Eine erschütternde und zugleich begeisternde Entdeckung ist diese Aufnahme! Erschütternd ist das wahre Schicksal der Margarete von Minden aus Tangermünde. Die Patriziertochter wird von ihrer Familie als Hexe angeklagt, um sie vom Erbe auszuschließen, grausam gefoltert und 1619 hingerichtet. Die Stadt hatte mit ihr auch den Sündenbock für ein verheerendes Stadtfeuer drei Jahre zuvor. Theodor Fontane liebte Frauenfiguren. Er hat dieses historische Frauenschicksal in einer Novelle 1880 überformt. Der jüdische Kaufmann Eugen Engel hat auf der Basis dieser Novelle 1933 eine Oper fertiggestellt, die bis letztes Jahr auf ihre Uraufführung gewartet hat. Die hat die Oper Magedeburg posthum nachgeholt. Und im Mai dieses Jahr ist ein Live-Mitschnitt des Deutschlandfunks auf CD veröffentlicht worden. Gestern landete sie in meinem CD-Player. Und ich muss sagen, seit langem war ich nicht mehr so begeistert wie hier von der ersten Minute an. Ohne Unterbrechung musste durchgehört werden. (Von Sabine Weber)
Ausverkauft! Zur Uraufführung von Detlev Glanerts „Oceane von Parceval“, frei nach einem gleichnamigen Fragment von Theodor Fontane, quetscht sich das Publikum in die Parkettreihen. Und mit seinen 1850 Plätzen ist die Deutsche Oper Berlin kein kleines Haus! Ist es etwa das Interesse an Neuer Musik, an Theodor Fontane, immerhin vor den Toren Berlins in Neuruppin geboren und ein großer Jubilar dieses Jahr? Oder ist es das Interesse am hier heimisch gewordenen Komponisten? Der Wahlberliner Detlev Glanert lebt hier seit 1987. Als Donald Runnicles, Generalmusikdirektor der Oper und Dirigent des Abends, den Orchestergraben betritt, brandet mehr als Beifall auf! Erwartung und Vorabbestätigung zugleich. Alles steht unter einem guten Stern an diesem Abend. Das Sängerensemble ist großartig besetzt: mit Doris Soffel als Grande Dame und Hotelbesitzerin, mit Maria Bengtsson in der Hauptrolle und Tenor Nikolai Schukoff als ihrem Paarpartner. Die finnisch-schwedische Bengtsson ist ein gefragter Berliner Liebling und eine der wenigen, die derzeit an allen drei Opernhäusern der Hauptstadt zu erleben ist.Also das Sängerensemble und eine feinsinnig bis großartig aufgefächerte Musik, die auch mit rapiden Stimmungsumschwüngen und rasanten Wechseln von Gruppen- und Ensembleszenen für Tempo sorgt, überzeugen an diesem Abend. Dazu die beeindruckende Videoprojektionen eines Meeres, das von der gigantischen Hohlkehle im Bühnenhintergrund bis in den Orchestergraben brandet.Für einen heutigen Komponisten muss das eine Bestätigung sein. Zumal Detlev Glanert einer der wenigen ist, die nur vom Komponieren leben. Und dennoch ist die Aufregung am Tag der Premiere groß. Unser Interview wird auf den Tag danach verlegt. Wie man sich nach diesem Erfolg fühlt, musste die erste Frage sein. (Das Interview führte Sabine Weber) Die Deutsche Oper Berlin feiert den 200. Geburtstag von Theodor Fontane mit einer neuen Fontane-Oper. Am 28. April war Premiere von Detlev Glanerts „Oceane“! Und es war ein Fest, wie der Komponist am Tag danach in einem Interview verraten hat weiterlesen →
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