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Diese Liebe lässt kalt! Die Uraufführung von Chaya Czernowins „Heart Chamber“ wirft Fragen auf!

Chaya Czernowin zählt zu den radikalen Avantgardekomponistinnen und zu den erfolgreichen, die aufgeführt werden. Ihre musikalische Sprache integriert elektronische Klänge ebenso wie Geräusche. Mit ihren Werken will die israelisch-amerikanische Komponistin zum Hinhören animieren, aber auch zum Nachdenken anregen. Seit 20 Jahren auch mit Musiktheater. In ihrer Erstlingsoper „Pnima… ins Innere“ hat sie, Tochter von Holocaust-Opfern, den Umgang mit Erinnerungen der Nachfolgegenerationen thematisiert. In „Adama“, als Einlegeoper für das Mozartopernfragment „Zaïde“ zum 250. Mozartjubiläum, die Unfähigkeit einer Israelin und eines Palästinensers, sich über kulturelle Gegensätze hinweg zu setzen. Infinite Now, ihr bisher größtes Opernwerk, ist in Koproduktion mit der Opera Vlaanderen und dem Nationaltheater in Mannheim entstanden. Es handelt von Kriegserfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg, überlagert von der surrealen Erzählung „Heimkehr“ einer chinesischen Autorin. Für ihr jüngstes Musiktheaterprojekt Heart Chamber hat sie sich einem abstrakten Sujet verpflichtet, nämlich der Erforschung der Liebe. Welche Ängste und Vorbehalte lösen reale Berührungsmomente aus, welche Reaktionsmuster rufen sie hervor? Doch die 90 Minuten lassen einen ratlos zurück. Denn wenn diese Beziehungsunfähigkeit Liebe sein soll, müsste die Menschheit bald aussterben! (Sabine Weber) Diese Liebe lässt kalt! Die Uraufführung von Chaya Czernowins „Heart Chamber“ wirft Fragen auf! weiterlesen

Großes Theater, großartige Momente! Der Opern-Saisonrückblick 19.20 von Sabine Weber

Die Saisonabschlussbilanzen der Opernhäuser trudeln ins Mailfach. Einmal mehr ein Grund, dieser Saison auch unsererseits einen kleinen Rückblick zu gönnen. Trügt der Eindruck, oder waren es wirklich mehr Uraufführungen als im letzten Jahr? Christoph Marthalers Verbeugung vor Charles Ives mit „Universe, Incomplete“ auf der Ruhrtriennale, György Kurtàgs „Fin de Partie“ an der Scala, „Marx in London“ von Jonathan Dove in Bonn, Anno Schreiers “Schade, dass sie eine Hure war“ an der Oper am Rhein, Michael Wertmüllers „Diodati.Unendlich“ über den Frankenstein-Mythos in Basel, gefolgt von Mark Greys Frankenstein-Oper in Brüssel, Detlev Glanerts Fontane-Hommage „Oceane“ an der Deutschen Oper Berlin,  Hector Parras “Les Bienveillantes” in Antwerpen oder das szenische Lab.Oratorium von Philippe Manoury mit dem Gürzenich-Orchester in der Kölner Philharmonie. Dazu deutsche Erstaufführungen wie Philip Venables „Psychose 4.48“ an der Semper 2, Luca Francesconis Kammeroper „Quartett“ nach Heiner Müller in Dortmund. Dazu Wiederentdeckungen wie Jacques Offenbachs „König Karotte“ in Hannover oder César Francks „Hulda“ in Freiburg! Dazu zwei beglückende Repertoire-Inszenierungen in Köln mit „Rusalka“ und „Peter Grimes“, in Bonn mit „Die Sache Makropulos“, nicht zu vergessen Essen mit Aribert Reimanns „Medea“. Und bis zuletzt bleibt es spannend.

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Die Deutsche Oper Berlin feiert den 200. Geburtstag von Theodor Fontane mit einer neuen Fontane-Oper. Am 28. April war Premiere von Detlev Glanerts „Oceane“! Und es war ein Fest, wie der Komponist am Tag danach in einem Interview verraten hat

Ausverkauft! Zur Uraufführung von Detlev Glanerts „Oceane von Parceval“, frei nach einem gleichnamigen Fragment von Theodor Fontane, quetscht sich das Publikum in die Parkettreihen. Und mit seinen 1850 Plätzen ist die Deutsche Oper Berlin kein kleines Haus! Ist es etwa das Interesse an Neuer Musik, an Theodor Fontane, immerhin vor den Toren Berlins in Neuruppin geboren und ein großer Jubilar dieses Jahr? Oder ist es das Interesse am hier heimisch gewordenen Komponisten? Der Wahlberliner Detlev Glanert lebt hier seit 1987. Als Donald Runnicles, Generalmusikdirektor der Oper und Dirigent des Abends, den Orchestergraben betritt, brandet mehr als Beifall auf! Erwartung und Vorabbestätigung zugleich. Alles steht unter einem guten Stern an diesem Abend. Das Sängerensemble ist großartig besetzt: mit Doris Soffel als Grande Dame und Hotelbesitzerin, mit Maria Bengtsson in der Hauptrolle und Tenor Nikolai Schukoff als ihrem Paarpartner. Die finnisch-schwedische Bengtsson ist ein gefragter Berliner Liebling und eine der wenigen, die derzeit an allen drei Opernhäusern der Hauptstadt zu erleben ist. Also das Sängerensemble und eine feinsinnig bis großartig aufgefächerte Musik, die auch mit rapiden Stimmungsumschwüngen und rasanten Wechseln von Gruppen- und Ensembleszenen für Tempo sorgt, überzeugen an diesem Abend. Dazu die beeindruckende Videoprojektionen eines Meeres, das von der gigantischen Hohlkehle im Bühnenhintergrund bis in den Orchestergraben brandet. Für einen heutigen Komponisten muss das eine Bestätigung sein. Zumal Detlev Glanert einer der wenigen ist, die nur vom Komponieren leben. Und dennoch ist die Aufregung am Tag der Premiere groß. Unser Interview wird auf den Tag danach verlegt. Wie man sich nach diesem Erfolg fühlt, musste die erste Frage sein. (Das Interview führte Sabine Weber) Die Deutsche Oper Berlin feiert den 200. Geburtstag von Theodor Fontane mit einer neuen Fontane-Oper. Am 28. April war Premiere von Detlev Glanerts „Oceane“! Und es war ein Fest, wie der Komponist am Tag danach in einem Interview verraten hat weiterlesen