Archiv der Kategorie: Oper

Die Französische Erstaufführung von Paderewskis „Manru“ in deutscher Sprache füllt in Nancy das Haus!

Diese Repertoire-Entdeckung beschert der Opéra Lorraine in Nancy auch bei der dritten Aufführung wieder ein volles Haus. Und es hat Vorteile, in der zweiten Runde einer internationalen Koproduktion, hier mit der Oper Halle (Premiere am 21. März 2022), am Ball zu sein. Die junge Regisseurin Katharina Kastening nutzt den zweiten Anlauf und intensiviert ihre Personenregie. Hier steht ihr auch ein hoch motiviertes, nur für diese Produktion zusammen gekommenes Ensemble zur Verfügung. Anders als an einem Repertoirehaus sind die Solisten durch keine Zwischenengagements abgelenkt. Im letzten Akt bekommt die instrumentale Traumszene von Manru zudem ein neues Lichtschattenspiel, das die Dämonen der Titelfigur auf den Plan ruft! Das ist völlig neu! (Von Sabine Weber) Die Französische Erstaufführung von Paderewskis „Manru“ in deutscher Sprache füllt in Nancy das Haus! weiterlesen

Erdrückend gut! Reimanns Garcìa Lorcà „Bernarda Alba“ feiert in Gelsenkirchen Premiere!

Das Musiktheater im Revier bringt Aribert Reimanns „Bernarda Alba“ nach 20 Jahren erstmals wieder auf eine europäische Bühne. Und mit Erfolg. Die Regie von Hilsdorf konzentriert sich auf die menschlichen Konflikte, die eine grausam despotische Witwe unter ihren fünf charakterlich völlig unterschiedlichen Töchtern auslöst. Ein grandios besetztes Solistenensemble macht die Verzweiflung der einzelnen hautnah erlebbar. Dirigent Johannes Harneit, selbst Komponist und Spezialist für neue Musik, katapultiert Reimanns gewöhnungsbedürftige Klänge impulsiv aus dem Graben, um die psychotischen Zustände am Rande der Verzweiflung zu begleiten. Es ist ein hartes, aber faszinierendes Stück und löst in der Premiere großen Jubel aus. Zu Recht! (Von Sabine Weber) Erdrückend gut! Reimanns Garcìa Lorcà „Bernarda Alba“ feiert in Gelsenkirchen Premiere! weiterlesen

Tri Sestry – Eötvös’ Oper erfährt kongeniale Interpretation in Hagen

(Titelbild: Die „drei Schwestern“ Irina, Dorothea Brandt, Mascha, Maria Markina, und Olga, Lucie Ceralová. Foto: Leszek Januszewski) Als Spiegel des Lebens der meisten Menschen wollte Tschechow seine „Drei Schwestern“, die 1901 im Moskauer Künstler-Theater uraufgeführt wurden, verstanden wissen – und war entsetzt, als ihm ein Zuschauer sagte, das Stück habe ihn zu Tränen gerührt. Heute wird das Werk meist im Hinblick auf das Tragische interpretiert, dabei das in ihm enthaltene Komödiantische übersehen. Wie gut, dass Péter Eötvös in seinem gemeinsam mit Claus H. Henneberg verfassten Libretto für seine Oper nach Tschechows Werk das Komische nicht ausgeblendet hat – und EötvösOper in der Hagener Inszenierung von Friederike Blum eine kongeniale Interpretation erlebt! (Von Jukka Höhe) Tri Sestry – Eötvös’ Oper erfährt kongeniale Interpretation in Hagen weiterlesen

„La Bête dans la jungle“ – Ein Egotripp in die einsame Männerseele…

Weder mit dem Dschungelbuch hat Arnaud Petits Oper „La Bête dans la jungle“ etwas zu tun. Noch mit „La Belle et la Bête“ und ist auch keine Kinderoper, wie einige irrtümlich annahmen. Der Titel verleitet zu solchen Assoziationen. Dies ist ein Tripp in eine vereinsamte Männerseele. Denn „The Beast in the Jungle“ (1903) – „Das Raubtier im Dschungel“ ist eine Kurzgeschichte von Henry James. Und wie in seiner Novelle „The Turn of the Screw“ (1898), die ja Britten vertont hat, geht es um die Undurchdringlichkeit des Inneren – der Dschungel , den Spiegel, in dem sich Menschen selbst erkennen. Und mit Schauereffekt dürfen  auf der anderen Seite auch gern Geister erscheinen. Unter François-Xavier Roth ist Arnauds „La Bête dans la jungle“ in der Regie von Frederic Wake-Walker am 14. April uraufgeführt worden. In dieser Aufführung leitet Arne Willimiczik das Gürzenich-Orchester. Kein Nachteil, denn Willimiczik zeichnet verantwortlich für die komplette Einstudierung in Zusammenarbeit mit Emily Hindrichs, Miljenko Turk, den beiden Hauptdarstellern, und dem anwesenden Komponisten. (Von Sabine Weber) „La Bête dans la jungle“ – Ein Egotripp in die einsame Männerseele… weiterlesen

Korngolds „Die tote Stadt“ gebiert in Düsseldorf Wiedergänger!

Titelbild: Corby Welsh (Paul) und Nadja Stefanoff (Marietta). Foto: Sandra Then. „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold ist Brügge. Dieser hübschen mittelalterlichen Backsteinstadt mit engen Gasen und Kanälen hat Georges Rodenbach in seinem symbolistischen Roman „Bruge-la-Morte“, 1903 ins Deutsche übersetzt, die morbide Atmosphäre eingeschrieben. Korngold nutzt sie für ein Portrait des Fin du siècle mit berauschender zugleich subkutan bedrohlicher Musik, die mit Regisseur Daniel Kramer sogar Tote leibhaftig werden lässt. (Von Sabine Weber) Korngolds „Die tote Stadt“ gebiert in Düsseldorf Wiedergänger! weiterlesen

Senta erfährt ein neues Schicksal – Im Kölner Holländer!

Senta (Ingela Brimberg) geistert auf der Schiffsbrücke und versucht sich zu erinnern. „Und schon kommen sie mir entgegen, die mich damals kannten…“, tönt eine Geisterstimme in den Raum. Senta hat also ihre Begegnung mit dem Holländer überlebt! Damals. Die Oper ist Erinnerung. Und die setzt ein, wenn mit dem Quart-Quint-Signal der Hörner das Vorspiel beginnt! (Von Sabine Weber) Senta erfährt ein neues Schicksal – Im Kölner Holländer! weiterlesen

Witzig spritzig und mit Stil! – André Messagers Operette légère „Passionnément“ begeistert am Theater Krefeld!

André Messager (1853-1929) war eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Er leitete Aufführungen an den Folies Bergère, setzte sich als Dirigent aber auch für Ur- und Erstaufführungen ein – unter anderem hebt er Debussys „Pelléas et Mélisande“ und Charpentiers „Louise“ aus der Taufe. Er war Kirchenmusiker und als Organist an Saint Sulpice tätig. Und schrieb erfolgreiche, dem Unterhaltungsgenre nahe Bühnenwerke, die am Ende seines Lebens gekonnt zwischen Opéra-comique und Operette schillern, spritzig aber elegant mit französischer Salonmusik und amerikanischer Popmusik jonglieren. (Von Sabine Weber) Witzig spritzig und mit Stil! – André Messagers Operette légère „Passionnément“ begeistert am Theater Krefeld! weiterlesen

Fokus 33. Umberto Giordanos „Siberia“ in Bonn

Umberto Giordano zählt mit Mascagni, Leoncavallo oder Cilea zu den „Veristen“, die sich in Sachen Oper vom übermächtigen Verdi abzusetzen versuchten. Giordanos „Andrea Chénier“ (1896) und „Fedora“ (1898) sind auf heutigen Bühnen noch präsent. Seine 1903 an der Mailänder Scala uraufgeführte, heute unbekannte „Siberia“, hat letzten Juli bei den Bregenzer Festspielen eine Wiederaufführung erlebt. Vom Bodensee ist die Produktion an den Rhein gekommen. Vasily Barkhatov inszeniert. Die Premiere in Bonn wurde begeistert gefeiert. (Von Sabine Weber) Fokus 33. Umberto Giordanos „Siberia“ in Bonn weiterlesen

Die Uraufführung von „Dogville“ in Essen wird euphorisch gefeiert!

Nach 15 Jahren stemmt das Aalto-Theater wieder eine Uraufführung! Und sie ist ein totaler Erfolg: die Oper „Dogville“ von Gordon Kampe in der Regie von David Hermann nach Lars von Triers gleichnamigem Film. Der dänische Filmemacher, der mit „Melancholia“ oder „Der Antichrist“ polarisiert, hat mit „Dogville“ 2003 sogar in einer experimentellen Versuchsanordnung gedreht. Häuser, Räume und Straßen von Dogville sind Spielbrett-ähnlich nur mit Kreidestrichen angedeutet, auf denen die Bewohner der piefigen Kleinstadt auf die Ankunft eines Flüchtlings, Grace, reagieren. (Im Film übrigens grandios dargestellt von Nicole Kidman) Grace wird wiederwillig aufgenommen, dann ausgenutzt, als Sklavin an die Kette gelegt gedemütigt, misshandelt bis sie sich im Finale rächt. Zu diesem Brechtischen Drama hat Gordon Kampe eine dichte und von Schlagzeugeffekten energetisch aufgeladene Musik geschrieben. (Von Sabine Weber) Die Uraufführung von „Dogville“ in Essen wird euphorisch gefeiert! weiterlesen

Mercadantes „Francesca da Rimini“ – Ein stillstehendes Dauerdrama in Frankfurt!

Verblüffend, welch unglaublich gute Musik drinsteckt. Viele Arien sind nach dem barocken Belcanto-Muster gestrickt. Jede Menge schwereloser Fiorituren also. Spitzentöne in Gleichnis- und Wutarien. Gleichzeitig empfindsame Cabalettas oder Cavatinen, die aus Glucks Reformopern kommen könnten, sogar an Mozart erinnern. Dazu Rossinischer Steigerungsgalopp und eine instrumentale Farbigkeit, Holzbläserensembles, Harfenbegleitung, ein Gesangs-Trio nur von drei Hörnern begleitet ist geradezu sensationell, das verrät kompositorische Könnerschaft! Doch das Drama entwickelt sich nicht, tritt mehr oder weniger drei Stunden lang auf der Stelle. Ein stillstehendes Dauerdrama! (Von Sabine Weber)
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