Was haben die Gräber auf Melaten mit einem Sinfoniekonzert in der Philharmonie gemein? Die Gestaltung von Erinnerung und eine Kunst des vergänglichen Moments? Beides lebt und rückt nahe durch Geschichten hinter Grab , Komposition oder Komponist. In dem neuen Buch „Mein Melaten – ein persönlicher Friedhofsführer“ (Greven Verlag Köln) von der ehemaligen Dombaumeisterin Schock-Werner mit Bildern von Nina Gschlößl, geht es um Geschichten von Kölner Menschen, die auf Melaten begraben liegen. Im Programmheft zum Gürzenich-Orchester-Konzert am Abend gibt es auch Grabesstimmung. Schuberts „Unvollendete“ sei ein „Grabesgesang“. Und Anton Bruckner musste kurz vor der Vollendung seiner Neunten begraben werden. Skizzen und Papiere des fast vollendeten vierten finalen Satzes seien von Brucknerfans angeblich wie eine Leiche gefleddert und entwendet worden. Die „Neunte”, dieses Konzert, dieser Abend – endet also mit einem Adagio … (Von Sabine Weber) Melaten und Torso – ein Friedhof und ein Konzert in Köln… weiterlesen
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Metropolis in Fullsize in der Kölner Philharmonie – so gut wie zwei Mal Bruckner?
(Aus der nachkolorierten Fassung, der Giorgio Moroder 1984 Diskobeats unterlegt hat. Foto: Filmmuseum Berlin) Seit Jahren basteln François-Xavier Roth und sein Kölner Gürzenich-Orchester daran, den Stummfilm Metropolis von Fritz Lang in Fullversion zu der Orchesterversion Fullsize des argentinisch-französischen Komponisten Martin Matalon in die Kölner Philharmonie zu bringen. Trotz Corona ist der Traum jetzt wahr geworden. Mit ergänzten Filmfunden von 2002 aus den USA und 2008 aus einem Filmarchiv in Buenos Aires dauert er stolze zweieinhalb Stunden. Für die Szenen hat Matalon Beats, Geräusche und Elektroniksounds aus dem Pariser IRCAM dem Orchester zugemischt, und untermalt das beredte hochdramatische Schwarz-weiß-Schweigen mit Musik, die den Spannungsgrad von Lalo Schifrins Sound bei der Autoverfolgungsjagd in „Bullit“ erreicht. (Von Sabine Weber) Metropolis in Fullsize in der Kölner Philharmonie – so gut wie zwei Mal Bruckner? weiterlesen
Der Deutsche Dirigentenpreis 2021 ist in der Kölner Philharmonie an den Belgier Martijn Dendievel gegangen
Die Dirigierzunft ist gerettet! Denn „es sei eine wahre Freude gewesen, sich mit den Bewerberinnen und Bewerbern zu beschäftigen.“ Markus Stenz, Vorsitzender der Jury des Deutschen Dirigentenpreises, spielt auf das Klasse-Niveau an. Eine Knochenarbeit muss es dennoch gewesen sein. Denn 274 Video-Bewerbungen aus 49 Nationen sind beim Dirigentenforum des Deutschen Musikrates eingegangen und mussten von der 11köpfigen Jury vorab gesichtet werden. Eine Besonderheit dieses hoch dotieren und seit 2017 international ausgeschriebenen Wettbewerbs: Oper und sinfonisches Repertoire werden gleichberechtigt in der Pflichtkür für die besten Nachwuchsdirigentinnen und -Dirigenten angesetzt. Und so waren vom 18. bis zum 23. Oktober auch die beiden Kölner Orchester im Einsatz. Das WDR Sinfonieorchester fürs Sinfonische und das Gürzenich-Orchester für die Opernszenen plus Mitglieder des jungen Opernstudios ergänzt von Sängern des Kölner Ensembles. 10 Bewerbungen aus 9 Nationen schafften es in die Aktivrunde, plus der zwei extra-nominierte Stipendiaten des Forums Dirigieren. Beide haben einen Preis abgeräumt. Schon die öffentlichen Probenphasen waren im Vergleich äußerst spannend. (Von Sabine Weber) Der Deutsche Dirigentenpreis 2021 ist in der Kölner Philharmonie an den Belgier Martijn Dendievel gegangen weiterlesen
Ein überdrehtes Genie und seine eine Symphonie! Das Gürzenich Orchester Köln hat die Symphonie in E-dur von hans Rott aufgenommen!
Abgelehnt, wütend, dann wahnsinnig geworden. Mit 26 Jahren tot. Der österreichische Komponist Hans Rott, ein Zeitgenosse Gustav Mahlers, ist ein tragischer Fall. Das Gürzenich-Orchester in Köln hat sich für das Label CAPRICCIO seiner einzigen Symphonie in E-dur angenommen und gewaltigen Klängen, die zwischen Meistersinger-Festwiese, Parsifal-Entrückung und derbem Ländlertanz chargierend sich zu einer Riesenschlange formen. Das Gürzenich-Orchester zaubert und entfesselt, was es zu entfesseln vermag. Letztes Jahr ist eine erste Hans-Rott-CD vorausgegangen mit Orchestervorspielen und -Suitensätzen. (Von Sabine Weber) Ein überdrehtes Genie und seine eine Symphonie! Das Gürzenich Orchester Köln hat die Symphonie in E-dur von hans Rott aufgenommen! weiterlesen
„Die Tote Stadt“ von Korngold in der Regie von Tatjana Gürbaca mit digitalen Störungen und Ausfällen beim Streaming!
Auf den Tag genau 100 Jahre nach der Uraufführung feiert eine Neuinszenierung von „Die Tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold in Köln Premiere. Die zweite Premiere in dieser Woche nach „Written on Skin”, die es nur online geben konnte. Verantwortlich zeichnet in dieser die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Tatjana Gürbaca. Ein hochkarätiges Ensemble ist auch angetreten! Mit Aušrine Stundyte, der Elektra der diesjährigen Salzburger Festspiele, und Heldentenor Burkhard Fritz in den Hauptrollen. „Die Tote Stadt“ von Wolfgang Korngold sollte das Streaming-Erlebnis der Oper Köln werden! Lag es an der bereits häufiger monierten und berüchtigten Datenreduzierung des Netzanbieters Telekom? Oder waren es doch die technischen Problem der Oper Köln? (Von Sabine Weber) „Die Tote Stadt“ von Korngold in der Regie von Tatjana Gürbaca mit digitalen Störungen und Ausfällen beim Streaming! weiterlesen
Gürzenich-Orchester erhöht trotz oder wegen Corona die Schlagzahl im Saison-Finale!
Das Gürzenich-Orchester erhöht die Konzert-Schlagzahl. Es kümmert sich um seine Abonnenten nach der Corona-Öffnung. Sie mussten sich allerdings zwischen vier Kurz-Konzerten – ohne Pause – entscheiden. Über die letzten beiden, beziehungsweise das letzte der beiden hat klassikfavori berichtet.
Jetzt gab es wieder zwei unter der Leitung von François-Xavier Roth. Eines mit Bläser-Fokus und eines für Streicher! (Von Sabine Weber)
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Das Gürzenich-Orchester „first“ in der Kölner Philharmonie!
Wie schön, wieder in der Kölner Philharmonie zu sein! Und Gürzenich first! Nach dem Lockdown steht das erste Konzert dem städtischen Orchester in ihrer Konzertheimat irgendwie auch zu. Am 9. März hat sich das Gürzenich-Orchester das letzte Mal hier seinem Publikum präsentiert. 90 Tage später – eröffnet das Gürzenich sogar landesweit als erstes Orchester den Sinfoniebetrieb. (Siehe erstes Konzert in München nach Coronalockdown) Freilich in Kammerensemblebesetzung, vor nur 100 Zuschauern und unter Hygienebedingungen der besonderen Art. (Von Sabine Weber)
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Beethrifft das Gürzenich-Orchester und seine aktuelle Beethoven-Séance 2020: Ausschnitte aus Beethovens Werk im Fluss mit zeitgenössischer Avantgarde
(Foto: Holger Talinsky) Ein Beethoven-Akadamie-Revival also. Im April 1800 hat Ludwig van Beethoven seine erste Akademie im Wiener Hofburgtheater veranstaltet. Mit Ausschnitten aus seiner gerade erst fertig gestellten Ersten Sinfonie, seines Septetts, dazu eine Sinfonie von Mozart und Beethoven fantasierte dazu auch noch auf dem Klavier. Ein buntes zeitgenössisches Programm also. „Die interessanteste Akademie seit langer Zeit“ schreibt ein Rezensent, auch wenn in den Sinfonien alle Bläser doppelt besetzt zu der Streicherbesetzung als „Übergewicht“ moniert wurden. Riesig und gewichtig ist die Besetzung des Gürzenich-Orchesters bei seinem aktuellen Beitrag zum Beethovenjubiläum 2020 in allen Stimmgruppen. Acht Kontrabässe, acht Hörner, vierfaches Holz, inklusive einer Bassklarinette und jeweils vier Trompeten und Posaunen, eine über das gesamte hintere Halbrund verteilte Schlagwerkgruppe. Die Harfe fehlt auch nicht. Denn das Gürzenich-Orchester unter seinem Chef François-Xavier Roth verbindet Ausschnitte aus Beethoven-Sinfonien mit gewaltigen Neue-Musik-Klängen, mit Helmut Lachenmanns „Tableau“ für groß besetztes Orchester, mit „Photoptosis“ von Bernd Alois Zimmermann. Isabel Mundry und Francesco Filidei haben sogar im Auftrag für dieses Konzert komponiert. Aufgemischt mit Klavierklängen aus Beethovens 5. Klavierkonzert oder dessen Bagatellen, mit Pierre-Laurent Aimard als Solisten des Abends. (Von Sabine Weber) Beethrifft das Gürzenich-Orchester und seine aktuelle Beethoven-Séance 2020: Ausschnitte aus Beethovens Werk im Fluss mit zeitgenössischer Avantgarde weiterlesen
Opulente Bilder mit surrealen Brechungen. Lydia Steier inszeniert Carmen in Köln
Georges Bizets „Carmen“ 1875 mit mäßigem Erfolg an der Pariser Opéra Comique uraufgeführt, entpuppt sich kurze Zeit später als Erfolg und ist heute eine der meistgespielten Opern auf der Welt. Sie spielt in Sevilla und hat damals den „Hispanismus“ als exotische Musiknote zum Modetrend gemacht. Was die Frau im Fokus dieser Oper betrifft, füllt sie inzwischen Bände: Femme fatale, rassige Zigeunerin, Hexe, sexgeiles Liebesobjekt, bedrohliche Exotin, eine Konfliktauslöserin tiefenpsychologischer Freudscher Verklemmungen… Projektionsflächen aus der Sicht von Männern! Für die Kölner Premiere gestern in der Oper im Staatenhaus hat Lydia Steier mal ein bisschen an diesem Klischee gekratzt und ihre weiblichen Reize in einem Overall und Stiefeln versteckt. Dass Carmen in einer Inszenierung mal ohne die üblichen Verführungsallüren auskommt, finde ich als Frau sehr erfrischend. (Sabine Weber) Opulente Bilder mit surrealen Brechungen. Lydia Steier inszeniert Carmen in Köln weiterlesen
Die Uraufführung von Philippe Manourys Lab.Oratorium. Der Erlebnisbericht einer Choristin zwei Monate später!
Das war sicherlich ein Höhepunkt dieser Konzertsaison. Im Mai hat Philippe Manoury seine dem Gürzenich-Orchester und der Kölner Philharmonie gewidmete Trilogie mit dem Lab.Oratorium für Stimmen, Orchester und Live-Elektronik vollendet und das aktuelle Thema Flucht und Drama im Mittelmeer in einem grenzüberschreitenden Projekt umgesetzt. Unter der Leitung von François Xavier Roth wurde das Publikum umringt und durchflutet von Klängen und Akteuren, zu denen Amateure gehören sollten und gehört haben. Eine Sängerin aus dem Lab.Chor ist noch mehr als einen Monat später voller Eindrücke. Wir sitzen in einer Bar. Die Partitur des Lab.Chores liegt auf dem Tisch, mit Unterschriften von François Xavier Roth und Philippe Manoury. Ziemlich unleserlich! Aber Elisabeth Fétizon wollte sie sich unbedingt signieren lassen. Sie ist Französin, lebt seit 35 Jahren in Köln und hat im Amateurchor der Kölner Uraufführung mitgemacht. Die Erinnerungen sprudeln aus ihr heraus, sodass ich mit dem Schreiben kaum nachkomme. Zufälligerweise war sie auch in Paris, als das Werk seine französische Erstaufführung erfuhr, und konnte im Publikum noch einmal eine völlig neue Perspektive erleben. Hier die Stationen einmaliger Erlebnisse in einer ganz persönlichen Nachlese von Elisabeth Fétizon. Die Uraufführung von Philippe Manourys Lab.Oratorium. Der Erlebnisbericht einer Choristin zwei Monate später! weiterlesen