Am Aalto: Glucks „Orfeo|Euridice“ als Reise in ein eingeschlossenes „Ich“!

Während dieses Wochenende in Berlin „Die Walküre“ für Furore sorgt, bleibt Wagners „Tannhäuser“ am Aalto-Theater in Essen in der Schublade. Statt dessen arbeitet sich Regisseur Paul-Georg Dittrich für die Essener Saisoneröffnung 20.21 an Christoph Willibald Glucks Reformoper „Orfeo ed Euridice“ in der Wiener Fassung aus psychiatrischer Sicht ab. Orfeo|Euridice so der Titel! Denn Orfeo und Euridice stehen als Abspaltungen ein und desselben Ichs auf der Bühne. In zahlreichen Video-Dokus geben Neurologen und Pflegerinnen des Essener Universitätsklinikums und des Alfried-Krupp-Krankenhauses Auskunft, sowie eine Repräsentantin der dortigen Stroke Unit Einblicke in verschiedene Lockdown-Zustände ihrer Patienten. Wo bleibt da die Musik? (Von Sabine Weber)
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Mieczysław Weinbergs Kammerorchesterwerke vom Amadeus Chamber Orchestra unter Anna Duczmal-Mróz auf CD!

Erstmals hat ein polnisches Orchester sich der Einspielung von Mieczysław Weinbergs sämtlichen Kammerorchesterwerken angenommen. Das Amadeus Chamber Orchestra des Polnischen Rundfunks legt unter der Dirigentin Anna Duczmal-Mróz nicht nur das Spätwerk seiner vier Kammersinfonien vor, sondern auch die beiden Sinfoniettas und zwei Flötenkonzerte, sowie aus Weinbergs Sinfonien die Zweite und Siebente für Streicher. (Von Sabine Weber) Mieczysław Weinbergs Kammerorchesterwerke vom Amadeus Chamber Orchestra unter Anna Duczmal-Mróz auf CD! weiterlesen

Ein Anti-Musical? Heribert Feckler, Dirigent der Neuproduktion von „The Black Rider“ in Gelsenkirchen weiß warum!

Heribert Feckler. Foto: Pedro Malinowski

Heribert Feckler arrangiert Musicals und hat sogar ein Musical komponiert. Er kommt aus Essen wo er, nein, keinen Hobbykeller hat, sondern ein Heimstudio unterm Dach. Dort arrangiert und komponiert er oder covert seine Lieblings-Songs, das aber nur für den Hausgebrauch. Mit 16 Jahren hat er in der ersten semiprofessionellen Jazzband mitgesungen. Dann in einem Chor die Madrigale des 16. Jahrhunderts schätzen gelernt. An der Musikhochschule Köln studiert er Klavier, Dirigieren, Gesang und Tonsatz. Und liefert seit Jahrzehnten den Kölner Canzonisten seine schwarze Basstiefe, wenn es mit Barbershop-Stücken auf Konzerttournee geht und ist Dozent für Dirigieren und Bandleitung an der Folkwang-Hochschule in Essen. Seit 2006 leitet er Musical-Produktionen am Aalto-Theater in Essen. Jetzt steht er im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen im Graben. Für „The Black Rider“ – eine pralle Show mit neun Musikern und einem Liebespaar und dem Teufel im Spiel. Der „literarische Underground-Veteran“ (Spiegel) William S. Burroughs entwickelte dieses Werk 1990 mit Songs des „Pop-Heiligen“ Tom Waits für das Thalia Theater. In Szene gesetzt vom „Bilderrätsler“ Robert Wilson. Eines der aufwendigsten Spektakel an deutschen Theatern ging über die Bühne. Das damalige Premierenpublikum jubelte. Letzten Samstag, am 19. September 2020, war Premiere einer Neuproduktion in Gelsenkirchen. Vor der zweiten Aufführung sitze ich im Foyer im zweiten Stock des Gelsenkirchener Theaters an einem Fenstertisch, Corona-konform mit gebührendem Abstand, um mehr über das Werk zu erfahren. Und Heribert Feckler antwortet mit voluminös Gesangs-gestählter Stimme auf die Fragen. Ein Anti-Musical? Heribert Feckler, Dirigent der Neuproduktion von „The Black Rider“ in Gelsenkirchen weiß warum! weiterlesen

Von Wien zur Wiesn: Kian Soltani und die Münchner Philharmoniker unter Krzystof Urbański spielen als Trostpflaster für das abgesagte Oktoberfest, das am Wochenende begonnen hätte, Friedrich Guldas freches Cellokonzert mit Begleitung einer Blaskapelle und Beethovens Erste

Nur 100 waren es beim fulminanten Debüt Klaus Mäkeläs mit den Münchner Philharmonikern im Juni, dann wurden 200 zugelassen und nun sind es gerade mal an die 500 Besucher in der 2500 Hörer fassenden Philharmonie am Gasteig in München. Fraglich, dass dieses für die Riesenräume der Staatsoper und eben der Philharmonie geltende „Pilotprojekt“ fortgesetzt wird. Denn auch München hat, wie viele bayerische Großstädte, die als kritisch angesehene Marke von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner bereits am Freitag gerissen. Was für ein schönes Zeichen konnten die Philharmoniker aber am vergangenen Wochenende, an dem das Oktoberfest begonnen hätte, in drei Konzerten mit Friedrich Guldas Cellokonzert setzen. Denn es ahmt im Finale eine bayerische Blaskapelle beim Oktoberfest richtig „kracherd“, wie man in Bayern sagt und damit täuschend echt nach.(Von Klaus Kalchschmid)
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Eine neue Klagenfurter „Elektra“! Ihr Ruf schallt über den Wörthersee!

Auf Kärntens Seen bei bestem Wetter zu rudern, mit dem Höhepunkt Wörthersee, ist für eine Rheinländerin natürlich ein besonderes Abenteuer. Wenn dann auch noch die Saisonpremiere im Klagenfurter Stadttheater mit einer „Elektra“ und Nicola Beller Carbone in der Titelrolle in die Tour fällt, ist das ein Fest! Da muss hingerudert werden, mit den Konzertklamotten im Boot! (Von Sabine Weber) Eine neue Klagenfurter „Elektra“! Ihr Ruf schallt über den Wörthersee! weiterlesen

Das Theater Bonn eröffnet kommenden Sonntag die Opernsaison mit Staatstheater! Regisseur Jürgen R Weber und Dirigent Daniel Johannes Mayr erklären im Gespräch, was es mit Kagels szenischer Komposition auf sich hat!

„Staatstheater“! Mir fällt dazu spontan das Theater auf den politischen Bühnen ein. Aber nein, es geht bei Mauricio Kagel um die Institution Theater im theatralischen Sinne. Im Auftrag der Staatsoper Hamburg hat Kagel komponiert. Vielmehr seziert, was Operntheater auf der Bühne bestimmt: Gestik, Mimik, Rollenklischees, Sängerklischees und einiges mehr. 1972 war die Uraufführung, in seiner Regie und mit ihm als Dirigenten. Die Aufführung musste unter Polizeischutz gestellt werden – es gab Bombenandrohungen, weil sich Mitwirkende und das Publikum verhohnepiepelt fühlten. Kagel, Argentinier, Jude, Wahldeutscher, Professor für Neues Musiktheater an der Hochschule für Musik und Tanz, Köln, blieb zeitlebend ein charmanter und gewitzter Unruhestifter auf den Bühnen, die er erobern konnte. „Staatstheater“ hat er als sein wichtigstes theatralisches Werk eingestuft. Aber was macht es so explosiv? Regisseur Jürgen R Weber steht kurz vor der Hauptprobe gut gelaunt im Foyer des Bonner Theaters. Wild abstehendes graues Haar, wallender Bart und hochgeklappte Sonnenbrillengläser über der eigentlichen Brille. Noch weiß ich nicht, dass er gleich auf der Bühne vor allem über den Boden robbt. In Corona-konformem Abstand jetzt erst einmal ein paar Fragen:

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Opulent und alle Sinne betörend: Porporas „Carlo il Calvo“ eröffnet Bayreuth Baroque im Markgräflichen Opernhaus ungekürzt über fünf Stunden mit Pausen! Fantastische Sänger und eine brillante Regie begeistern!

(Foto: Falk von Traubenberg) Ein Duett der Liebenden aus verfeindeten Lagern, wunderbar zart und erotisch gesungen und sexy gespielt von Countertenor Franco Fagioli und Sopranistin Julia Lezhneva ist die schönste und ergreifendste Nummer der ganzen Oper. Danach minutenlanger Applaus eines Publikums, das jeden Moment dieser fünf Stunden im erst vor kurzem nach umfangreicher Restaurierung wieder eröffneten Markgräflichen Opernhaus aus tiefstem Herzen und mit allen Sinnen genossen hat. (Von Klaus Kalchschmid) Opulent und alle Sinne betörend: Porporas „Carlo il Calvo“ eröffnet Bayreuth Baroque im Markgräflichen Opernhaus ungekürzt über fünf Stunden mit Pausen! Fantastische Sänger und eine brillante Regie begeistern! weiterlesen

Dortmund eröffnet in NRW die Opernsaison mit Mozarts „Entführung aus dem Serail“, gekürzt und mit Puppenspieler Nikolaus Habjan im Zentrum. Das Ensemble singt am Bühnenrand

Die Entführung ist Puppentheater. Nikolaus Habjan sitzt als Papa neben einer Kinderpuppe im gestreiften Schlafanzug auf einem Bettgestell. Über ihnen Gartenleuchten. Sie deuten ein dreiteiliges Tor märchenhaft an. Das Kind will nicht schlafen. Es hat ein Buch in der Hand und erfindet eine Geschichte. Angeregt durch das Buch, „Was ist das Serail? Ein Gefängnis?“, wird im Dialog und angereichert durch kindlich hintergründige Bemerkungen – „der kann noch nicht einmal singen und hält die Fäden in der Hand!“ – die Handlung der Oper angedeutet. Kleinere Puppen, das Personal der Oper, sind um das Bett verteilt und spielen mit. Das Bett dreht sich, je nachdem welche beteiligt sind. Sie werden auf den Bühnenhintergrund in vorab aufgenommenen Szenen auch in Großaufnahme lebendig. Nikolaus Habjan bewegt sie in den projizierten Szenenbildern, während die Sänger rechts oder links wie schwarze Geister erscheinen und ihnen ihre Stimme leihen. (Von Sabine Weber) Dortmund eröffnet in NRW die Opernsaison mit Mozarts „Entführung aus dem Serail“, gekürzt und mit Puppenspieler Nikolaus Habjan im Zentrum. Das Ensemble singt am Bühnenrand weiterlesen

Dreimal Musiktheater wie es unterschiedlicher nicht sein könnte. Die Bayerische Staatsoper eröffnet die Saison 20.21

Die ersten drei Tage der neuen Spielzeit an der Bayerischen Staatsoper vereinen eine spektakuläre Uraufführung von und mit Marina Abramović „7 Deaths of Maria Callas“ und eine corona-bedingt pausenlosen „Zauberflöte“ im Nationaltheater mit der Premiere einer Opernstudio-Produktion von Ambroise Thomas‘ „Mignon“ im Cuvilliés-Theater: Dreimal Musiktheater wie es unterschiedlicher nicht sein könnte und wie es gerade jetzt mit nur 500 Besuchern im 2100 Plätze fassenden Nationaltheater oder 150 von fast 500 möglichen im „Alten Residenztheater“ die widerstrebendsten Eindrücke und vielfältig miteinander kollidierende Emotionen hinterlässt. (Von Klaus Kalchschmid)
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Podcast favori, Tipps und Infos zu Premieren im 1. Quartal der Saison 20.21

Ab sofort gibt es das Podcast favori mit Tipps und Infos zu Premieren im Opernquartal. Klaus Kalchschmid aus München tippt für den Süden, Roland Dippel aus Leipzig für den Osten. Ich bin Sabine Weber und übernehme den Westen.

(Die favori Opernkonferenz haben wir am 2. und 3. September aufgenommen)

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