Archiv der Kategorie: Konzertkritiken

ZAMUS! Was ist Partimento? Oder: Continuospielen zu zweit im Konzertvortrag!

Bernardo Pasquini hat im ausgehenden 17. Jahrhundert nicht nur Opern und Oratorien komponiert, sondern sich didaktisch für seine Cembaloschüler eingesetzt. In Rom, wo er 60 Jahre gewirkt hat, lässt er Anleitungen zum Aussetzen des Basso continuos nach Ziffern in einem Traktat drucken, das, damit es nicht so langweilig wird, sogar für zwei Cembalisten ausgelegt ist, die sich im Doppel üben können. Oder in einer Art platonischem Dialog! Was es mit dem sogenannten „Partimento”, der Fachbegriff für diese Praxis, auf sich hat, haben jetzt Flóra Fábri und Andreas Gilger vorgeführt, die charakterlich nicht unterschiedlicher sein könnten und doch so zusammen gefunden haben, das fast nichts gefehlt hat. (Von Sabine Weber) ZAMUS! Was ist Partimento? Oder: Continuospielen zu zweit im Konzertvortrag! weiterlesen

Helmut Lachenmanns „…Zwei Gefühle…” Und dieses Werk zweimal: aus gutem Grund!

(Helmut Lachenmann erläutert. Foto: Jukka Höhe) Die Konzertankündigung von Helmut Lachenmanns ..Zwei Gefühle…” (Musik mit Leonardo) von 1992 klingt vielversprechend. Zudem ist der  Komponist anwesend und erklärt sein komplexes Werk, das vom Ensembles ColLAB Cologne unter Susanne Blumenthal mit Begeisterung aufgeführt wird. (Von Jukka Höhe) Helmut Lachenmanns „…Zwei Gefühle…” Und dieses Werk zweimal: aus gutem Grund! weiterlesen

Wagners „Rheingold“ historisch informiert gesprochen, gesungen, gespielt…

In Berlin dampft gerade der Ring von Stefan Herheim. Da kommt in Köln ein ganz anderes Ringprojekt zum Tragen. Concerto Köln unter Kent Nagano präsentiert „Das Rheingold“ historisch informiert. Unter dem Motto „Wagner-Lesarten“ werden seit einigen Jahren neue Herangehensweisen an die Partitur erforscht. Ich erinnere mich noch gut an den ersten historisch informierten Holländer mit der Capella Coloniensis unter Bruno Weil. Jetzt also der Ring im historisch informierten Neuklang. Symposien und Workshops gingen voraus. Vier Wagner-Oboen wurden neu gebaut, die Wagnertuben kennt man ja. Hier sind sie allerdings auch neu gebaut worden wegen des Stimmtons 435 hz. Ritterbratschen sind wohl out, weil die riesigen, von Wagner präferierten Bratschen wohl unspielbar bleiben. Dafür wurden besondere Sing- und Sprechgewohnheiten erprobt, die Wagners Diva Wilhelmine Schröder-Devrient zur Begeisterung von Wagner entwickelt und geprägt haben soll. Und sogar eine rekonstruierte Pädagogik der Sprachbewältigung und Erlernung der Partitur, von Wagner autorisiert, sei hier zum Zug gekommen. Gestern war die Probe aufs Exempel. Und einiges Unerhörte war in den zweieinhalb Stunden ohne Pause tatsächlich zu bemerken. (Von Sabine Weber)

Ein ntr-Mitschnitt der Zaterdagmatinee aus Amsterdam inklusive eines Interviews mit Kent Naganos ist derzeit online nachzuhören!!!

Wagners „Rheingold“ historisch informiert gesprochen, gesungen, gespielt… weiterlesen

Der Deutsche Dirigentenpreis 2021 ist in der Kölner Philharmonie an den Belgier Martijn Dendievel gegangen

Die Dirigierzunft ist gerettet! Denn „es sei eine wahre Freude gewesen, sich mit den Bewerberinnen und Bewerbern zu beschäftigen.“ Markus Stenz, Vorsitzender der Jury des Deutschen Dirigentenpreises, spielt auf das Klasse-Niveau an. Eine Knochenarbeit muss es dennoch gewesen sein. Denn 274 Video-Bewerbungen aus 49 Nationen sind beim Dirigentenforum des Deutschen Musikrates eingegangen und mussten von der 11köpfigen Jury vorab gesichtet werden. Eine Besonderheit dieses hoch dotieren und seit 2017 international ausgeschriebenen Wettbewerbs: Oper und sinfonisches Repertoire werden gleichberechtigt in der Pflichtkür für die besten Nachwuchsdirigentinnen und -Dirigenten angesetzt. Und so waren vom 18. bis zum 23. Oktober auch die beiden Kölner Orchester im Einsatz. Das WDR Sinfonieorchester fürs Sinfonische und das Gürzenich-Orchester für die Opernszenen plus Mitglieder des jungen Opernstudios ergänzt von Sängern des Kölner Ensembles. 10 Bewerbungen aus 9 Nationen schafften es in die Aktivrunde, plus der zwei extra-nominierte Stipendiaten des Forums Dirigieren. Beide haben einen Preis abgeräumt. Schon die öffentlichen Probenphasen waren im Vergleich äußerst spannend. (Von Sabine Weber) Der Deutsche Dirigentenpreis 2021 ist in der Kölner Philharmonie an den Belgier Martijn Dendievel gegangen weiterlesen

Der WDR Rundfunkchor beglückt mit Mozarts großer Messe in c-moll in der Kölner Philharmonie

Kann eine Messe beglücken?  Oh ja – wenn ein Genie wie Mozart es komponiert. Und das Kammerorchester Köln mit seinem Dirigenten Christoph Poppen es so interpretiert wie am Sonntagmorgen in der Kölner Philharmonie. Der WDR Rundfunkchor und die beiden Gesangssolistinnen brillieren! (Von Jukka Höhe)

Der WDR Rundfunkchor beglückt mit Mozarts großer Messe in c-moll in der Kölner Philharmonie weiterlesen

Eötvos dirigiert erstmals das Gürzenich-Orchester. Isabelle Faust ist die Solistin in seinem Violinkonzert „Alhambra“

(Titelfoto: Holger Talinski. Peter Eötvös vor dem Gürzenich-Orchester. ) Ein dirigierender Komponist und eine Star-Solistin locken ins erste Philharmoniekonzert nach dem dritten Lockdown. François-Xavier Roth, GMD des Gürzenich Orchesters, ist eigentlich in der Interimsoper im Staatenhaus mit Gounods „Faust“, diesen Samstag ist Premiere, vollauf beschäftigt. Doch da fliegt der Chef léger in Jeans und T-Shirt auch schon aufs Podium vor die Musiker, hebt begeisternd die Arme, juvénile bauchfrei, und ruft in den Saal: „Sehr Herzlich Willkommen!“ Dieser Mensch bebt vor Begeisterung für Eötvös, den er als Jugendlicher in Paris vor dem Ensemble Contemporain erlebt hat, wie er erzählt. Applaus vom Abstandspublikum, das sich in der ganzen Philharmonie streut. Die Freude ist allseits zu verspüren. Hier sein zu dürfen, und Peter Eötvös und Isabelle Faust zu erleben, die zuerst Eötvös‘ drittes Violinkonzert  spielen wird. (Von Sabine Weber)
Eötvos dirigiert erstmals das Gürzenich-Orchester. Isabelle Faust ist die Solistin in seinem Violinkonzert „Alhambra“ weiterlesen

Auf ihrer Debüt-CD „El Nour – Das Licht“ reicht das Spektrum von französischem und spanischem Repertoire bis hin zu arabischem Liedgut. Fatma Said fasziniert Anfang Dezember in der Londoner Wigmore Hall mit Liedern von Schubert, Schumann und Strauss bis hin zu Broadway-Songs

Apropos Licht, das ins Dunkel scheint! Unserem Favori-Kritiker Klaus Kalchschmid  ist eine ganz besondere Künstlerin aufgefallen! Bald wird Fatma Said kein Geheimtipp mehr sein. Fatma Said ist eine charismatische Sopranistin aus Kairo. Eine singende Scheherazade zwischen Orient und Okzident! Gerade war die 29jährige in der Wigmore-Hall mit einem wunderbaren Liederabend zu erleben, der noch bis Heiligdreikönig kostenlos abrufbar ist. Aus diesem Schmuckkästchen für Kammermusik wurde am 7. Dezember ein außergewöhnlicher, optisch wie akustisch brillant gefilmter Liederabend übertragen. Der noch vor Publikum stattgefunden hat! (Von Klaus Kalchschmid) Auf ihrer Debüt-CD „El Nour – Das Licht“ reicht das Spektrum von französischem und spanischem Repertoire bis hin zu arabischem Liedgut. Fatma Said fasziniert Anfang Dezember in der Londoner Wigmore Hall mit Liedern von Schubert, Schumann und Strauss bis hin zu Broadway-Songs weiterlesen

Stars und junge Stimmen in den Lockdown-Montagsstücken in München! Klassikfavori fasst die letzten drei zusammen. Bevor es diesen Montag mit „La Bohème“ weiter geht!

Diana Damrau, Klaus Florian Vogt, Thomas Hampson und Jonas Kaufmann – Die wöchentlichen Montagsstücke der Bayerischen Staatsoper in München locken mit Stars und vielfältigen Programmen von Monteverdi und Purcell bis Strauss und Mahler vor den Bildschirm. Es gibt viel Oper! (Von Klaus Kalchschmid)
Stars und junge Stimmen in den Lockdown-Montagsstücken in München! Klassikfavori fasst die letzten drei zusammen. Bevor es diesen Montag mit „La Bohème“ weiter geht! weiterlesen

„Sehet den Träumer!” Elam Rotem und sein Ensemble Profeti della Quinta kreieren Joseph und seine Brüder als frühbarockes Oratorium!

„Kopieren ist Kreieren“ steht oben auf dem Programmzettel. Der israelische Barockmusiker Elam Rotem, der in Basel studiert hat und auch lebt, hat die biblische Erzählung “Joseph und seine Brüder” als frühbarockes Oratorium neu kreiert. Er hat Stile und Genres des 16. und frühen 17. Jahrhunderts kopiert, so, als wäre er ein posthumer Komponistenkollege Claudio Monteverdis oder Emilio Cavalieris. Stile kopieren, um zu kreieren! Das ist eigentlich nichts neues. In diesem Falle aber doch spektakulär, weil die Kopien auf Stile verweisen, die vor über 400 Jahren mal angesagt waren. Die Aufführung dieser neuen Alten Musik hätte auch im März im Rahmen des Kölner Zentrum-für-Alte-Musik-Festivals stattfinden sollen. Das – abgekürzt ZAMUS – Festival wollte sich unter der Führung des künstlerischen Leiters Ira Givol neu präsentieren. Unter anderem auch Grenzgänge der historischen Aufführungspraxis – wie diese „Nach- oder Neukomposition“ zur Diskussion stellen und Fragen der historischen Aufführungspraxis wissenschaftlich in einem Symposium aufwerfen. Alles wurde abgesagt. Jetzt konnte Elam Rotems Josephslegende in der Lutherkirche in Köln aber endlich aufgeführt werden. Rechtzeitig vor dem neuen Lockdown, der schon an die Tür klopft. Auf 14 Musiker des Ensembles Profeti della Quinta kamen mal gerade 24 Zuhörer. Ein besonderes Erlebnis für die, die dabei sein konnten! (Von Sabine Weber) „Sehet den Träumer!” Elam Rotem und sein Ensemble Profeti della Quinta kreieren Joseph und seine Brüder als frühbarockes Oratorium! weiterlesen

Das Bayerische Staatsorchester beschließt im Nationaltheater die Saison 19/20; Am Wochenende zuvor: Pavol Breslik mit dem „Tagebuch eines Verschollenen“

Mit zwei Veranstaltungen beglückt die Bayerische Staatsoper, bevor sich das Haus in die vorgezogenen Theaterferien verabschiedet. Das Bayerische Staatsorchester beschließt im Nationaltheater die Saison 19/20 im letzten Montagskonzert unter Kirill Petrenko mit einer anspielungsreichen Programmierung. Mit dabei Jonas Kaufmann, der die Lieder eines fahrenden Gesellen von Mahler interpretiert. Eine Woche zuvor: Pavol Breslik in der Rolle des Verschollenen aus Janáčeks “Tagebuch”. (Von Klaus Kalchschmid)

Das Bayerische Staatsorchester beschließt im Nationaltheater unter GMD Kirill Petrenko die Saison. Jonas Kaufmann singt Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen.. Foto: Wilfried Hösl
Das Bayerische Staatsorchester im Nationaltheater strahlt unter seinem GMD Kirill Petrenko. Foto: Wilfried Hösl

Das Bayerische Staatsorchester beschließt im Nationaltheater die Saison 19/20; Am Wochenende zuvor: Pavol Breslik mit dem „Tagebuch eines Verschollenen“ weiterlesen