Archiv der Kategorie: Podcast favori

Zurück zur Substanz! – Christoph Timpe spielt die sechs Sonaten und Partiten für Violine solo von Bach

Christoph Timpe, Sonaten und Partiten für Solo Violine. BWV 1001-1006. Coviello Classics COV

Die „Sei Soli“, die sechs Sonaten und Partiten für Violine solo von Johann Sebastian Bach sind ein geigerisches Opus Magnum. Und werfen doch immer noch viele Fragen auf. Was ist nicht schon alles da hinein interpretiert, spekuliert und gedeutet worden. Fakt ist, dass alle Geigerinnen und Geiger sich den Herausforderungen aus BWV 1001 bis 1006 einmal in ihrem Leben stellen wollen. Der Barockgeiger Christoph Timpe hat sich über Jahre hinweg auch mit Fragen rund um den Zyklus beschäftigt, beispielsweise, welche Genres, wie Triosonate oder Arien hat Bach in einzelnen Sätzen der drei Sonaten zum Vorbild genommen, wie könnten Tanzformen in den drei Partiten wirklich hörbar gemacht werden und hat Bach überhaupt geigerisch gedacht? Den Zyklus von seinem angehäuften Bedeutungsberg zu entschlacken, war Christoph Timpes erstes Anliegen. Ich würde sagen, die Substanz ehrlich hörbar zu machen und das inzwischen zur Regel gewordene verschwummerte „genialisch“ irgendwie Drüberhuschen mal wieder durch altmodische Genauigkeit zu ersetzen sein und Auszuspielen durchzieht als Geisteshaltung Timpes Interpretation. Und da wirken selbst auffallend schnelle Tempi nie aufgeregt virtuos oder selbstdarstellerisch. Die Interpretation steht im Dienst der Idee. Die Aufnahme ist bei Coviello Classic (COV 92405) erschienen. Klassifavori hat den Geiger im März bei den Karlsruher Händelfestspielen zufällig in der Kantine getroffen. Und da hat Christoph Timpe seine Herangehensweise erklärt, was Sie in diesem podcast favori nachhören könnten.
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Was heißt eigentlich Statisterie? Oliver Reichenbacher erzählt

Was heißt eigentlich Statisterie? Oliver Reichenbacher erzählt

Oliver Reichenbacher

In den Kritiken werden sie nie erwähnt! Die Statisten, die neben den Solisten auf der Bühne stehen und wichtige szenische Aufgaben dadurch erfüllen, dass sie da sind. Natürlich gibt es auch Statisten bei den beiden Produktionen dieser 46. Händelfestspiele in Karlsruhe, die gerade laufen. In der Neuproduktion von „Siroe in Persia“ sind es die Spießgesellen von Medarse (Siehe Titelfoto von Felix Grünschloss mit Medarse (Filippo Minecca) und seinen Spießgesellen), die am Ende abgemurkst werden. Oder die Wächter von König Chosrau. Die zwei Wachen in der Wiederaufnahme „Ottone, Re in Germania“ müssen sogar einmal wie Betrunkene torkeln und einen „Flaschentanz“ absolvieren. (Siehe Klassikfavori-Kritik) Aber wie kommen Statisten auf die Bühne, wer sind sie und wie werden Sie gefunden? Das habe ich den Leiter der Statisterie der Händelfestspiele und des Badischen Staatstheaters gefragt, Oliver Reichenbacher! (Die Fragen stellt Sabine Weber) Was heißt eigentlich Statisterie? Oliver Reichenbacher erzählt weiterlesen

Mit „Macbeth” startet Intentdantin Merle Fahrholz in ihre erste selbstverantwortete Spielzeit am Aalto

Mit „Macbeth” startet Intentdantin Merle Fahrholz in ihre erste selbstverantwortete Spielzeit am Aalto

Mit der Saisonpremiere  von Verdis „Macbeth” (Besprechung folgt) gibt Merle Fahrholz ihren Einstand als Intendantin. Nach dem unerwartet schnellen Wechsel von Hein Mulders nach Köln hat sie die letzte Spielzeit am Aalto-Musiktheater in Essen mit seinen Planungen übernommen. Die Saison war sogar noch vor Corona geplant gewesen. Da gab es einiges für sie zu tun. Aber die Spielzeit 23/24 trägt jetzt allein ihre Handschrift. Die erste IntendantIN am Aalto-Musiktheaters und der Essener Philharmoniker hat den unverhofft schnellen Wechsel von der Chefdramaturgin und stellvertretenden Intendantin in Dortmund nach Essen hervorragend verkraftet, wie sie in einem Gespräch kurz vor Premierenbeginn verraten hat! Und hat einiges vor. Sie will junge Regisseurinnen fördern. Und verhilft gleich mal der ersten französischen Faustoper nach dem Goethestoff zu ihrer deutschen Erstaufführung – komponiert von einer Frau: Louise Bertin! (Die Fragen stellt Sabine Weber) Mit „Macbeth” startet Intentdantin Merle Fahrholz in ihre erste selbstverantwortete Spielzeit am Aalto weiterlesen

Für Janaceks „Aus einem Totenhaus” auf der Ruhrtriennale bringt Tscherniakov die Zuschauer ins Gefängnis

Für Janaceks „Aus einem Totenhaus” auf der Ruhrtriennale bringt Tscherniakov die Zuschauer ins Gefängnis

Leos Janacek hatte in seinen Opern immer die Schwachen der Gesellschaft im Visier, die vom Weg abgekommenen, die Rechtlosen, die auch noch Unrecht begehen. Frauen, die aus Not gegen das Gesetz verstoßen („Jenufa” und „Katja Kabanova”), im „Schlauen Füchslein” die schutzlose Tierwelt. In seiner letzten Oper geht er so weit wie nie, denn er vertont die Aufzeichnungen „Aus einem Totenhaus” von Fjodor Dostojewski. Dostojewski hat vier Jahre im Gefängnis beziehungsweise einem Gulag-Vorläufer durchleben müssen. Janaceks 1926/27 komponierte Oper ist immer ein existentielles Erlebnis für die Zuschauer, denn Verurteilten, Gewaltverbrechern, dem Abschaum der Gesellschaft leiht Janacek seine Musik. Dmitri Tscherniakov hat für die diesjährige Ruhrtriennale hautnah inszeniert und das Publikum gleich mit ins Gefängnis gebracht. Premiere war gestern, am 31. August 2023. Mit im Gefängnis der Jahrhunderthalle Bochum der Chor der Janacek-Oper des Nationaltheaters Brünn. Die Bochumer Sinfoniker saßen zwar vor den Gittern, aber Chef Dennis Russell Davis war auf Bildschirmen omnipräsent. Noch im Foyer der Bochumer Jahrhunderthalle hat klassikfavori das Mikrofon gezückt und mit Opernexperte Klaus Kalchschmid das Erlebnis in einem podcast kommentiert. (Die Fragen stellt Sabine Weber) Für Janaceks „Aus einem Totenhaus” auf der Ruhrtriennale bringt Tscherniakov die Zuschauer ins Gefängnis weiterlesen

Saint-Saëns Grand Opera „Henry VIII” in Brüssel mit viel Spektakel aber verdammt gut!

Endlich mal wieder ein klassikfavori podcast. Oper der Woche! mit Klaus Kalchschmid und Sabine Weber über die Entdeckung von Camille Saint-Saëns Grand Opera „Henry VIII” im La Monnaie in Brüssel. Viel Spektakel (Regie: Olivier Py;  Bühne und Kostüme: Pierre-André Weitz; Choreografie. Ivo Bauchiero) aber verdammt gut!
Marie-Adeline Henry (Katharina von Aragon), Nora Gubisch (Anna Boleyn), Statist, Llionel Lhote (Henry VIII.) Foto: Baus/ La Monnaie

Das Gespräch haben wir am 18. Mai 2023 aufgezeichnet. Aufführungen in Brüssel am La Monnaie gibt es heute, den 18. Mai.
Am 21./ 25. und 27. Mai ist Henry VIII in Brüssel außerdem noch einmal zu erleben. Außerdem über Operavision zu streamen

Verdis „Luisa Miller” wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft

Verdis „Luisa Miller” wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft

Die Oper Köln hat eine Produktion vom Glyndebourne-Festival 2021 Übernommen. Die Kölner Premiere findet am 4. März statt. Schon in Glyndebourne vor anderthalb Jahren ist der Wiener Georg Zlabinger für die Umsetzung von Christof Loys Regieidee federführend gewesen, wie in diesem Interview nach einer Probe zu erfahren ist. (Die Fragen stellt Sabine Weber) Verdis „Luisa Miller” wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft weiterlesen

40 Jahre Jaro-Medien! Und Gründer Uli Balß ist noch immer enthusiastisch

(Titelfoto: Uli Balss vor der Abbildung eines Schiffes, das Auswanderer nach Amerika gebracht hat. Musikvorlieben waren oft mit im Gepäck, was zu den Stilamalgamierungen führte, wie sie auf einigen Jaro-Aufnahmen nachzuhören sind)

Uli Balss hat das Label Jaro-Medien 1981 gegründet und ist bis heute künstlerischer Leiter und Promoter. Für 280 Produktionen mit mehr als 50 Musikerinnen und Musikern zeichnet er verantwortlich. Dafür hat er Ensembles weltweit gewonnen, den bulgarischen Frauenchor Angelite, der zweimal für den amerikanischen Grammy nominiert wurde, die Warsaw Village Band, die 2004 mit dem BBC World Music Award geehrt wurde, den pakistanischen Qawwali-Sänger Nusrath Fateh Ali Khan, der 1995 mit dem Musikpreis der UNESCO ausgezeichnet wurde, oder das New Yorker Sextett Hazmat Modine, das Jazz, Blues, Klezmer im Schmelztiegel der American-Root-Musik anrührt. 40 Jahre Jaro-Medien! Und Gründer Uli Balß ist noch immer enthusiastisch weiterlesen

Eine Frage der Fassungen! Zur Premiere von Charles Gounods „Faust“– klassikfavori im Gespräch mit der Dramaturgin Birgit Meyer

(05.06.2021, Kölner Oper) Die aktuelle Produktion findet heute im Staatenhaus sogar vor Publikum statt! Eine Deutsche Erstaufführung wurde angekündigt. Kurz vor der Premiere konnte ich Birgit Meyer treffen und die Kölner Intendantin über Ihre Arbeit als Dramaturgin befragen.

Birgit Meyer, Intendantin der Oper Köln und Dramaturgin dieser Produktion. Foto: Teresa Rothwangl
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