Alle Beiträge von Sabine Weber

Mit der Gambe durch die Eifel – Die Ahekapelle im Engelgau-Nettersheim

Mit der Gambe durch die Eifel – 11 Konzerte in Kirchen und Kapellen ist ein außergewöhnliches Projekt, das in Konzerten mit Rahmenprogramm einmalige Eifeler Denkmäler belichtet und auch deren Geschichte(n) ausgräbt. Ohne die wertvolle Förderung vom Kultursommer Rheinland-Pfalz oder der EifelStiftung wäre das Projekt nicht zustande gekommen. Am 14. Juni findet das zweite Konzert in der Alten Kirche in Wiesbaum statt (siehe die erste Folge des Eifelklassik-podcast „Mit der Gambe durch die Eifel“) und am 15. Juni das dritte in der Ahekapelle, über das ich als Projektinitiatorin mit Burkhard Brücker spreche, der sich für die Wiederinstandsetzung dieses möglicherweise ältesten sakralen Baus der Eifel nachhaltig eingesetzt hat. Im Konzert können Sie Burkhard Brücker übrigens persönlich kennenlernen und danach auch sprechen. Der Förderverein Ahekapelle lädt nach dem Konzert zu Kaffe, Kuchen und mehr ein. Mehr Infos unter www.favori.de

Orlando Gibbons_#400. Laurence Dreyfus gibt Antworten

Laurence Dreyfus. Foto: Stefan Schweiger

Laurence Dreyfus ist US Amerikaner, Musikwissenschaftler, Musiker, Gambist, schreibt Bücher, Fachartikel und ist Gründungsleiter von Phantasm, dem vielleicht besten in Deutschland stationierten Gambenkonsort. Vor 21 Jahren hat Phantasm eine komplette Orlando Gibbons CD aufgenommen. Selbst zu seinem 400. Todestag am 4. Juni 2025, diesen Mittwoch (!), sind Neu-Einspielungen von Werken Gibbons Mangelware. Das beste in Britannien stationierte Consort Fretwork hat pünktlich eine CD mit Gibbons-Anthems und den sechs 6stimmigen Fantasien herausgebracht. Noch habe ich nicht hineingehört. Die hat auch Phanstasm vor 21 Jahren eingespielt. Weil diese CD für mich eine Referenzaufnahme ist, habe ich mich mit Laurence Dreyfus kurzgeschlossen, und habe ihn zu Gibbons befragt, zu seiner Aufnahme damals, zu Richard Wagner, man höre und staune, und zu seinem Namen. Die Antworten bekommen Sie im folgenden Klassikfavori podcast „Kopfnoten aus der Klassikszene“ (Die Fragen stellt Sabine Weber) Orlando Gibbons_#400. Laurence Dreyfus gibt Antworten weiterlesen

focus baroque beim zamus: early musice festival 2025

ZAMUS versteht sich als eine Kreativplattform und will „aktiver Teil aktueller Umbrüche in der Alten Musik sein…“ Also nur Alte Musik ist nicht mehr. Auch nicht mit (sic) focus baroque im Ventana in Köln, einer der Spielstätten des zweiwöchigen Festivals! Das Konzert mit Holger Faust-Peters, Viola da gamba, und der estnischen Cembalistin Irén Lill am Cembalo beim zamus: early musice festival war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Ersteinmal mutig, das Programm nach dem Titel eines quasi unspielbaren Stücks zu betiteln, von dem man zudem bis heute nicht weiß, was der Titel bedeuten soll. La chemise blanche, letzte Pièce aus der zweiten Gambensuite von François Couperin, ließ das einstündige Konzert jedenfalls recht virtuos enden. Gefüllt war es mit französischer Gambenmusik aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und Werken des estnischen Zeitgenossen Tõnu Kõrvits, sowie eine Petitesse von Paolo Pandolfo. (Von Sabine Weber)

(28. Mai 2025, Ventana in Köln) Französische Werke des Stile classique – den Terminus Barockmusik kannte der damalige Franzose ja nicht – und moderne Werke, die sich auf die französischen „Klassiker“ beziehen, beschreiben also das weiße Hemd. Auf Marin Marais’ berühmte und wirkungsvolle Variationsfolge Les Folies d’Espagne, daraus 10 ausgewählte Variationen, folgt eine kleine folia für Cembalo solo von Tõnu Kõrvits. Der 1969 in Tallin geborene Komponist schreibt original für Barockinstrumente, also für Cembalo oder Viola da gamba und Cembalo. Das Tombeau pour Mons. Lully, ebenfalls aus Marais’ zweitem Buch von 1701, wird dann mit einem Solo von Paolo Pandolfo aus den 1990er Jahren kombiniert. Im Untertitel heißt das Solo nämlich ebenfalls „Tombeau“, was den Bezug herstellte. Tõnu Kõrvits kleine Suite aus drei Sätzen erlebt dann seine Uraufführung vor der großen Couperin-Suite.

Gambenidiomatik

Erstaunlich wohlgefällig fährt die Neue Musik wie ein Sorbet zwischen die Hauptgänge des Menüs. Aber das ist man ja inzwischen von der gezähmten Neuen Musik gewöhnt, dass sie äußerst kulinarisch sein will. (Siehe Klassikfavori-Artikel zu Witten) Kõrvits punktiert also die Foliamelodie mitsamt ihren Akkorden, fügt ein paar Blue notes hinzu, lenkt mit offmode-Akkorden ab und um, und schafft dann auch mal, was man Anklänge an Jahrmarktsmusik nennen könnte. Mit den ausgefeilt variierten Spielentwürfen Marais’ hat das wenig gemein. Pandolfo bringt in seinem Tombeau mit Bariolage-Technik auf einer leeren und im unisono gegriffenen Saiten Gambenidiomatik ins Spiel. Aber er beschränkt die Entwicklung musikalisch dann auf die reibende Sekunde, auf der er als Dissonanz regelrecht herumreitet. Die little suite, wiederum von Kõrvits, Uraufführung des Abends, präsentiert im Prélude arpeggiertes Wellengeplätscher und dann das, was sie mit dem Titel des mittleren Stücks auch ankündigte, Patterns – sich wiederholende Muster. Und im letzten Satz, Lullaby – o Wunder – klingen Debussys Children’s Corner an. Allerdings nicht das von Debussy Lullaby ebenso betitelte Stück. Aber es fügte sich die marginale aber wohlfühlige Neue Musik zu einem wunderbaren Gesamtklang im Konzert. Zwischen den starken französischen Stücken konnte man die schnell schmelzenden Sorbet sogar genießen. Die Dramaturgie stimmte also!

Le Bon goût

Alles andere als idiomatisch hat François Couperin für die Gambe komponiert. Sein Instrument war ja auch das Cembalo. Und dennoch zählen seine beiden zwei Suiten zu den besten Gambenstücken überhaupt. Marin Marin hat in der Art und Weise, wie er den obertonreichen Klang der Viola da gamba in seinen fast 500 Piècen einsetzte, den rhetorisch an der französischen Sprachdiktion orientierte Stil dieser Zeit mitgeprägt. Allein durch seine Verzierungen und genauesten Notationen, mit denen er deutlich anzeigt, was den Bon goût, den guten Geschmack ausmacht.

Exquisites Erlebnis

Holger Faust-Peters hat eine intime Art zu spielen, was mit dieser Musik korrespondiert. Seine Artikulation ist fein, einen großen Ton gönnt er sich aber nie und auch den Zuhörern keine Lautstärke. Momente der Dramatik wie die Sprünge aus der Tiefe bis in die obersten Register im Tombeau, hätte er noch mehr auskosten können. Auch die Pompe funèbre – ein Trauermarsch mit – vielleicht – Vorreiterfunktion für die Trauermärsche der französischen Revolution, die 50 Jahre später kommen sollten, hätte mehr Drama vertragen. Ein bisschen liegt es vielleicht an dem Ventana-Saal, der dumpf zu wenig resonniert. Aber das Cembalospiel von Irén Lill ließ sich darauf ein. Transparent im Klang verzichtet sie darauf, Akkorde von unten aufzufüllen und spielt lieber auf Lücke. Sie ließ also dem Solisten Raum und den noblen Klang ihres Cembalos die feinen Gambentöne streicheln. Der Gesamteindruck war also wieder perfekt. Und wenn man sich an das leise-Hören gewöhnt hatte, worauf sich das Publikum auch einließ, war es ein exquisites Erlebnis.

La chemise blanche

Nochmals zur Chemise blanche. Um ein Totenhemd handelt es sich bestimmt nicht angesichts der halsbrecherischen Geschwindigkeit, mit der Holger Peters-Faust über Griffbrett und Saiten fegte und fast aus der Kurve flog. Wieland Kuijken, der wohl beste Gambist aller Zeiten, sagte einmal Augenzwinkernd, er denke eher an die im Wind flatternde Wäsche seiner sechs Kinder im Garten… Das Rätsel wird sich wohl nie lösen. Wie bei den Barricades Mystérieuses, einer äußerst beliebten Cembalopièce von Couperin, die Seitenweise Titelerläuterungen hervor gebracht hat. Und so lässt man das Fragezeichen stehen und lässt sich in den zweiten Konzertteil im Ventana fallen, mit Sphärenharmonien und Mikrotonalitäten. Das Finale dieses wirklich feinen zamus: early music festivals wird dann am Wochenende serviert.

Konwitschnys Dortmund-Ring im Finale!

Heribert Germeshausen hat es vollbracht! Bereits am Beginn seiner Dortmunder Intendanz 2017 hat er den Wagner-Kosmos ausgerufen. Durch die Fährnisse von Corona oder Karfreitagsverbote hindurch bugsiert, ist „Der Ring des Nibelungen“, inszeniert von Peter Konwitschny, geschlossen worden. Letztes Wochenende ging im Rahmen des Wagner-Kosmos Teil V der erste von zwei Ring-Zyklen an vier Tagen hintereinander über die Bühne. (Von Sabine Weber) Konwitschnys Dortmund-Ring im Finale! weiterlesen

#Barockharfenistin Margret Koell

Margret Koell (Foto: Armin Linke) ist Tirolerin, Barockharfenistin und sowohl als Solistin wie auch Continuo-Spezialistin auf ihren historischen Instrumenten international führend. Am 18. Mai 2025 ist sie zu Gast beim Forum Alter Musik in Köln und präsentiert mit ihrem Ensemble Between the Strings ein „Concerto delle Donne“. Dieses Frauenkonzert ist in doppelter Hinsicht zu verstehen. Denn der Begriff steht für ein professionelles Frauenterzett, das am Renaissancehof in Ferrara für Furore sorgte. Und weil die drei historisch verbürgten Damen, deren Parts im WDR Funkhaus von Dorothee Mields, Barbara Zanichelli und Kateřina Blížkovská gesungen werden, zugleich auch ausgewiesene Instrumentalisten auf der Viola ds gamba, der Laute sowie dem Cembalo waren, hat Margret Koell diese Instrumente auch noch mit Frauen besetzt.
Mehr über dieses Konzert mit und noch mehr über die Ausnahmemusikerin Koell erfahren Sie in folgendem Klassikfavori Podcast mit Sabine Weber

Auch nach 60 Jahren. Die Bonner Oper hat und will Zukunft

„Immer. Always. Toujours. Theater.“ So war die Opern-Gala „60 Jahre Theater Bonn“ am 6. Mai überschrieben. Und Subbotschaften ließen vor allem aufhorchen. (Von Sabine Weber)

(6. Mai 2025, Theater Bonn) Die letzte Opern-Saison sei die best besuchte gewesen, seit es dazu Aufzeichnungen gibt. „Das Publikum hat uns die Türen eingerannt“, so Bernhard Helmich in seiner wirklich sympathischen Rede inmitten des Bühnenprogramms. Das bot einen Querschnitt durch die aktuelle Saison. Seit 2013 ist Helmich hier Generalintendant. Auch nach 60 Jahren. Die Bonner Oper hat und will Zukunft weiterlesen

#Sarah Maria Sun – Eine Überzeugungskünstlerin in jeder Hinsicht

Bei den Wittener Tagen für Neue Kammermusik 2025. Sarah Maria Sun (Sopran) und das Kuss Quartett. Foto: WDR/Claus Langer

Bei den Wittener Tagen für Neue Kammermusik 2025 hat Sopranistin Sarah Maria Sun letzten Samstag gleich zwei Mal eingeladen. Zu „Kopfhörer-Konzerten“ mit Endzeitvisionen unter dem Titel „Songs of the end of the world“. Mit Kopfhörer auf, der grün leuchtete, gab sie entspannt auf einem Barhocker halb stehend, halb sitzend die Conferencieuse. Trotz des thematischen „Deep Drives“ lag das Publikum ihrem humorvollen Charme bald zu Füßen lag, und noch bevor sie den ersten Ton singen durfte. Ihre Begleiter, die vier Streicher des Kuss Quartetts, saßen in ordentlich klassischer Formation, trugen allerdings ebensolche Grünleuchtenden auf dem Kopf. Denn sie schufen in der Ohrbedeckung beim Publikum, die rot leuchtete, „augmented reality“-Atmosphäre. Später mischte sich Sarah Maria Sun auch unters Publikum und animierte zum Mitmachen. Klassikfavori hat sich mit der Ausnahmekünstlerin vor dem Konzert getroffen und sich das erstaunlich gefällige Neue-Musik-Experiment, konzipiert von Sara Glojnarić, erklären lassen, auch Neuigkeiten von der jüngsten CD-Produktion und natürlich viel Persönliches erfahren, wie in diesem podcast favori nachzuhören ist.

Golden is Silence heißt die neue CD, auf der die Mitwirkenden Jan Philip Schulze, Sarah Maria Sun und Kilian Herold auf dem Cover sich den Finger vor den Mund halten.

Siehe auch Klassikfavori-Beitrag über die Deutsche Erstaufführung von Psychosis 4.48 mit Sarah Maria Sun an der Semper Zwei

Mit der Gambe durch die Eifel – 11 Konzerte in Kirchen und Kapellen

Sabine Weber. Foto: Karl Apsel

Bei Wanderungen durch die Eifel habe ich sie entdeckt! Dortige Kirchen und Kapellen sind einzigartige Denkmäler. Und Architekturen mit Geschichte. Sie liegen, so die Landfressenden Industriegebiete sich noch nicht allzu nah herangebissen haben, an idyllischen, sogar magischen Orten. 11 habe ich ausgewählt, um sie mit Musik präsent zu machen, aber auch an erzählenswerte Hintergründe zu erinnern und sie erlebbar zu machen. Ich bin Sabine Weber und die Projektinitiatorin von „Mit der Gambe durch die Eifel“ – 11 Konzerte in Kirchen und Kapellen vom 10. Mai bis zum 7. November 2025. Aber was wäre das Projekt ohne die Förderung mit Initialzündung durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz und der spontan unbürokratisch beispringenden EifelStiftung, ohne meine Mitstreiter*innen im Ensemble favori oder den unterstützenden Kräften vor Ort. Hildegard Meier ist unsere Schauspielerin und Dramaturgin. Mit ihr habe ich mich nach einer kleinen Eifelreise in die Küche gesetzt und einfach mal das Mikro aufgestellt, wie Sie in dem folgenden podcast favori – „Eifelklassik“ hören können. Weitere Infos zu „Mit der Gambe durch die Eifel“ finden Sie unter favori.de (Die Konzertreihe wird außerdem unterstützt von der KSK Euskirchen, Dr.-Hanns-Simon-Stiftung, KSK Vulkaneifel, Touristik GmbH Gerolsteiner Land, Wir-für-EUch-Bürgerstiftung, dem Stadtmuseum Euskirchen, den Gemeinde Nettersheim und Blankenheim, sowie den Fördervereinen und Kirchenpfarreien, die ihre Kirche und Kapellen unserem Projekt nicht nur wohlwollend öffnen, sondern uns auch bei der Programmherstellung und Verteilung von Flyern und Plakaten tatkräftig unterstützen!

Am 10. Mai startet „Mit der Gambe durch die Eifel“ um 16 Uhr in Üxheim-Leudersdorf in der Sankt Katharina Kapelle. Anders als auf den Einladungskarten angegeben, ist der Eintritt frei. Es wird nach dem Konzert um eine Spende für die Künstler gebeten.

Strauß-Sohn zum 200. – DIE Ausstellung im Wiener Theatermuseum

Aus dem Theatermuseum in Wien. Foto: Sabine Weber

Wer braucht einen Fledermausraum? Wer bietet Frauengeschichten, die heute noch etwas für den Kölner Express oder die Bildzeitung wären? Und der Walzerkönig kurbelte mit seiner Tanzmusik ein Musikbusiness an, das die Welt noch nicht erlebt hat. Gründe, den 200. Geburtstag im Oktober von Johann Strauß-Sohn zu feiern. Und die Wiener feiern ihn, wie die Ausstellung im Wiener Theatermuseum am Lobkowitzplatz mit Kuratorin Karin Neuwirth hier im podcast favori hören lässt. (Von Sabine Weber)

Die Liedbegleiterin Doriana Tchakarova


Doriana Tchakarova ist Liedbegleiterin, kommt aus Varna am Schwarzen Meer, lebt in Deutschland und hat gerade mit der Nachwuchssängerin Eva Zalenga eine neue CD aufgenommen. In diesem Podcast favori erzählt sie von der Kunst des Liedbegleitens, ihrem Lied-Festival und von der Arbeit mit jungen Künstlern. Es spielen bei diesem CD-Liedprojekt nämlich noch ein Klarinettist, ein Cellist und eine Violine mit. Alle unter 30!