Archiv der Kategorie: Oper

„Volle Batterie!“ in Köln – Das Gürzenich-Orchester mit Hip Hop im Club und Atomkatastrophe in der Oper INES

Zwei Mal Ausnahmezustand! Und dennoch ein finaler Saison-Paukenschlag der besonderen Art. Mit geplant natürlich von und zugeschnitten auf den Mann und Dirigenten, dessen Name derzeit nicht über die Lippen geht. Auch wenn das Gürzenich-Orchester durch dessen künstlerische Ausnahmeleistung das erreicht hat, womit es genau an diesem Wochenende punktet. Was für ein Mist. Denn ein Image-Schaden muss abgewendet werden. So zählt der Rap/Hardrock-Ausflug samstags mit DJ, Beatboxing und einer Hevy-Metal-Partitur von Bernhard Gander („Melting Pot“) im Club Carlswerk-Victoria und die Uraufführung der Atomkatastrophen-Oper „INES“ von Ondřej Adámek am Tag danach eben als Befreiungsschlag. Titus Engel und der Komponist Adámek haben sehr gern die Leitung des Gürzenich-Orchesters samstags und sonntags übernommen. (Von Sabine Weber) „Volle Batterie!“ in Köln – Das Gürzenich-Orchester mit Hip Hop im Club und Atomkatastrophe in der Oper INES weiterlesen

„La Chauve-Souris“ – „Die Fledermaus“ – geht in Lille in neuer französischer Fassung über die Bühne und begeistert!

Die deutschsprachige Operette Nummer eins funktioniert auf französisch formidable, denn in dieser Produktion ist der Text von Agathe Mélinand musikalisch passgenau neu übersetzt worden, Laurent Pelly, der französische Offenbach-Spezialist, führte Regie, in einem sensationellen Bühnenbild von Chantal Thomas, sodass die Wände wackelten. Im Graben Johanna Malangré, seit 2022 Cheffe d’orchestre in Amiens, die ihr Orchestre de Picardie nach Lille mitgebracht und auf Walzer, Galopp und Csárdás eingeschworen hat. (Von Sabine Weber)

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Radioaktives Rheingold! – Konwitschny inszeniert die vorletzte Oper seines Dortmunder Rings!

So hat wohl noch keiner Alberich in Richard Wagners Vorabend des „Rings“ erlebt! (Siehe Titelbild. Foto: Thomas M. Jauk) Als Rockefeller-Unternehmer-Typ sitzt er im Chefsessel. Er treibt seine Nibelungen-Techniker ins Geheimlabor und bastelt an der Atombombe! (Von Sabine Weber)
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Hoffnung und Friedensutopie in Magnards „Guercœur“ weiten sich in Strasbourg ins Kosmische

Stéphane Degout muss sich in der Titelrolle unter Regisseur Christoph Loy in einem kargen Setting hart an himmlischen Mahnerinnen und menschlichen Widerständen abarbeiten und bleibt dabei bis zuletzt stimmlich überragend. Das Orchestre Philharmonique Strasbourg dreht unter Ingo Metzmacher gewaltig auf und erklimmt die vielen dramatischen Gipfel Alberic Magnards, während der Chœur de l’Opera national du Rhin mit mystischen Botschaften aus dem Off hinter dem Parkett das Publikum entrückt. (Von Sabine Weber) Hoffnung und Friedensutopie in Magnards „Guercœur“ weiten sich in Strasbourg ins Kosmische weiterlesen

„Zaide. Adama“ – Doppeltes Musiktheater: Mozart und Chaya Czernowin am Theater Aachen

Zaide“ hat Mozart 1779 24jährig begonnen, lässt das Singspiel aber 1780 in der Schublade verschwinden, um „Idomeneo“ in Angriff zu nehmen. Weil die Salzburger Festspiele zum Mozartjahr 2006 eine Gesamtaufführung aller Mozart-Bühnenwerke anberaumten, wurde Chaya Czernowin beauftragt, das zweiaktige Fragment zu vollenden. Sie entwickelt ein eigenes modernes Musiktheater, das sich mit einer Parallelhandlung in die Leerstellen des Singspiels verkeilt. Der damalige Festspielleiter Peter Ruzicka verlangte, Mozart unangetastet zu lassen. 2017 überarbeitete Czernowin ihre Schablone, fügte einen Chor hinzu und erweiterte sie mit collageartig das Original überlagernden Momenten. Diese Fassung feiert eine umjubelte Premiere am Theater Aachen. (Von Sabine Weber)
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Hunding mit Stierhorn und die Walküren mit Flüstertüte! Concerto Köln unter Nagano ist noch bis August auf Tournee!

(Titelfoto: Das Podium der Kölner Philharmonie ist gefüllt! Foto: Michael Graubner) Nach konzertanten Aufführungen an der Staatsoper in Prag und im Concertgebouw Amsterdam gastiert Concerto Köln unter Kent Nagano in der Kölner Philharmonie. Verstärkt durch das Dresdner Festspielorchester. Mit „Rheingold“ hatte Concerto Köln unter Nagano schon 2021 stürmischen Applaus entfesselt. Jetzt springt das Publikum sogar nach jedem „Walküren“-Aufzug aus den Sesseln. Im letzten Aufzug allerdings erst nach 10 Sekunden, so groß ist die Erschütterung. Wotan verstößt nach der emotional bis zum letzten aufgeladenen Auseinandersetzung Brünnhilde doch noch. Die seit 2018 angesagten „Wagner-Lesarten“ wirken. Das „sprechende Singen“ vor allem, das Wagners Diva Wilhelmine Schröder-Devrient, zu Wagners großer Freude, mitgeprägt haben soll! (Von Sabine Weber) Hunding mit Stierhorn und die Walküren mit Flüstertüte! Concerto Köln unter Nagano ist noch bis August auf Tournee! weiterlesen

Große Magiershow im Zirkusrund! – „Zoroastre“ in Münster mit Haute-Contre-Star David Tricou!

Rameaus Spätwerk „Zoroastre“ war schon 1749 in Paris ein sensationelles Bühnenspektakel, was Beleuchtung nebst Feuerwerk, Bühnenmaschinerie und Kostüme anging. Am Theater Münster verordnet Regisseur Georg Schütky den Kampf der Lichtgestalt Zoroastre gegen die Mächte der Unterwelt in eine umtriebige Zirkusarena. (Von Sabine Weber) Große Magiershow im Zirkusrund! – „Zoroastre“ in Münster mit Haute-Contre-Star David Tricou! weiterlesen

Wie sag’ ich’s Ihr? Joseph Bolognes „L’amant anonyme“ bekommt in Essen „Unerwartete Wendungen“!

„Schwarzer Mozart“ wurde Joseph Bologne de Saint-Georges seiner dunklen Hautfarbe wegen genannt. Sohn eines ausgedienten Musketiers und einer schwarzen Sklavin, konnte er den Geigenbogen ebenso brillant wie den Degen führen. Er hat in der französischen Nationalgarde die junge Republik verteidigt und wäre dennoch fast auf dem Schafott gelandet. Sechs Opern hat er komponiert. Eine, „L’amant anonyme“, ist komplett überliefert. Am Aalto in Essen wird diese „Comédie mêlée en deux actes“ wiederentdeckt und bekommt „Unerwartete Wendungen“: Neue Musik, ein „Seniorinnenquartett“, zwei Zuschauer, zwei „Spoken Word Artists“ und „Street-Dancers“! Es geht erstaunlich gut! (Von Sabine Weber)
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Kurtágs Beckett-Oper „Fin de Partie“ – genial umgesetzt in Dortmund

Wer die szenisch eher langweilige Uraufführungs-Regie von „Fin de Partie” in Mailand gesehen hat, wird erstaunt sein, was Regisseur Ingo Kerkhof für Dortmund mit Kurtágs Beckett-Oper entfesselt. Das Publikum durchlebt das „Endspiel“, so der ins Deutsche übersetzte Titel, der vier versehrten Alten in Schicksalsgemeinschaft hautnah auf der Bühne sitzend. Die Dortmunder Philharmoniker bringen Kurtágs detail- und farbversessene, auf kammermusikalisch in neuen Instrumentenkombinationen setzende Partitur wie sprechend zum Klingen. Sodass unter der Leitung von Johannes Kalitzke ein Gesamtsprachklang entsteht, der der Genialität von Kurtágs Opus magnum in allem gerecht wird! (Von Sabine Weber) Kurtágs Beckett-Oper „Fin de Partie“ – genial umgesetzt in Dortmund weiterlesen

Thalheimers „Eugen Onegin“ – im abstrakten Raum pur!

Thalheimers „Eugen Onegin“ – im abstrakten Raum pur!

Peter Tschaikowskys „Eugen Onegin“ um 1878 komponiert, ist ein Gesellschafts und Personendrama aus dem 19. Jahrhundert und basiert auf Alexander Puschkin. Nach 20 Jahren hat die Oper jetzt wieder auf die Bühne der Düsseldorfer Oper am Rhein gefunden. Die Regie von Michael Thalheimer verzichtet auf Folklore und pointiert das höchstmenschliche Drama zweier Paare in einem abstrakten Raum! Faszinierend! Denn wir saßen für Sie in der Premiere, gestern, Sonntag, den 25. Februar 2024, und Klaus Kalchschmid beantwortet wie immer ein paar Fragen, die in diesem podcast favori „Die Oper der Woche“ nachzuhören sind. (Die Fragen stellt Sabine Weber) Thalheimers „Eugen Onegin“ – im abstrakten Raum pur! weiterlesen