Das Finale fährt dermaßen unter die Haut, dass die Haare zu Berge stehen! Das hat man in Brüssel letztlich ja so vermisst. Das Publikum sitzt in der Dortmunder Oper in den Logen hinten und starrt gebannt auf die Filmleinwand, wo sich auf einem gigantischen Schachbrett das Drama final zuspitzt! Kronprinz Merowig hat sich in die besiegte Gegenkönigin Brunichild, die er bewachen sollte, verliebt, sie auch noch geheiratet. Die amtierende Königin Frédégonde rast und schickt den ihr hörigen König Hilperic vor, ihn vorzuführen. Der Prinz liefert sich aus Sohnesliebe dem Vater aus. In diesen merowingischen Zeiten keine gute Idee. Und da liegt er schon gedemütigt und verurteilt auf dem Boden. Die Ex-Gegenkönigin schreit um Gnade, die Hofleute schreien um Gnade. Der Chor, der bisher immer zum Publikum hin gesungen hat, hat sich umgedreht und schreit um Gnade. Das Orchester dreht auf. Da rammt sich der hilflose Prinz selbst ins Messer von Frédégonde. Schockstarre. Was hat dieses „merwongische Damengambit“ nur so dermaßen zugespitzt, das einem Hören und Sehen vergeht? (Von Sabine Weber) Zwei merowingische Königinnen in Blutfehde. Guiraud/Saint-Saëns/Dukas‘ „Frédégonde“ mit großartiger Stummfilm-Regie! weiterlesen