Schlagwort-Archive: François-Xavier Roth

François-Xavier Roth bringt die Kölner Philharmonie mit Bernd Alois Zimmermanns „Soldaten“ in begeisterten Ausnahmezustand!

FXR und BAZs Soldaten! FXR, so wird Dirigent Roth intern hier abgekürzt, triumphiert sogar mit BAZ – das sind die Kürzel des berühmten Kölner Nachkriegs-Avandgarde-Komponisten Bernd Alois Zimmermann! Das muss ihm mal jemand nachmachen. Schon 2018 ist an der Kölner Oper unter seiner Leitung das bei der Kölner Uraufführung 1965 noch unvollständige, weil als unaufführbar abgestempelte Opus magnum Zimmermanns auf historischem Niveau Gerechtigkeit widerfahren. Damals, in der Interimsstätte im Staatenhaus, hat Fura dels Baus sogar versucht, BAZs Idee der „Kugelgestalt der Zeit“ zu entsprechen und hat die Simultanszenen im Gestern, Heute und Morgen auf eine 360° Grad Bühne gebracht. Jetzt, fünf Jahre später, wird vor allem musikalisch getoppt. In der Minimalregie von Calixto Bieito agieren auch dieselben Solisten wie damals. Auswendig! (Von Sabine Weber) François-Xavier Roth bringt die Kölner Philharmonie mit Bernd Alois Zimmermanns „Soldaten“ in begeisterten Ausnahmezustand! weiterlesen

Senta erfährt ein neues Schicksal – Im Kölner Holländer!

Senta (Ingela Brimberg) geistert auf der Schiffsbrücke und versucht sich zu erinnern. „Und schon kommen sie mir entgegen, die mich damals kannten…“, tönt eine Geisterstimme in den Raum. Senta hat also ihre Begegnung mit dem Holländer überlebt! Damals. Die Oper ist Erinnerung. Und die setzt ein, wenn mit dem Quart-Quint-Signal der Hörner das Vorspiel beginnt! (Von Sabine Weber) Senta erfährt ein neues Schicksal – Im Kölner Holländer! weiterlesen

Italie! „Les Troyens“ von Berlioz kreist in Köln auf einer Umlaufbahn. Das Gürzenich-Orchester ist das Epizentrum

Das Orchester kommt bei einem der musikalischen Höhepunkte sogar selbst in Bewegung, mitsamt rotierendem GMD François-Xavier Roth inmitten des Bühnenorbits, dem aber nicht aus diesem Grund sein Bleistiftdirigentenstab abhanden gekommen ist. Die Rotation bringt dann das liegende griechische Statuengesicht am hinteren Rand der Bühne nach vorne, und offenbart dahinter das Versteck einer abgehalfterten Göttergesellschaft. Regisseur Johannes Erath bebildert als Metaebene eine Götterdämmerung. (Von Sabine Weber) Italie! „Les Troyens“ von Berlioz kreist in Köln auf einer Umlaufbahn. Das Gürzenich-Orchester ist das Epizentrum weiterlesen

Melaten und Torso – ein Friedhof und ein Konzert in Köln…

Was haben die Gräber auf Melaten mit einem Sinfoniekonzert in der Philharmonie gemein? Die Gestaltung von Erinnerung und eine Kunst des vergänglichen Moments? Beides lebt und rückt nahe durch Geschichten hinter Grab , Komposition oder Komponist. In dem neuen Buch „Mein Melaten – ein persönlicher Friedhofsführer“ (Greven Verlag Köln) von der ehemaligen Dombaumeisterin Schock-Werner mit Bildern von Nina Gschlößl, geht es um Geschichten von Kölner Menschen, die auf Melaten begraben liegen. Im Programmheft zum Gürzenich-Orchester-Konzert am Abend gibt es auch Grabesstimmung. Schuberts „Unvollendete“ sei ein „Grabesgesang“. Und Anton Bruckner musste kurz vor der Vollendung seiner Neunten begraben werden. Skizzen und Papiere des fast vollendeten vierten finalen Satzes seien von Brucknerfans angeblich wie eine Leiche gefleddert und entwendet worden. Die „Neunte“, dieses Konzert, dieser Abend – endet also mit einem Adagio … (Von Sabine Weber) Melaten und Torso – ein Friedhof und ein Konzert in Köln… weiterlesen

„Béatrice et Bénédict“ von Berlioz – Die Kölner Oper punktet mit Spielfreude und perfekt austariertem Klangsinn

Und das in jeder Hinsicht! Denn schon die Ouvertüre mit ihren huschenden Gesten mit Akzentpausen ist eine Herausforderung. François-Xavier Roth, wie immer mit Bleistift als Dirigierstäbchen in der rechten Hand, leitet sichtbar entspannt, dennoch souverän das Gürzenich-Orchester. Es sitzt sichtbar rechts vom Bühnenbild. Das zeigt eine Kulisse mit Rundbogen-Arkaden und eine typisch italienische Straßenfassade mit Fensterläden und einem Platz davor für die großen Chorszenen. Und mit dem Chor, der die sizilianische Gesellschaft am Ort vorstellt, lebendig durchmischt von Alt bis Jung, Blind, fein, heruntergekommen, Männern und Frauen, bricht es los. Und immer wieder wird die Gesellschaft von dem urkomischen Kapellmeister Somarone zu einer Probe am Platz zusammengestaucht. Denn er wittert seine Chance, mit einem Auftritt berühmt zu werden. (Von Sabine Weber) „Béatrice et Bénédict“ von Berlioz – Die Kölner Oper punktet mit Spielfreude und perfekt austariertem Klangsinn weiterlesen

Metropolis in Fullsize in der Kölner Philharmonie – so gut wie zwei Mal Bruckner?

(Aus der nachkolorierten Fassung, der Giorgio Moroder 1984 Diskobeats unterlegt hat. Foto: Filmmuseum Berlin) Seit Jahren basteln François-Xavier Roth und sein Kölner Gürzenich-Orchester daran, den Stummfilm Metropolis von Fritz Lang in Fullversion zu der Orchesterversion Fullsize des argentinisch-französischen Komponisten Martin Matalon in die Kölner Philharmonie zu bringen. Trotz Corona ist der Traum jetzt wahr geworden. Mit ergänzten Filmfunden von 2002 aus den USA und 2008 aus einem Filmarchiv in Buenos Aires dauert er stolze zweieinhalb Stunden. Für die Szenen hat Matalon Beats, Geräusche und Elektroniksounds aus dem Pariser IRCAM dem Orchester zugemischt, und untermalt das beredte hochdramatische Schwarz-weiß-Schweigen mit Musik, die den Spannungsgrad von Lalo Schifrins Sound bei der Autoverfolgungsjagd in „Bullit“ erreicht. (Von Sabine Weber) Metropolis in Fullsize in der Kölner Philharmonie – so gut wie zwei Mal Bruckner? weiterlesen

„Written on skin“. Benjamin Lazar gibt sein Regiedebüt an der Oper Köln am 1. Dezember 2020 und erklärt seine Herangehensweise an zeitgenössische Oper!

Eigentlich hätte am 22. November Premiere sein sollen. Die Probenphasen haben sich nach hinten verlagert. Aber die Kölner Oper ist guter Dinge, dass die Premiere von George Benjamins „Written on Skin“ am 1. Dezember auch vor Publikum stattfinden kann. Die Proben laufen auf Hochtouren im Staatenhaus, derzeitige Ausweichspielstätte der Kölner Oper. Und nicht nur zu dieser Probe. Noch zwei weitere Premieren sind in Arbeit. Das Staatenhaus ist ja groß genug. Der Kantinenbereich ist dennoch erstaunlich leer. Geselligkeit ist offensichtlich nicht das Gebot der Stunde. Vor Benjamin Lazar, an einem Stehtisch abseits, fahre ich das Mikrofon aus. Für mein erstes Interview mit Mundschutz. Der Regisseur will es so! (Die Fragen stellt Sabine Weber)
„Written on skin“. Benjamin Lazar gibt sein Regiedebüt an der Oper Köln am 1. Dezember 2020 und erklärt seine Herangehensweise an zeitgenössische Oper! weiterlesen

Gürzenich-Orchester erhöht trotz oder wegen Corona die Schlagzahl im Saison-Finale!

Das Gürzenich-Orchester erhöht die Konzert-Schlagzahl. Es kümmert sich um seine Abonnenten nach der Corona-Öffnung. Sie mussten sich allerdings zwischen vier Kurz-Konzerten – ohne Pause – entscheiden. Über die letzten beiden, beziehungsweise das letzte der beiden hat klassikfavori berichtet.
Jetzt gab es wieder zwei unter der Leitung von François-Xavier Roth. Eines mit Bläser-Fokus und eines für Streicher! (Von Sabine Weber)

Gürzenich-Orchester erhöht trotz oder wegen Corona die Schlagzahl im Saison-Finale! weiterlesen

Das Gürzenich-Orchester „first“ in der Kölner Philharmonie!

Wie schön, wieder in der Kölner Philharmonie zu sein! Und Gürzenich first! Nach dem Lockdown steht das erste Konzert dem städtischen Orchester in ihrer Konzertheimat irgendwie auch zu. Am 9. März hat sich das Gürzenich-Orchester das letzte Mal hier seinem Publikum präsentiert. 90 Tage später – eröffnet das Gürzenich sogar landesweit als erstes Orchester den Sinfoniebetrieb. (Siehe erstes Konzert in München nach Coronalockdown) Freilich in Kammerensemblebesetzung, vor nur 100 Zuschauern und unter Hygienebedingungen der besonderen Art. (Von Sabine Weber)
Das Gürzenich-Orchester „first“ in der Kölner Philharmonie! weiterlesen

Beethrifft das Gürzenich-Orchester und seine aktuelle Beethoven-Séance 2020: Ausschnitte aus Beethovens Werk im Fluss mit zeitgenössischer Avantgarde

(Foto: Holger Talinsky) Ein Beethoven-Akadamie-Revival also. Im April 1800 hat Ludwig van Beethoven seine erste Akademie im Wiener Hofburgtheater veranstaltet. Mit Ausschnitten aus seiner gerade erst fertig gestellten Ersten Sinfonie, seines Septetts, dazu eine Sinfonie von Mozart und Beethoven fantasierte dazu auch noch auf dem Klavier. Ein buntes zeitgenössisches Programm also. „Die interessanteste Akademie seit langer Zeit“ schreibt ein Rezensent, auch wenn in den Sinfonien alle Bläser doppelt besetzt zu der Streicherbesetzung als „Übergewicht“ moniert wurden. Riesig und gewichtig ist die Besetzung des Gürzenich-Orchesters bei seinem aktuellen Beitrag zum Beethovenjubiläum 2020 in allen Stimmgruppen. Acht Kontrabässe, acht Hörner, vierfaches Holz, inklusive einer Bassklarinette und jeweils vier Trompeten und Posaunen, eine über das gesamte hintere Halbrund verteilte Schlagwerkgruppe. Die Harfe fehlt auch nicht. Denn das Gürzenich-Orchester unter seinem Chef François-Xavier Roth verbindet Ausschnitte aus Beethoven-Sinfonien mit gewaltigen Neue-Musik-Klängen, mit Helmut Lachenmanns „Tableau“ für groß besetztes Orchester, mit „Photoptosis“ von Bernd Alois Zimmermann. Isabel Mundry und Francesco Filidei haben sogar im Auftrag für dieses Konzert komponiert. Aufgemischt mit Klavierklängen aus Beethovens 5. Klavierkonzert oder dessen Bagatellen, mit Pierre-Laurent Aimard als Solisten des Abends. (Von Sabine Weber) Beethrifft das Gürzenich-Orchester und seine aktuelle Beethoven-Séance 2020: Ausschnitte aus Beethovens Werk im Fluss mit zeitgenössischer Avantgarde weiterlesen