Archiv der Kategorie: Diskussion

Am Pult der Zeit?! Das deutsche Musikinformationszentrum hält nach, wie Männer und Frauen in Orchestern verteilt und gestellt sind

(8. März 2021) Wie sieht die Geschlechterverteilung in deutschen Berufsorchestern aus? Zum Weltfrauentag 2021 liegen die Ergebnisse einer Vollerhebung vor. Bei 129 öffentlich finanzierten Orchestern hat das Musikinformationszentrum (miz) nachgefragt und gezählt. Das Ergebnis? Am Pult der Zeit?! Jein. Es gibt immer noch klar männlich dominierte Instrumente. Die Tuba hielten 103 Männer in den Händen – gegenüber zwei Tubistinnen. Das sind 98%. Die Posaune: 443 Männer gegenüber 16 Frauen. Das sind 96%. Trompete (94%), Pauke und Schlagwerk (95%). Alles dargestellt auf einem Schaubild, dass über das miz zu beziehen ist. Paritätischer und durchmischter ist es in den fünf Stimmgruppen der Streicher. Im Tutti der zweiten Violinen und auch den Flöten sind es über 60% weibliche Musikerinnern. Und es gibt sogar eine Frauendomäne, die Harfe (93%). Mit anderen Worten: insgesamt sitzen an vier von 10 Pulten Frauen.
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Milo Rau inszeniert für Genf Mozarts „La Clemenza“ und zieht Verbindungen zum Sturm aufs US amerikanische Capitol!

Als Regisseur, Filmemacher und (auch schreibender) Aktivist hat der gebürtige Schweizer Milo Rau längst einen Namen. Mit dem NTGent leitet er derzeit auch ein Theaterhaus. Und inszeniert jetzt für Genf seine erste Oper! Wolfgang Amadeus Mozarts La Clemenza di Tito. Am 19. Februar, also übermorgen, findet die online-Premiere statt. In einem Artikel, der gerade in einem Sammelband mit Texten von Milo Rau erscheint, setzt er diese Regiearbeit in Bezug zum Sturm aufs USamerikanische Capitol. Der Text in diesem Essayband wird im Verbrecher Verlag am 5. März erscheinen. Weil klassikfavori über die onlie-Premiere berichten wird, dürfen wir diesen Text mit Erlaubnis des Verlages schon einmal veröffentlichen. Hier geht es zum Artikel

Milo Rau, GRUNDSÄTZLICH UNVORBEREITET
99 Texte über Kunst und Gesellschaft
Herausgegeben von Rolf Bossart und Kaatje De Geest
Broschur, 224 Seiten, 18 €
ISBN: 978-3-95732-475-7
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Was nachklingt! …

Die Mailfächer und auch die Briefkästen sind gefüllt mit zugesandten und zugewandten Grüßen und Wünschen. Nach dem Jahreswechsel soll es doch besser werden! Auch wenn etwas hängen bleibt vom „alten“ Jahr oder nachklingt! Es gibt auch einen kleinen Stapel, der zu denken gibt und zu wünschen übrig lässt. Und dies zuerst. (Von Sabine Weber)

Die verstörend aufgequollen mediale Igor-Levit-Kontroverse in der SZ Mitte Oktober 2020. Sechs Zeitungseiten zum Stichwort: Igor Levit ist müde


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Regie und Theater: Das Deutsche Theatermuseum München präsentiert mit zahlreichen historischen Bühnenbild-Entwürfen die Anfänge eines typisch deutschen Phänomens, das als „Regietheater“ nicht zuletzt in der Oper verunglimpft wurde und wird!

(Bühnenbild von Emil Pirchan zu König Richard III. in der Regie von Leopold Jessner) Max Reinhardt gegen Leopold Jessner, später Fritz Kortner gegen Gustaf Gründgens, in jüngster Zeit dann Peter Zadek, Claus Peymann und Peter Stein gegen- und miteinander: Die Kämpfe um Werktreue und individuelle, oftmals radikal subjektive Aneignung eines (Musik-)Theatertextes wurden nicht erst seit 1968 immer wieder ausgefochten. Dieser Konflikt begannen schon vor 100 Jahren.  Und die Anfänge des Regietheaters warten mit sensationell radikalen Bühnenbildentwürfen aus. Derzeit zu sehen im Theatermuseum München. (Von Klaus Kalchschmid)
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Horror im Badischen Staatstheater!

Dr. Jekyll und Mister Hyde? Stevensons Erzählung über eine böse Menschennatur, die sich heimlich von der guten abspaltet, sollte ein bisschen den Horror kitzeln. Jetzt bekommt die Gothic Novel aus dem 19. Jahrhundert im Badischen Staatstheater in Karlsruhe eine Verkörperung, wie man sich das tragischer nicht vorstellen könnte. (Von Sabine Weber)

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Das Theater Krefeld und Mönchengladbach öffnet seine großen Bühnen im Juni für 22 Vorstellungen

Erster Sonderspielplan für Krefeld Mönchengladbach unter Corona-Bedingungen
Sopranistin Sophie Witte aus dem Ensemble. Foto: Simon Erath

Wie schön, mal wieder in einem Opernhaus zu sein! Die Einladung zur Pressekonferenz ins Glasfoyer der Oper Krefeld kam zwar sehr kurzfristig. Das Hygienekonzept des „Sonderspielplans“ ist ja auch erst Freitag durchgewunken worden. Die heilige Kuh der Corona-Bedingungen! Vier Arbeitstage später sitzen der Generalintendant vom Theater Krefeld und Mönchengladbach, Michael Grosse, GMD Mihkel Kütson, Operndirektor Andreas Wendholz und Schauspieldirektor Matthias Gehrt an einem langen Board – immer ein Platz frei zwischen ihnen – und erklären den ersten Sonderspielplan unter Corona-Bedingungen im Juni. An Tischchen, die mit Abstandsgebot verteilt im Foyer stehen, sitzen die Journalisten. (Von Sabine Weber)

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HAT DIE RUHRTRIENNALE 2020 NOCH EINE CHANCE?

(Foto: Gebläsehalle Duisburg von Joerg Brueggemann) Bereits am 22. April wurde die Ruhrtriennale als eines der ersten internationalen Festivals abgesagt. Das Aushängeschild der Festivals in NRW hat der Lockdown der Corona-Pandemie früh getroffen. Gegen den Wunsch der Intendantin Stefanie Carp, die vom Kultusministerium nur wenige Stunden vor der Entscheidung in Kenntnis gesetzt wurde. Dabei böten die kolossalen Hallen, Kokereien und Maschinenhäuser der einstigen Schwer- und Stahlindustrie-Ruinen doch enorm viel Platz, um Abstandsregelungen für die Künstler und das Publikum einzuhalten. Das Angebot umfasst ja auch nicht nur Musiktheater-, Schauspiel- und Tanzprojekte, sondern auch Installationen mit Video und Lichtprojektionen. (Siehe Pressemeldung Zur Absage der Ruhrtriennale 2020) Museen werden derzeit im Rahmen der Corona-Lockerungen wieder geöffnet. Die Theater öffnen Ende Mai, freilich unter komplizierten Hygienebedingungen. Aber auch diesen Anforderungen könnte man sich in den Ruhrtriennalen-Hallen mit entsprechend geschultem Personal stellen. Der Kulturrat NRW hat die NRW-Landesregierung jedenfalls aufgefordert, wenn Kulturbereiche noch in diesem Monat wieder geöffnet werden, auch die Ruhrtriennale wieder stattfinden zu lassen. In einer angepassten und kondensierten Version. Worum könnte es gehen? Die Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp stellt sich den Fragen von klassikfavori! HAT DIE RUHRTRIENNALE 2020 NOCH EINE CHANCE? weiterlesen

Beethrifft 2020: Was uns zu denken gibt!

 

Beethoven-Logo des Bärenreiterverlags. Der hat einen interessanten Trailer auf seiner Netzseite veröffentlicht.

(3. Mai 2020) Natürlich vergessen wir Beethovens 250. Geburtstag nicht! Trotz Corona-allmächtig-allüberall. Zufällig stolpere ich über einen kleinen Trailer, der vorführt, wie wir in diesen Zeiten von der Arbeit der Notenentzifferer, der Urtextforscher, der Verlage, die „spreaden“, nicht zuletzt von verständigen Interpreten, die davon infiziert neu ansetzen, lernen können. Lassen wir dahingestellt, dass, auf Beethoven bezogen, natürlich auch ein großer Musikverlag meint, nur mit Mondschein- und Neunteklängen Werbung machen zu können. Immerhin hört man in diesem Trailer auch den mittleren Satz der cis-moll Sonate op. 27 Nr. 2, zu dem meine Klavierprofessorin mal meinte, „das sei das unterschätzte Alpenblümchen zwischen den (Berg-)Gipfeln (1. und 3. Satz). Immerhin gibt es auch kurz Streichquartett. Und wie Jonathan del Mar, Beethovenforscher und Herausgeber einer neuen Urtext-Edition, in Beethovens Rasumowsky-Quartett einem angeblich falschen Ton Recht verschafft, ist bemerkenswert… Oder einem scheinbar wiederkehrenden Rhythmus-Modell eine ‚Andersartigkeit‘ einfordert. Auch Beethoven wird im Detail gern überhört wenns anders einfacher geht! Das gibt in heutigen Zeiten zu denken. Es ist meist komplexer, als Vordergrundermittler es für die schnelle Formatierung gern hätten. Seien wir um die dankbar, die im Hintergrund die gründliche Arbeit auch gegen Widerstand nicht scheuen, Fragen aufwerfen und kritisch bleiben. Hier zum Trailer.

Siehe auch weitere Beethrifft 2020-Beiträge auf Klassikfavori: Beethrifft 2020-Oper Bonn; Beethrifft 2020 Gürzenich-Orchester. U.a.

Zum Jahrestag der Katastrophe in Notre-Dame am 15. April

Mit Kerzenlicht in der Hand sitzen die Domchöre von Notre-Dame im Hochaltar. Ein Jahr nach der Notre-Dame-Katastrophe ist die Kathedrale immer noch eine ungesicherte Baustelle
Die Chöre der Maîtrise Notre-Dame de Paris im Chorraum. Foto P. Lemaître

(15. April 2020) Zum Jahrestag der Notre-Dame-Katastrophe ist die Frage berechtigt: Wann werden die Chöre der Maîtrise Notre-Dame de Paris wohl wieder in ihrer Bischofskirche eine Messe oder eine Vesper singen? „In fünf Jahren sei die Kathedrale wieder aufgebaut“, hat der französische Präsident unmittelbar nach der Brandkatastrophe am 15. April 2019 markig verkündet. Ein Jahr später ist man immer noch mit der Schadenssichtung beschäftigt. Von Wiederaufbau und Restaurierung noch keine Spur.  Zum Jahrestag der Katastrophe in Notre-Dame am 15. April weiterlesen