Alle Beiträge von Sabine Weber

Melodisch-kontrapunktische Leitfäden. Das Linos Piano Trio eröffnet das 5. Linos Festival in Köln

Melodien aus unterschiedlichen Epochen fluten den backsteinernen Clara Keller, mal zwei, drei, vier oder sechsstimmig. Von Bach bis zeitgenössisch. Die insgesamt sieben Musiker sind immer wieder in Bewegung im Eröffnungskonzert des 5. Linos Festival für Kammermusik in Köln. Sätze aus Gabriel Faurés Klaviertrio und dessen zweiten Streichquartett, sowie die Uraufführung des Klaviertrios „Echo Chamber“ und „Unbenannt-2“ für Streichquartett der litauischen Komponistin Justina Repečkaitė sind Höhepunkte. (Von Sabine Weber)

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RT24: Chorwerk Ruhr durchsetzt die Essener Mischanlage mit Naturzuständen

Wer noch nie in der gigantischen Mischanlage der Kokerei des Unesco-Weltkulturerbes Zeche Zollverein in Essen gestanden hat, kann sich keinen Begriff davon machen. Inmitten einer gewaltigen rostigen Eisenorgel – daran erinnert das Bild der Gesamtarchitektur, wenn man sich vom Parkplatz aus nähert – befindet sich diese Mischanlage. Eine Anlage mit drei begehbaren Ebenen, die täglich aus 23.000 Tonnen Revier-Rohkohle, über ein gefühlt kilomenterlanges Förderband transportiert, die Substanz von 7500 Tonnen Koks für Hochöfen gemischt hat.
Die Trichterebene mit 9 oder 12 quadratisch nach unten zulaufenden Beton-Filtern, jeder knapp 10 Meter hoch, bilden das Zentrum. Darüber, auf neu errichteten, begehbaren Stahlstegen, und darunter, um ein installiertes Wasserbecken herum, inszenierte das Chorwerk Ruhr sein Ruhrtriennalenprojekt „Abendzauber“. Mit Caspar-David-Friedrich-Bildern, einer Eis-Installation, deren schmelzendes Wasser durch einen Trichter ein Becken ganz unten füllt und Chormusik von Bruckner sowie in Chorbearbeitung der isländischen Sängerin und Komponistin Björk begleitet war die Anlage wie noch zu erleben! (Von Sabine Weber)
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RT24: Philipp Venables „Faggots …“ und Sandra Hüller als Pop-Rock-Star einer One-Woman-Show eröffnen die Ruhrtriennale 24

Die Ankunft in der Bochumer Jahrhunderthalle stimmt nicht mehr so euphorisch wie früher: Kreisverkehr, Leitsystem, Parkhaus, gläserne Vorbauüberdachung: die einstige Industriebrache ist für den Kulturbetrieb zivilisiert worden. Früher wurde die Halle mal durch matschige Wegstrecken im Gelände, gefühltes Revier, erreicht. Das waren noch Zeiten. Die unschöne Abservierung des Intendantenteams Stefanie Carp/ Christoph Marthaler durch Antisemitismus-Vorwürfe seitens der Landesregierung ist auch noch nicht vergessen. Die Vorwürfe erwiesen sich damals als überzogen. Das NRW-Ministerium von Pfeiffer-Poensgen führte dann eben Corona als Grund für die Absage einer gesamten Spielzeit an, die Salzburger und Bayreuther Festspiele mit deutlich kleineren Spielstätten fanden statt. Die nachfolgende Intendanz von Barbara Frey blieb wohl nicht ohne Grund experimentierfrei und flach.

Jetzt also ein neuer Anlauf mit dem belgischen Regisseur Ivo van Hove und gleich zwei Musiktheaterpremieren am Eröffnungswochenende: Philip Venables „The Faggots and Their Friends Between Revolutions“ für 15 Multitasking-Sänger-Schauspieler-Tänzer-Improvisateure nach einer queeren Hippie-Vorlage aus den 70ern. Und Filmstar Sandra Hüller als Interpretin von PJ Harvey, einer Songwriterin, aus deren Werk Ivo van Hove einen Ablauf konstruiert und unter dem Titel „I Want Absolute Beauty“ in Szene gesetzt hat. (Von Sabine Weber) RT24: Philipp Venables „Faggots …“ und Sandra Hüller als Pop-Rock-Star einer One-Woman-Show eröffnen die Ruhrtriennale 24 weiterlesen

Deutsche Erstaufführung des Cembalokonzerts der Jüdin und Kölnerin Maria Herz mit Michael Hell als Solisten am 15. August: Das Shalom-Festival öffnet in der Kölner Flora seine Tore!

Cembalokonzerte im 20. Jahrhundert? Keine Seltenheit, sie waren sogar Mode, erklärt Michael Hell. Hell unterrichtet Generalbass und Cembalo an der Musikhochschule in Graz und verweist auf 10 große Cembalokonzerte, die er im Fundus hat. Angefangen bei Manuel de Falla, Poulenc, beide haben für Wanda Landowska als Solistin geschrieben. In Deutschland gibt es zwei von Hugo Diestler, in England hat der Hindemith-Schüler Walter Leigh ein Concertino für Cembalo hinterlassen, übrigens 1934 komponiert, ein Jahr vor der Fertigstellung des Konzerts von Maria Herz, die selbst eine hervorragende Pianistin war und es für sich selbst geschrieben haben könnte. Deutsche Erstaufführung des Cembalokonzerts der Jüdin und Kölnerin Maria Herz mit Michael Hell als Solisten am 15. August: Das Shalom-Festival öffnet in der Kölner Flora seine Tore! weiterlesen

Wolfgang Rihm ist tot!

Musik war sein Leben! Und er war eine Instanz. Ein gewaltiges Oeuvre  hinterlässt der Karlsruher Komponist Wolfgang Rihm, der heute, am 27. Juli 2024 72jährig verstorben ist. Alle Gattungen, vom Streichquartett bis hin zu Solokonzerten und riesigen Orchesterwerken hat er bedient, und mit seinen 10 Bühnenwerken, darunter die Kammeroper „Jakob Lenz“ (frei nach Büchner 1977/78), die „Hamletmaschine“ (nach Heiner Müller 1983-86) oder „Die Eroberung von Mexico“ (nach Antonin Artaud und Octavio Paz 1987-91) weltweit berühmt wurde.

Immer wieder hat sich Wolfgang Rihm neu erfunden und mit einem weiten Spektrum inhaltlicher wie ästhetischer Art erstaunt, wie Eleonore Büning in ihrer Rihm-Biographie zum 70. Geburtstag des Komponisten erschienen dargestellt hat. Seit 1985 leitete Rihm eine Kompositionsklasse an der Musikhochschule in Karlsruhe. Seit 2016 setzte er sich als künstlerischer Leiter der Lucerne Festival Academy für Nachwuchskünstler ein. Seit mehreren Jahren litt der gebürtige Karlsruher an einer Krebserkrankung. Vor zwei Jahren hat Klaus Kalchschmid für klassikfavori ihm eine persönliche Hommage verfasst, auf die wir anlässlich seines Todes gern verweisen wollen.

Komponist und Bariton – Valentin Ruckebier

Valentin Ruckebier. Foto: Leszek Januszewski
Im Gespräch. Foto: Jukka Höhe

Das ist eine ungewöhnliche Kombination, oder nicht? Aufgefallen ist Klassikfavori der Bariton als Typ, nämlich als der unheimmliche Soldat Soljony in der Inszenierung von „Tri Sestry“ von Peter Eötvös am Theater in Hagen letztes Jahr. (Siehe unten einige Szenenbilder von der Inszenierung, mehr darüber in klassikfavori) Valentin Ruckebier ist fest im Ensemble der Oper am Rhein in Düsseldorf. Am 4. Juli, übermorgen, tritt der Bariton in der Kölner Liedreihe im zentrum lied auf, singt nicht nur, sondern er hat das Konzert kuratiert und steuert zwei eigene Kompositionen bei, unter anderen eine Uraufführung unter dem Titel „Hinan“. Anlass genug mal nachzufragen, was den Komponisten Valentin Ruckebier und wie umtreibt. Wie und warum es angefangen hat, das Komponieren und das Singen. Klassikfavori hat ihn in seinem Kompositionsstudio besucht, sich mit ihm auf ein Sofa geworfen und gefragt. (Die Fragen stellt Sabine Weber) Komponist und Bariton – Valentin Ruckebier weiterlesen

Eine barocke Steiermarktshow auf der Styriarte 2024 – Thomas Höft erklärt „Attems Saga“

Schließlich hat er sie auch erfunden!

Thomas Höft hat sich selbst eine Rolle zugedacht. In Gehrock und mit Perücke gibt er den leicht debilen Hofdichter Dionysius Branntwein
Thomas Höft (Dionysius Brantwein). Foto: Nicola Milatovic/ Styriarte

Und er experimentiert in „Attems Saga“ auch mit einem Format, das erstmals auf der Styriarte, den steirischen Festspielen für Alte Musik in Graz, ausprobiert wird, an zwei Tagen und an drei Stätten spielt.
Thomas Höft ist seit 20 Jahren Dramaturg bei der Styriarte. Und versteht Aufführungspraxis einfach mal neu. Dazu gehört, dass das Publikum aktiv drin sein muss und mitspielt. Dabei also ein Künstlerkollektiv, das das Publikum gehörig aufmischt. Das barocke Stadtpalais Attems steht in der „Attems Saga“ natürlich im Fokus. Dort hatte die Styriarte bisher nur ihre Büros. Jetzt punkten unrennovierter Stuck und Seidentapete mit dem Charme des Verstaubten als Kulisse. Das Opernpasticcio im Rokoko-Schauspielhaus präsentiert innerhalb der „Attems-Saga“ Vivaldi-Opern-Arien, abgemischt mit Vivaldis virtuosen Violinkonzerten „Frühling“, „Sommer“, „Herbst“ und „Winter“ aus den „Vier Jahreszeiten“. Bei der letzten Probe hat Thomas Höft Klassikfavori Auskunft gegeben. (Die Fragen stellt Sabine Weber)
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Gestern-Heute-Morgen! Die Accademia Bizantina feiert in Bagnacavallo ihr 40jähriges Bestehen

Im charmant-verstaubten Teatro Goldoni von Bagnacavallo findet das Geburtstagskonzert der Accademia Bizantina statt. Eines der ältesten italienischen Alte-Musik-Orchester feiert dort vor den Toren Ravennas sein 40jähriges Bestehen und präsentiert unter der Konzertüberschrift „Gestern, heute und morgen“, womit es anfing, was aktuell und in der Zukunft den roten Faden liefert. Ein Blick zurück erklärt, warum alles mit Neuer Musik begann! (Von Sabine Weber) Gestern-Heute-Morgen! Die Accademia Bizantina feiert in Bagnacavallo ihr 40jähriges Bestehen weiterlesen

„Volle Batterie!“ in Köln – Das Gürzenich-Orchester mit Hip Hop im Club und Atomkatastrophe in der Oper „INES“

Zwei Mal Ausnahmezustand! Und dennoch ein finaler Saison-Paukenschlag der besonderen Art. Mit geplant natürlich von und zugeschnitten auf den Mann und Dirigenten, dessen Name derzeit nicht über die Lippen geht. Auch wenn das Gürzenich-Orchester durch dessen künstlerische Ausnahmeleistung das erreicht hat, womit es genau an diesem Wochenende punktet. Was für ein Mist. Denn ein Image-Schaden muss abgewendet werden. So zählt der Rap/Hardrock-Ausflug samstags mit DJ, Beatboxing und einer Hevy-Metal-Partitur von Bernhard Gander („Melting Pot“) im Club Carlswerk-Victoria und die Uraufführung der Atomkatastrophen-Oper „INES“ von Ondřej Adámek am Tag danach eben als Befreiungsschlag. Titus Engel und der Komponist Adámek haben sehr gern die Leitung des Gürzenich-Orchesters samstags und sonntags übernommen. (Von Sabine Weber) „Volle Batterie!“ in Köln – Das Gürzenich-Orchester mit Hip Hop im Club und Atomkatastrophe in der Oper „INES“ weiterlesen

Konzerte im Stundentakt in immer neuem Licht beenden den Romanischen Sommer in Köln!

Sankt Maria im Kapitol in der Kölner Romanischen Nacht in besonderen Farben ausgeleuchtet!
Sankt Maria im Kapitol in der Romanischen Nacht. Foto: Hanna Liebig

Ist doch schön, dass es ein Festival gibt, das immer wieder an gleicher Stelle begeistert. Die Kölner sind traditionsbewusst. Der „Romanische Sommer“ wurde in den 1980ern gegründet, um die Aufmerksamkeit auf die wiederaufgebauten romanischen Kirchen zu lenken. Seitdem gibt es den „Romanischen Sommer“ mit dem Höhepunkt der „Romanischen Nacht“ am letzten Tag. Laut diesjährigem Motto „O Ewigkeit“ wünscht man ewiges Bestehen! (Von Sabine Weber) Konzerte im Stundentakt in immer neuem Licht beenden den Romanischen Sommer in Köln! weiterlesen