Zum Saisonende: Olivier Messiaens „François d’Assise“ als achtstündiger Erlebnistag in Stuttgart!

Wir sind heute ein bisschen heiliger geworden! Berührt, bewegt, beeindruckt von der Messiaenschen Heiligenvita, in die wir einen ganzen Tag lang in Stuttgart eingetaucht sind und die wir wie musikalische Exerzizien erlebt haben. Nachdem Michael Mayes in der Megarolle François d’Assise nach acht Stunden aus seinem Geschirr befreit wird, das ihn zuletzt mit Libellenflügel in den Bühnenhimmel gezogen hat, und er sich dem Publikum zuwendet, wird er in der ausverkauften Oper Stuttgart bejubelt und gefeiert. Die Menschen springen auf und schreien, der Chor im Hintergrund klatscht mit. Ob ihm das hilft, aus der Heiligenrolle rauszukommen? Um 14 Uhr hat sie begonnen, jetzt schlägt es 22 Uhr. (Von Sabine Weber) Zum Saisonende: Olivier Messiaens „François d’Assise“ als achtstündiger Erlebnistag in Stuttgart! weiterlesen

Ein grausames deutsches Schicksal – Grete Minde auf CD beim Orfeo-Label

Eine erschütternde und zugleich begeisternde Entdeckung ist diese Aufnahme! Erschütternd ist das wahre Schicksal der Margarete von Minden aus Tangermünde. Die Patriziertochter wird von ihrer Familie als Hexe angeklagt, um sie vom Erbe auszuschließen, grausam gefoltert und 1619 hingerichtet. Die Stadt hatte mit ihr auch den Sündenbock für ein verheerendes Stadtfeuer drei Jahre zuvor. Theodor Fontane liebte Frauenfiguren. Er hat dieses historische Frauenschicksal in einer Novelle 1880 überformt. Der jüdische Kaufmann Eugen Engel hat auf der Basis dieser Novelle 1933 eine Oper fertiggestellt, die bis letztes Jahr auf ihre Uraufführung gewartet hat. Die hat die Oper Magedeburg posthum nachgeholt. Und im Mai dieses Jahr ist ein Live-Mitschnitt des Deutschlandfunks auf CD veröffentlicht worden. Gestern landete sie in meinem CD-Player. Und ich muss sagen, seit langem war ich nicht mehr so begeistert wie hier von der ersten Minute an. Ohne Unterbrechung musste durchgehört werden. (Von Sabine Weber)

Eugen Engels „Grete Minde” ist mit Solisten, Opernchor und den Magdeburger Philharmonikern bei ORFEO C260352 erschienen

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„Die ersten Menschen“ sind die letzten! Rudi Stephans einzige Oper erlebt in der Regie von Tobias Kratzer in Frankfurt eine grandiose Neuinterpretation

Rudi Stephans „Die ersten Menschen“ sind hier 1920 sogar aus der Taufe gehoben worden. GMD Sebastian Weigle hat sich eine Neuproduktion zum Abschied gewünscht. Solche Herausforderungen sind dem Wagner-Connaisseur Herzensangelegenheit. Wagner, Debussy, Strauss sogar Weillsche Rhythmik ist aus Stephans Amalgam-Partitur herauszuhören, die das mit 28 Jahren auf dem Schlachtfeld 1915 gebliebene Talent doch so einzigartig gegossen hat. Diese Partitur gibt dem „ekstatischen Mysterium“ Otto Borngräbers das nötige Fleisch. Den etwas gestelzten Wortflüssen Spannungsfaçon, den Konflikten die Munition, der Leidenschaft den freudianischen Trieb. Borngräber unterzieht die „ersten Menschen“ Adam, Eva, Kain und Abel einer Psychoanalyse und funktioniert die biblische Geschichte zu einem inzestuösen und erotisch aufgeladenen Drama um. Hier begehrt Kain seine Mutter und bringt den Bruder um, weil er ihn inflagranti mit seiner Mutter erwischt! (Von Sabine Weber) „Die ersten Menschen“ sind die letzten! Rudi Stephans einzige Oper erlebt in der Regie von Tobias Kratzer in Frankfurt eine grandiose Neuinterpretation weiterlesen