Schlagwort-Archive: Deutsche Oper am Rhein

Korngolds „Die tote Stadt“ gebiert in Düsseldorf Wiedergänger!

Titelbild: Corby Welsh (Paul) und Nadja Stefanoff (Marietta). Foto: Sandra Then. „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold ist Brügge. Dieser hübschen mittelalterlichen Backsteinstadt mit engen Gasen und Kanälen hat Georges Rodenbach in seinem symbolistischen Roman „Bruge-la-Morte“, 1903 ins Deutsche übersetzt, die morbide Atmosphäre eingeschrieben. Korngold nutzt sie für ein Portrait des Fin du siècle mit berauschender zugleich subkutan bedrohlicher Musik, die mit Regisseur Daniel Kramer sogar Tote leibhaftig werden lässt. (Von Sabine Weber) Korngolds „Die tote Stadt“ gebiert in Düsseldorf Wiedergänger! weiterlesen

Großes Theater, großartige Momente! Der Opern-Saisonrückblick 19.20 von Sabine Weber

Die Saisonabschlussbilanzen der Opernhäuser trudeln ins Mailfach. Einmal mehr ein Grund, dieser Saison auch unsererseits einen kleinen Rückblick zu gönnen. Trügt der Eindruck, oder waren es wirklich mehr Uraufführungen als im letzten Jahr? Christoph Marthalers Verbeugung vor Charles Ives mit „Universe, Incomplete“ auf der Ruhrtriennale, György Kurtàgs „Fin de Partie“ an der Scala, „Marx in London“ von Jonathan Dove in Bonn, Anno Schreiers “Schade, dass sie eine Hure war“ an der Oper am Rhein, Michael Wertmüllers „Diodati.Unendlich“ über den Frankenstein-Mythos in Basel, gefolgt von Mark Greys Frankenstein-Oper in Brüssel, Detlev Glanerts Fontane-Hommage „Oceane“ an der Deutschen Oper Berlin,  Hector Parras “Les Bienveillantes” in Antwerpen oder das szenische Lab.Oratorium von Philippe Manoury mit dem Gürzenich-Orchester in der Kölner Philharmonie. Dazu deutsche Erstaufführungen wie Philip Venables „Psychose 4.48“ an der Semper 2, Luca Francesconis Kammeroper „Quartett“ nach Heiner Müller in Dortmund. Dazu Wiederentdeckungen wie Jacques Offenbachs „König Karotte“ in Hannover oder César Francks „Hulda“ in Freiburg! Dazu zwei beglückende Repertoire-Inszenierungen in Köln mit „Rusalka“ und „Peter Grimes“, in Bonn mit „Die Sache Makropulos“, nicht zu vergessen Essen mit Aribert Reimanns „Medea“. Und bis zuletzt bleibt es spannend.

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Rheinromantik im Untergang! Dietrich Hilsdorf vollendet Wagners Ring mit einer Götterdämmerung auf einer Rheinfähre!

Das MS Wodan auf dem Bug ist kaum zu erkennen. Alles verrostet. Der Lack abgeblättert. Aber die Rheinfähre von Bühnenbildner Dieter Richter bewegt sich, korrigiert sogar immer wieder den Kurs. Ein gelungenes Bühnenbild. Denn der Schlingerkurs ist in der Geschichte allgegenwärtig. Siegfried schwört Brünnhilde ewige Liebe. Dann verlässt der jugendliche Kraftmeier sie schnöde für eine andere vom Burgunderhof. Die Rheintöchter klettern über die Reling. Brünnhilde klagt an, Siegfried leistet einen Meineid, Hagen richtet ihn hin. Siegfried wird an Deck verbrannt, eingehüllt in sämtliche Flaggen der deutschen Geschichte. Und das Rheinufer zieht in Projektionen romantisch verklärt oder im zeitgeschichtlichen Industrierealismus vorbei. Es war ja von Anfang an die Rede davon, dass in Hilsdorfs Ring der Rhein eine Rolle spielen solle!
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