Axel Kober wird schon enthusiastisch beim ersten Antritt begrüßt. Vor jedem weiteren Aufzug des Parsifal und vor allem am Ende nach fünf Stunden. Die Düsseldorfer schätzen ihren Wagner-Dirigenten und bis Sommer 2024 noch ihr GMD. Er wird die Saison auch mit einem „Holländer“ abrunden. Dass in der euphorischen Beklatschung der Solisten für den Parsifal- und die Kundry-Interpreten vereinzelt Buhrufe auszumachen sind, ist wirklich ungehörig.
Gast Daniel Frank ist vielleicht nicht die optimale Verkörperung eines jungen strahlenden Helden. Aber in die vom Regisseur Michael Thalheimer angelegte Rollendeutung fügt er sich hervorragend ein und meistert seinen Part stimmlich sehr gut. Da habe ich schon anderes erlebt. Sara Ferede aus dem Ensemble gibt und spielt ihr Rollendebüt ebenfalls großartig. Nicht in allem makellos, aber der wirklich heiklen Momente sind wenig, und insgesamt überzeugt sie zudem durch ihr Spiel. Über die Rollenausdeutung lässt sich streiten. Das Regie-Team spaltet das Publikum. Beängstigend laut waren die Für- und Widerreaktionen, sodass man einen ausbrechenden Tumult befürchten musste. (Von Sabine Weber)Reduziertes Bild – Rauschende Musik. Thalheimers „Parsifal“ in Düsseldorf! weiterlesen →
Titelbild: Corby Welsh (Paul) und Nadja Stefanoff (Marietta). Foto: Sandra Then. „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold ist Brügge. Dieser hübschen mittelalterlichen Backsteinstadt mit engen Gasen und Kanälen hat Georges Rodenbach in seinem symbolistischen Roman „Bruge-la-Morte“, 1903 ins Deutsche übersetzt, die morbide Atmosphäre eingeschrieben. Korngold nutzt sie für ein Portrait des Fin du siècle mit berauschender zugleich subkutan bedrohlicher Musik, die mit Regisseur Daniel Kramer sogar Tote leibhaftig werden lässt. (Von Sabine Weber)Korngolds „Die tote Stadt“ gebiert in Düsseldorf Wiedergänger! weiterlesen →
Es ist schon erstaunlich, wie modern die Themen sind, die Wagner in seiner Walküre verhandelt: freie Liebe gegen den heiligen Bund der Ehe wenn er durch Zwangsehe zustande kommt. Fremdbestimmung und blinder Gehorsam. Da prahlen die Walküren in roter Festseide unter Wehrmachtsmantel damit, dass sie im Krieg gefallene Männer im blinden Gehorsam auferstehen lassen und für Wotans Heer rekrutieren. Der Wehrmachtsmantel wird in Dietrich Hilsdorf aktueller Inszenierung seines Ring des Nibelungen an der Oper am Rhein in Düsseldorf zum Symbol der Göttermacht. Apokalypse Now lässt grüßen! Hildorf setzt seinen Ring in Düsseldorf mit der Walküre fort weiterlesen →
Der US amerikanische Schriftsteller Ambroce Bierce hat in seiner short story „An Occurence at Owl Creek Bridge“ 1890 erstmals diesen Kunstgriff literarisch geprägt. Was passiert im Moment der Hinrichtung im Kopf des Delinquenten? Sein Leben wird in den letzten Minuten heraufbeschworen. Ein grausamer Moment im Hier und Jetzt wird zum Katalysator einer Leidensgeschichte im sozialen Abseits. Ein Schicksal, das von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist und in dieser Inszenierung mit aller Härte die Zuschauer zu einer Stellungnahme herausfordert. (Von Sabine Weber) Stefan Herheim inszeniert Alban Bergs Wozzeck an der Oper am Rhein als Rückblende in den letzten Minuten einer Hinrichtung weiterlesen →
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