Der Musikpionier Hermann Max erklärt, warum er aufhört!

Mit 80 Jahren kann man doch auch in Würde aufhören. Und der Organist, Dirigent, Festivalleiter und Alte-Musik-Pionier Hermann Max hört auf.

In West-Berlin hat er Orgel in der legendären Klasse von Michael Schneider und Kirchenmusik studiert, anschließend in Köln Kunstwissenschaft und Archäologie und tritt 1967 seine erste Kirchenmusikstelle in Dormagen bei Neuss an. Und Max entwickelt sich zu einem in jeder Hinsicht rastlosen Aktivisten der historischen Aufführungspraxis, vor allem in Sachen Kirchenchormusik, aber auch weltliche Kantaten des 17. und 18. Jahrhunderts. Max ist ein richtiger Pionier der alten Schule: sichtet Quellenmaterial im Original vor Ort oder auf Mikrofilmen und fertigt zum Teil eigenhändig Abschriften an, um die Musik zur Aufführung zu bringen. Die damalige WDR Redaktion Alte Musik (Schwendowius/ Neumann) unterstützt seine Arbeit. So kann er seine  Recherchen immer wieder in Musikinterpretationen umsetzen, die schon bald Maßstäbe setzen.

„Unortodox, konsequent und musikalisch packend“ sei sein Einsatz, sagt Christoff Wolff vom Bach Archiv in Leipzig. Sämtliche existierende Schallplattenpreise räumt Max wenigstens einmal ab. Dazu den Georg-Philipp-Telemann-Preis der Stadt Magdeburg 1998 und die Bach-Medaille eben der Stadt Leipzig 2008. Denn Bach ist sein Thema, und nicht nur Johann Sebastian, sondern die verzweigte Linien des Bach-Clans, sprich: neben Söhnen und Schüler Johann Sebastian auch die Vor- und Nachfahren der Parallelzweige in Arnstadt, Erfurt, Meiningen. Sogar in Nordrhein-Westfahlen beseitigt er weiße Flecken der Bachlandschaft und bringt westfälische und rheinische Bachnachfahren zu Gehör.

Das von ihm gegründete Vokalensemble Rheinische Kantorei, das Instrumentalensemble Das Kleine Konzert und die von ihm ins Leben gerufenen Tage alter Musik in Knechtsteden sind zu seinem Markenzeichen geworden, wie auch der immer noch imposant wirkende Haarschopf. Mit der aktuellen Ausgabe der Tage Alter Musik Knechtsteden nimmt Hermann Max seinen Abschied. Nach dem Eröffnungskonzert hat sich Hermann Max in der Bibliothek im Kloster hinter der Basilika ein paar Fragen gestellt. (Die Fragen stellt Sabine Weber)

Die Kontinuität des Festivals ist natürlich weiterhin gewährleistet durch Festivalleiter Michael Rathmann. Neben Eigenproduktionen der Rheinischen Kantorei unter der Leitung von Edzard Burchards werden jährlich wechselnde Residenzkünstler eingeladen. Die Artist in Residence 2024 ist Dorothee Oberlinger.

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