeladenen Drama um. Hier begehrt Kain seine Mutter und bringt den Bruder um, weil er ihn inflagranti mit seiner Mutter erwischt! (Von Sabine Weber) „Die ersten Menschen“ sind die letzten! Rudi Stephans einzige Oper erlebt in der Regie von Tobias Kratzer in Frankfurt eine grandiose Neuinterpretation weiterlesen

Männeroper „Billy Budd” – Gegenstück zu „Bernarda Alba”

In „Billy Budd” riecht man sehend den Schweiß der Männer! Die zweite Oper Benjamin Brittens spielt auf einem Kriegsschiff im Einsatz. Aribert Reimanns Frauentragödie „Bernarda Alba” findet in einem klaustrophobischen Haushalt in der spanischen Provinz statt. Als Gegenüberstellung hat Intendant Michael Schulz die nur mit Männern, bzw. Frauen besetzten Opern im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier in der Spielzeit 22/23 auf den Plan gesetzt. Und weder noch ist die Welt heil! (Siehe die Premieren-Besprechung von „Bernarda Alba” auf klassikfavori). Das männliche Gegenstück hatte sogar noch davor im März Premiere. Die siebente Vorstellung kurz vor Saisonende wird endlich besucht. Was für ein Glück. Denn die Männer liefern ebenfalls höchstes Niveau und ein Highlight der Saison. Michael Schulz hat sie in Szene gesetzt. (Von Sabine Weber) Männeroper „Billy Budd” – Gegenstück zu „Bernarda Alba” weiterlesen

Gefährlich! – Schrekers „Singender Teufel“ in Bonn!

Orgelklänge sind natürlich nicht so gefährlich wie die Atombombe! Doch Amandus ringt um die Fertigstellung einer Orgel, als ginge es um das Überleben der Menschheit. Schon sein Vater ist über den Orgelbau dem Wahnsinn verfallen und sogar als Ketzer verbrannt worden. Die unter Gefahr im Verzug fertiggestellte Orgel wird dann auch als Kampfmittel eingesetzt. Ihre Klänge helfen, eine Spezies zu paralysieren und auszulöschen. Das und mehr erzählt Franz Schreker in dem „Singenden Teufel“ von 1928. Der Bonner Fokus ’33 entdeckt das vergessene Spätwerk in seiner aktuellen Produktion und bringt es in einer Regie auf die Bühne, die der hybriden Story beikommt. (Von Sabine Weber) Gefährlich! – Schrekers „Singender Teufel“ in Bonn! weiterlesen

Die Französische Erstaufführung von Paderewskis „Manru“ in deutscher Sprache füllt in Nancy das Haus!

Diese Repertoire-Entdeckung beschert der Opéra Lorraine in Nancy auch bei der dritten Aufführung wieder ein volles Haus. Und es hat Vorteile, in der zweiten Runde einer internationalen Koproduktion, hier mit der Oper Halle (Premiere am 21. März 2022), am Ball zu sein. Die junge Regisseurin Katharina Kastening nutzt den zweiten Anlauf und intensiviert ihre Personenregie. Hier steht ihr auch ein hoch motiviertes, nur für diese Produktion zusammen gekommenes Ensemble zur Verfügung. Anders als an einem Repertoirehaus sind die Solisten durch keine Zwischenengagements abgelenkt. Im letzten Akt bekommt die instrumentale Traumszene von Manru zudem ein neues Lichtschattenspiel, das die Dämonen der Titelfigur auf den Plan ruft! Das ist völlig neu! (Von Sabine Weber) Die Französische Erstaufführung von Paderewskis „Manru“ in deutscher Sprache füllt in Nancy das Haus! weiterlesen

Erdrückend gut! Reimanns Garcìa Lorcà „Bernarda Alba“ feiert in Gelsenkirchen Premiere!

Das Musiktheater im Revier bringt Aribert Reimanns „Bernarda Alba“ nach 20 Jahren erstmals wieder auf eine europäische Bühne. Und mit Erfolg. Die Regie von Hilsdorf konzentriert sich auf die menschlichen Konflikte, die eine grausam despotische Witwe unter ihren fünf charakterlich völlig unterschiedlichen Töchtern auslöst. Ein grandios besetztes Solistenensemble macht die Verzweiflung der einzelnen hautnah erlebbar. Dirigent Johannes Harneit, selbst Komponist und Spezialist für neue Musik, katapultiert Reimanns gewöhnungsbedürftige Klänge impulsiv aus dem Graben, um die psychotischen Zustände am Rande der Verzweiflung zu begleiten. Es ist ein hartes, aber faszinierendes Stück und löst in der Premiere großen Jubel aus. Zu Recht! (Von Sabine Weber) Erdrückend gut! Reimanns Garcìa Lorcà „Bernarda Alba“ feiert in Gelsenkirchen Premiere! weiterlesen

Tri Sestry – Eötvös’ Oper erfährt kongeniale Interpretation in Hagen

(Titelbild: Die „drei Schwestern“ Irina, Dorothea Brandt, Mascha, Maria Markina, und Olga, Lucie Ceralová. Foto: Leszek Januszewski) Als Spiegel des Lebens der meisten Menschen wollte Tschechow seine „Drei Schwestern“, die 1901 im Moskauer Künstler-Theater uraufgeführt wurden, verstanden wissen – und war entsetzt, als ihm ein Zuschauer sagte, das Stück habe ihn zu Tränen gerührt. Heute wird das Werk meist im Hinblick auf das Tragische interpretiert, dabei das in ihm enthaltene Komödiantische übersehen. Wie gut, dass Péter Eötvös in seinem gemeinsam mit Claus H. Henneberg verfassten Libretto für seine Oper nach Tschechows Werk das Komische nicht ausgeblendet hat – und EötvösOper in der Hagener Inszenierung von Friederike Blum eine kongeniale Interpretation erlebt! (Von Jukka Höhe) Tri Sestry – Eötvös’ Oper erfährt kongeniale Interpretation in Hagen weiterlesen

„La Bête dans la jungle“ – Ein Egotripp in die einsame Männerseele…

Weder mit dem Dschungelbuch hat Arnaud Petits Oper „La Bête dans la jungle“ etwas zu tun. Noch mit „La Belle et la Bête“ und ist auch keine Kinderoper, wie einige irrtümlich annahmen. Der Titel verleitet zu solchen Assoziationen. Dies ist ein Tripp in eine vereinsamte Männerseele. Denn „The Beast in the Jungle“ (1903) – „Das Raubtier im Dschungel“ ist eine Kurzgeschichte von Henry James. Und wie in seiner Novelle „The Turn of the Screw“ (1898), die ja Britten vertont hat, geht es um die Undurchdringlichkeit des Inneren – der Dschungel , den Spiegel, in dem sich Menschen selbst erkennen. Und mit Schauereffekt dürfen  auf der anderen Seite auch gern Geister erscheinen. Unter François-Xavier Roth ist Arnauds „La Bête dans la jungle“ in der Regie von Frederic Wake-Walker am 14. April uraufgeführt worden. In dieser Aufführung leitet Arne Willimiczik das Gürzenich-Orchester. Kein Nachteil, denn Willimiczik zeichnet verantwortlich für die komplette Einstudierung in Zusammenarbeit mit Emily Hindrichs, Miljenko Turk, den beiden Hauptdarstellern, und dem anwesenden Komponisten. (Von Sabine Weber) „La Bête dans la jungle“ – Ein Egotripp in die einsame Männerseele… weiterlesen

Korngolds „Die tote Stadt“ gebiert in Düsseldorf Wiedergänger!

Titelbild: Corby Welsh (Paul) und Nadja Stefanoff (Marietta). Foto: Sandra Then. „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold ist Brügge. Dieser hübschen mittelalterlichen Backsteinstadt mit engen Gasen und Kanälen hat Georges Rodenbach in seinem symbolistischen Roman „Bruge-la-Morte“, 1903 ins Deutsche übersetzt, die morbide Atmosphäre eingeschrieben. Korngold nutzt sie für ein Portrait des Fin du siècle mit berauschender zugleich subkutan bedrohlicher Musik, die mit Regisseur Daniel Kramer sogar Tote leibhaftig werden lässt. (Von Sabine Weber) Korngolds „Die tote Stadt“ gebiert in Düsseldorf Wiedergänger! weiterlesen