Orgelklänge sind natürlich nicht so gefährlich wie die Atombombe! Doch Amandus ringt um die Fertigstellung einer Orgel, als ginge es um das Überleben der Menschheit. Schon sein Vater ist über den Orgelbau dem Wahnsinn verfallen und sogar als Ketzer verbrannt worden. Die unter Gefahr im Verzug fertiggestellte Orgel wird dann auch als Kampfmittel eingesetzt. Ihre Klänge helfen, eine Spezies zu paralysieren und auszulöschen. Das und mehr erzählt Franz Schreker in dem „Singenden Teufel“ von 1928. Der Bonner Fokus ’33 entdeckt das vergessene Spätwerk in seiner aktuellen Produktion und bringt es in einer Regie auf die Bühne, die der hybriden Story beikommt. (Von Sabine Weber) Gefährlich! – Schrekers „Singender Teufel“ in Bonn! weiterlesen
Archiv der Kategorie: Das Opernprojekt der Woche
Zwei merowingische Königinnen in Blutfehde. Guiraud/Saint-Saëns/Dukas‘ „Frédégonde“ mit großartiger Stummfilm-Regie!
Das Finale fährt dermaßen unter die Haut, dass die Haare zu Berge stehen! Das hat man in Brüssel letztlich ja so vermisst. Das Publikum sitzt in der Dortmunder Oper in den Logen hinten und starrt gebannt auf die Filmleinwand, wo sich auf einem gigantischen Schachbrett das Drama final zuspitzt! Kronprinz Merowig hat sich in die besiegte Gegenkönigin Brunichild, die er bewachen sollte, verliebt, sie auch noch geheiratet. Die amtierende Königin Frédégonde rast und schickt den ihr hörigen König Hilperic vor, ihn vorzuführen. Der Prinz liefert sich aus Sohnesliebe dem Vater aus. In diesen merowingischen Zeiten keine gute Idee. Und da liegt er schon gedemütigt und verurteilt auf dem Boden. Die Ex-Gegenkönigin schreit um Gnade, die Hofleute schreien um Gnade. Der Chor, der bisher immer zum Publikum hin gesungen hat, hat sich umgedreht und schreit um Gnade. Das Orchester dreht auf. Da rammt sich der hilflose Prinz selbst ins Messer von Frédégonde. Schockstarre. Was hat dieses „merwongische Damengambit“ nur so dermaßen zugespitzt, das einem Hören und Sehen vergeht? (Von Sabine Weber) Zwei merowingische Königinnen in Blutfehde. Guiraud/Saint-Saëns/Dukas‘ „Frédégonde“ mit großartiger Stummfilm-Regie! weiterlesen
Nicht erst seit Corona lernt die Oper das filmische Laufen!
Wenn schon Kamera, dann doch nicht nur die Totale. Das Streaming-Gebot während der Pandemie hat Opernhäuser und Regisseure animiert, die Filmkunst autark einzusetzen. Das Kamera-Auge geht nah ran. Szenen werden in den Opernablauf hinein geschnitten. Die Graphic Opera wird erfunden! Neu ist das Experiment Opernfilm nicht, aber neue Formen treten hervor, wie Klaus Kalchschmid im folgenden Bericht Das Opernprojekt der Woche im Überblick darstellt. Nicht erst seit Corona lernt die Oper das filmische Laufen! weiterlesen