(Beim Betreten der Philharmonie! Foto: Sabine Weber) Im Eröffnungskonzert der 13. Ausgabe bietet das WDR Sinfonieorchester unter Cristian Măcelaru in der ersten Hälfte in die Jahre gekommene Moderne. Aber György Ligetis „Clocks and Clouds“(1972/3) mit Frauenchor (Frauen des WDR Rundfunkchores) und „Atmosphères“ für gigantisches Orchester (1961) – Ligetis 100. Geburtstag wird in diesem Jahr gefeiert – sowie Claude Viviers „Orion“ (1979) mit noch mehr Schlag-Klangwerk, wirken unerhört frisch und sogar aufregend modern im Vergleich zu dem postromantischen Violinkonzert von Mark Simpson (*1988), das nach der Pause uraufgeführt wird. Der Brite lässt vor allem die Solistin arbeiten. Und hat gute Aktien, denn Nicola Benedetti liefert eine beeindruckende Performance, die trotz einigen Leerlaufs mitreißt. (Von Sabine Weber) „Acht Brücken | (Neue) Musik für Köln” in der Philharmonie mit dem WDR Sinfonieorchester fulminant eröffnet weiterlesen
Archiv der Kategorie: Konzertkritiken
I feel pretty in Salzuflen!
Gerade erst in Bad Salzuflen und schon im tiefsten „Lietholz-Blues“, weil einkaserniert in eine monumentale Reha-Anlage. Jeder poetische Moment ist diesem 70er Jahre-Bau kategorisch ausgemerzt (Pförtnerloge im Stil einer Bushaltestelle in Eingangshalle). Alles funktional, wirft es dennoch auf die Gretchenfrage zurück, warum bin ich bloß hier? … Aber da gibt es ja noch die wunderbare Konzerthalle im Kurpark. Und die Nordwestdeutsche Philharmonie, die hier aufspielt. Zum Neujahrstag! Natürlich krücke ich unverzüglich hin! (Von Sabine Weber)
Marie Jacquot feiert begeisterndes Debüt beim WDR Sinfonieorchester
Von 2019 bis 2022 war Marie Jacquot erste Kapellmeisterin an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. Bald wird die zweiunddreissigjährige Französin an die Königlichen Oper Kopenhagen gehen. Aber ersteinmal hat sie ihr Debüt beim WSO gefeiert. Und sowohl in ihrem Programm wie Dirigat exquisit Einblicke in die Beziehungsvielfalt der französischen und deutschen Musik des späten 19. Jahrhunderts gegeben. (Von Jukka Höhe) Marie Jacquot feiert begeisterndes Debüt beim WDR Sinfonieorchester weiterlesen
Frauen-Komponisten in einem Liederabend-Event der besonderen Art
Am Tag der Gewalt gegen Frauen lädt Uta Christina Georg ein. Und das sympathische Urania Theater in Köln-Ehrenfeld füllt sich. Einer der fünf Gründe – eine Handvoll – wie die Mezzosopranistin ihrem Publikum süffisant lächelnd zur Begrüßung im Saal erklärt, sei natürlich dieser besondere Frauentag. Nicht, dass die Komponistinnen, um die sich der Abend dreht, Gewaltopfer gewesen seien. Aber solange überhört worden zu sein, sei immer wieder Grund, sie in den Vordergrund zu rücken. Und Uta Christina Georg hat zu deren Sichtbarmachung auch einen 17-minütigen Film gedreht, unterstützt von einem Neu-Start-Kultur-Stipendium. Auch dieser Film ist Teil des Programms, wie auch die Uraufführung eines Liedes für tiefe Stimme, drei Streicher und Klavier der Kölner Komponistin Camille van Lunen, die auch anwesend ist. (Von Sabine Weber) Frauen-Komponisten in einem Liederabend-Event der besonderen Art weiterlesen
ZAMUS! Was ist Partimento? Oder: Continuospielen zu zweit im Konzertvortrag!
Bernardo Pasquini hat im ausgehenden 17. Jahrhundert nicht nur Opern und Oratorien komponiert, sondern sich didaktisch für seine Cembaloschüler eingesetzt. In Rom, wo er 60 Jahre gewirkt hat, lässt er Anleitungen zum Aussetzen des Basso continuos nach Ziffern in einem Traktat drucken, das, damit es nicht so langweilig wird, sogar für zwei Cembalisten ausgelegt ist, die sich im Doppel üben können. Oder in einer Art platonischem Dialog! Was es mit dem sogenannten „Partimento”, der Fachbegriff für diese Praxis, auf sich hat, haben jetzt Flóra Fábri und Andreas Gilger vorgeführt, die charakterlich nicht unterschiedlicher sein könnten und doch so zusammen gefunden haben, das fast nichts gefehlt hat. (Von Sabine Weber) ZAMUS! Was ist Partimento? Oder: Continuospielen zu zweit im Konzertvortrag! weiterlesen
Helmut Lachenmanns „…Zwei Gefühle…” Und dieses Werk zweimal: aus gutem Grund!
(Helmut Lachenmann erläutert. Foto: Jukka Hoehe) Die Konzertankündigung von Helmut Lachenmanns „..Zwei Gefühle…” (Musik mit Leonardo) von 1992 klingt vielversprechend. Zudem ist der Komponist anwesend und erklärt sein komplexes Werk, das vom Ensembles ColLAB Cologne unter Susanne Blumenthal mit Begeisterung aufgeführt wird. (Von Jukka Hoehe) Helmut Lachenmanns „…Zwei Gefühle…” Und dieses Werk zweimal: aus gutem Grund! weiterlesen
Wagners „Rheingold“ historisch informiert gesprochen, gesungen, gespielt…
In Berlin dampft gerade der Ring von Stefan Herheim. Da kommt in Köln ein ganz anderes Ringprojekt zum Tragen. Concerto Köln unter Kent Nagano präsentiert „Das Rheingold“ historisch informiert. Unter dem Motto „Wagner-Lesarten“ werden seit einigen Jahren neue Herangehensweisen an die Partitur erforscht. Ich erinnere mich noch gut an den ersten historisch informierten Holländer mit der Capella Coloniensis unter Bruno Weil. Jetzt also der Ring im historisch informierten Neuklang, dem Symposien und Workshops vorausgingen. Vier Wagner-Oboen wurden neu gebaut, die Wagnertuben kennt man ja. Hier sind sie allerdings auch neu gebaut worden wegen des Stimmtons 453 hz. Ritterbratschen sind wohl out, weil die riesigen, von Wagner präferierten Bratschen wohl unspielbar bleiben. Dafür wurden besondere Sing- und Sprechgewohnheiten erprobt, die Wagners Diva Wilhelmine Schröder-Devrient zur Begeisterung von Wagner entwickelt und geprägt haben soll. Und sogar eine rekonstruierte Pädagogik der Sprachbewältigung und Erlernung der Partitur, von Wagner autorisiert, sei hier zum Zug gekommen. Gestern war die Probe aufs Exempel. Und einiges Unerhörte war in den zweieinhalb Stunden ohne Pause tatsächlich zu bemerken. (Von Sabine Weber)
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Der Deutsche Dirigentenpreis 2021 ist in der Kölner Philharmonie an den Belgier Martijn Dendievel gegangen
Die Dirigierzunft ist gerettet! Denn „es sei eine wahre Freude gewesen, sich mit den Bewerberinnen und Bewerbern zu beschäftigen.“ Markus Stenz, Vorsitzender der Jury des Deutschen Dirigentenpreises, spielt auf das Klasse-Niveau an. Eine Knochenarbeit muss es dennoch gewesen sein. Denn 274 Video-Bewerbungen aus 49 Nationen sind beim Dirigentenforum des Deutschen Musikrates eingegangen und mussten von der 11köpfigen Jury vorab gesichtet werden. Eine Besonderheit dieses hoch dotieren und seit 2017 international ausgeschriebenen Wettbewerbs: Oper und sinfonisches Repertoire werden gleichberechtigt in der Pflichtkür für die besten Nachwuchsdirigentinnen und -Dirigenten angesetzt. Und so waren vom 18. bis zum 23. Oktober auch die beiden Kölner Orchester im Einsatz. Das WDR Sinfonieorchester fürs Sinfonische und das Gürzenich-Orchester für die Opernszenen plus Mitglieder des jungen Opernstudios ergänzt von Sängern des Kölner Ensembles. 10 Bewerbungen aus 9 Nationen schafften es in die Aktivrunde, plus der zwei extra-nominierte Stipendiaten des Forums Dirigieren. Beide haben einen Preis abgeräumt. Schon die öffentlichen Probenphasen waren im Vergleich äußerst spannend. (Von Sabine Weber) Der Deutsche Dirigentenpreis 2021 ist in der Kölner Philharmonie an den Belgier Martijn Dendievel gegangen weiterlesen
Der WDR Rundfunkchor beglückt mit Mozarts großer Messe in c-moll in der Kölner Philharmonie
Kann eine Messe beglücken? Oh ja – wenn ein Genie wie Mozart es komponiert. Und das Kammerorchester Köln mit seinem Dirigenten Christoph Poppen es so interpretiert wie am Sonntagmorgen in der Kölner Philharmonie. Der WDR Rundfunkchor und die beiden Gesangssolistinnen brillieren! (Von Jukka Höhe)
Eötvos dirigiert erstmals das Gürzenich-Orchester. Isabelle Faust ist die Solistin in seinem Violinkonzert „Alhambra“
(Titelfoto: Holger Talinski. Peter Eötvös vor dem Gürzenich-Orchester. ) Ein dirigierender Komponist und eine Star-Solistin locken ins erste Philharmoniekonzert nach dem dritten Lockdown. François-Xavier Roth, GMD des Gürzenich Orchesters, ist eigentlich in der Interimsoper im Staatenhaus mit Gounods „Faust“, diesen Samstag ist Premiere, vollauf beschäftigt. Doch da fliegt der Chef léger in Jeans und T-Shirt auch schon aufs Podium vor die Musiker, hebt begeisternd die Arme, juvénile bauchfrei, und ruft in den Saal: „Sehr Herzlich Willkommen!“ Dieser Mensch bebt vor Begeisterung für Eötvös, den er als Jugendlicher in Paris vor dem Ensemble Contemporain erlebt hat, wie er erzählt. Applaus vom Abstandspublikum, das sich in der ganzen Philharmonie streut. Die Freude ist allseits zu verspüren. Hier sein zu dürfen, und Peter Eötvös und Isabelle Faust zu erleben, die zuerst Eötvös‘ drittes Violinkonzert spielen wird. (Von Sabine Weber)
Eötvos dirigiert erstmals das Gürzenich-Orchester. Isabelle Faust ist die Solistin in seinem Violinkonzert „Alhambra“ weiterlesen