Schlagwort-Archive: Sabine Weber

Kaija Saariaho ist gestorben. Im Alter von 70 Jahren ist sie einem Krebsleiden erlegen

Am 2. Juni ist Kaija Saariaho in Paris im Alter von 70 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Die finnische Komponistin hat sich vor allem mit Opern eine Namen gemacht. Die Kölner Produktion von L‘amour de loin“ hat klassikfavori besprochen. Zur Aufführung von „Only the sound remains“ an der Opéra Garnier – vor fünf Jahren – hat Sabine Weber Kaija Saariaho in der Rue d’Amsterdam in Paris besucht. Und es ging um die aktuelle Oper, aber auch um das Komponieren und Ihre Ästhetik.

KaijaSaariaho. Foto: Maarit Kytöharju

Kaija Saariaho ist gestorben. Im Alter von 70 Jahren ist sie einem Krebsleiden erlegen weiterlesen

„Acht Brücken | (Neue) Musik für Köln” in der Philharmonie mit dem WDR Sinfonieorchester fulminant eröffnet

(Beim Betreten der Philharmonie! Foto: Sabine Weber) Im Eröffnungskonzert der 13. Ausgabe bietet das WDR Sinfonieorchester unter Cristian Măcelaru in der ersten Hälfte in die Jahre gekommene Moderne. Aber György Ligetis „Clocks and Clouds“(1972/3) mit Frauenchor (Frauen des WDR Rundfunkchores) und „Atmosphères“ für gigantisches Orchester (1961) – Ligetis 100. Geburtstag wird in diesem Jahr gefeiert –  sowie Claude Viviers „Orion“ (1979) mit noch mehr Schlag-Klangwerk, wirken unerhört frisch und sogar aufregend modern im Vergleich zu dem postromantischen Violinkonzert von Mark Simpson (*1988), das nach der Pause uraufgeführt wird. Der Brite lässt vor allem die Solistin arbeiten. Und hat gute Aktien, denn Nicola Benedetti liefert eine beeindruckende Performance, die trotz einigen Leerlaufs mitreißt. (Von Sabine Weber) „Acht Brücken | (Neue) Musik für Köln” in der Philharmonie mit dem WDR Sinfonieorchester fulminant eröffnet weiterlesen

Mercadantes „Francesca da Rimini“ – Ein stillstehendes Dauerdrama in Frankfurt!

Verblüffend, welch unglaublich gute Musik drinsteckt. Viele Arien sind nach dem barocken Belcanto-Muster gestrickt. Jede Menge schwereloser Fiorituren also. Spitzentöne in Gleichnis- und Wutarien. Gleichzeitig empfindsame Cabalettas oder Cavatinen, die aus Glucks Reformopern kommen könnten, sogar an Mozart erinnern. Dazu Rossinischer Steigerungsgalopp und eine instrumentale Farbigkeit, Holzbläserensembles, Harfenbegleitung, ein Gesangs-Trio nur von drei Hörnern begleitet ist geradezu sensationell, das verrät kompositorische Könnerschaft! Doch das Drama entwickelt sich nicht, tritt mehr oder weniger drei Stunden lang auf der Stelle. Ein stillstehendes Dauerdrama! (Von Sabine Weber)
Mercadantes „Francesca da Rimini“ – Ein stillstehendes Dauerdrama in Frankfurt! weiterlesen

Verdis „Luisa Miller” wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft

Verdis „Luisa Miller” wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft

Die Oper Köln hat eine Produktion vom Glyndebourne-Festival 2021 Übernommen. Die Kölner Premiere findet am 4. März statt. Schon in Glyndebourne vor anderthalb Jahren ist der Wiener Georg Zlabinger für die Umsetzung von Christof Loys Regieidee federführend gewesen, wie in diesem Interview nach einer Probe zu erfahren ist. (Die Fragen stellt Sabine Weber) Verdis „Luisa Miller” wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft weiterlesen

Donizettis „Lucrezia Borgia” überzeugt am Aalto in Essen mit fantastischen Sängern!

Gateano Donizettis „Lucrezia Borgia“ ist Belcanto vom Feinsten. Sie steht und fällt mit ihren Sängern, schon allein, weil die Handlung nicht wirklich trägt. Wie dieses Melodramma dennoch publikumswirksam funktioniert, war gestern im Aalto -Theater in Essen in einem Sängerfest vom Feinsten zu erleben. Und Ben Baurs Regie hat sich dem wohlweislich untergeordnet. So haben wir das Essener Publikum noch selten erlebt. Begeisterter Applaus nach fast jeder Arie oder Szene. Beim Auftritt von Andrea Sanguinetti im Graben wird im Publikum sogar aufgestanden, um einen zugewandten Blick des Dirigenten zu erhaschen. Und dabei mussten kurz vor der Premiere zentrale Rollen umbesetzt werden, was dem Haus glänzend gelungen ist! (Von Sabine Weber) Donizettis „Lucrezia Borgia” überzeugt am Aalto in Essen mit fantastischen Sängern! weiterlesen

ZAMUS! Was ist Partimento? Oder: Continuospielen zu zweit im Konzertvortrag!

Bernardo Pasquini hat im ausgehenden 17. Jahrhundert nicht nur Opern und Oratorien komponiert, sondern sich didaktisch für seine Cembaloschüler eingesetzt. In Rom, wo er 60 Jahre gewirkt hat, lässt er Anleitungen zum Aussetzen des Basso continuos nach Ziffern in einem Traktat drucken, das, damit es nicht so langweilig wird, sogar für zwei Cembalisten ausgelegt ist, die sich im Doppel üben können. Oder in einer Art platonischem Dialog! Was es mit dem sogenannten „Partimento”, der Fachbegriff für diese Praxis, auf sich hat, haben jetzt Flóra Fábri und Andreas Gilger vorgeführt, die charakterlich nicht unterschiedlicher sein könnten und doch so zusammen gefunden haben, das fast nichts gefehlt hat. (Von Sabine Weber) ZAMUS! Was ist Partimento? Oder: Continuospielen zu zweit im Konzertvortrag! weiterlesen

Theatrale Sprachklänge! _hand werk gestaltet großartiges Musiktheater von und mit François Sarhan in der Feuerwache Köln!

Dem derzeit in Berlin lebenden französischen Komponisten François Sarhan (*1972) ist dieser Abend gewidmet. Sarhan ist nicht nur anwesend, sondern im zweiten Teil auch aktiv und trägt in „Telegrams from the Nose“ von 2011 Phrasen eines Schauprozesses vor, die Mitglieder des Zentralkomitee, unter anderem Stalin, gegen Genosse Bakhutin ins Feld geführt haben. Vor einer Wand von William Kentridge mit Zeitungsausschnitten, trägt Sarhan sie sogar auf russisch vor. Zu Schattenspielen und Scherenschnitten die gleichzeitig über die Tafel laufen. Sarhans „Symphony für Flöte, Klarinette, Schlagzeug, Violine, Cello und Klavier“ erlebt an diesem Abend im ersten Teil seine Uraufführung – mit den Stimmen aller Beteiligten von _hand werk! (Von Sabine Weber) Theatrale Sprachklänge! _hand werk gestaltet großartiges Musiktheater von und mit François Sarhan in der Feuerwache Köln! weiterlesen

Leise beglückende Stimmungen! – Ensemble Trai Tempi spielt Scelsi, Jaecker und Veltman

Was bedeutet es, wenn ein die Öffentlichkeit scheuender zeitgenössischer Komponist, dessen Stil eher sphärisch bis spirituell bezeichnet werden könnte, Trauerriten für mächtige historische und mythische Männer entwirft? Es bleibt wohl auf immer ein Rätsel, warum der in Rom 1988 gestorbene Giacinto Scelsi „I funerali di Carlo Magno” (Karl der Große) komponiert hat. (Von Sabine Weber) Leise beglückende Stimmungen! – Ensemble Trai Tempi spielt Scelsi, Jaecker und Veltman weiterlesen

Biblisches im Mythenstrom. Die Dernière von Widmanns „Babylon“ in Wiesbaden

Die Stimmung im sehr gut besuchten Wiesbadener Theater ist äußerst gut. Auch nach drei Stunden mächtiger Klang- und Bilderfluten. Und einer eigentlich banalen Liebesgeschichte, Mann zwischen zwei Frauen, allerdings im Strudel von Mythen und heidnischer Rituale wie dem Menschenopfer. Das Phänomen von Naturkatastrophen wird aus Sicht der Bibel auch noch thematisiert, die Sintflut unter anderen. (Von Sabine Weber) Biblisches im Mythenstrom. Die Dernière von Widmanns „Babylon“ in Wiesbaden weiterlesen

Dallapiccolas „Ulisse” in Frankfurt. Ein musikalischer Diskurs über die Selbstfindung

Gleich die zweite Aufführung der Oper in einem Prolog und zwei Akten „Ulisse“ (1968) von Luigi Dallapiccola (Inszenierung: Tatjana Gürbaca im kongenialem Bühnenbild von Klaus Grünberg) musste aus Corona-Erkrankungsgründen abgesagt werden! Die Folgeaufführung, wieder eine Woche später, konnte dann Gott sei Dank stattfinden, weil für die Rolle der Kirke und der Nebenrolle der Melantho Annette Schönmüller für die erkrankte Katharina Magiera einsprang. Heißt, mal eben in fünf Tagen Klausur eine neue Partie einstudieren! Schönmüller sang dann die Vorstellung mit Partitur von der Seite, während Regieassistentin Aleena Mokiievets die Szenen spielte. Was für ein Glück, den Beziehungen eines guten Hauses natürlich zu verdanken, das es zu Sängerinnen Kontakte hat und sie für eine solche Anstrengung – denn wer kennt schon so selten gesungene Partien? – gewinnen kann. Die Gesangspartien scheinen noch elaborierter als die in den „Teufeln von Loudun“, der letzten erlebten 68er Oper dieses Monats. In „Ulisse” geht es allerdings weniger um Skandale als um einen einsamen Ausgestoßenen, der auf der Suche nach sich selbst ist. (Von Sabine Weber)

Dallapiccolas „Ulisse” in Frankfurt. Ein musikalischer Diskurs über die Selbstfindung weiterlesen