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Zum Tode von Maurizio Pollini und Peter Eötvös

Nach dem Tod von Aribert Reimann hat die Welt der klassischen Musik nun zwei weitere Verluste zu beklagen.
Am Samstagabend nach dem Nachhausekommen konnte man schon die Nachrufe auf Maurizio Pollini im Radio hören. Auch hier in Köln war er häufig zu Gast. (Von Jukka Höhe)

Vor weniger als zehn Jahren noch ganz auf der Höhe seiner Kunst in der Kölner Philharmonie: Ein Soloabend, geprägt von der souveränen Beherrschung der Technik, die es ihm ermöglichte, sich ganz der Interpretationen des Werkes zu widmen.

Maurizio Pollini
Maurizio Pollini. Foto: Wikimedia Commons

Dies alles erschien so selbstverständlich, das man es an dem Abend gar nicht so wahr nahm: erst in der Erinnerung, der Distanz wird die Größe wahrnehmbar.

Pollini vermochte es, seine Zuhörer ganz in das Werk mit zu nehmen. So dass dieser Abend mit ihm in der großen, 2000 Zuhörer fassenden Philharmonie, ganz intim, wie ein Kammermusikabend erschien, gegeben für sich und einige wenige vertraute Freunde. Ein souveräner Abend.

Wenige Jahre später: erneut steht ein Abend mit Pollini an. Die erste Absage, das Konzert wird verschoben. Kurz vor dem Nachholtermin dann die zweite Absage, eine erneute Verschiebung. Auf unbestimmte Zeit. Schließlich wird das Konzert ganz abgesagt.

Dann ergibt sich doch noch die Möglichkeit, Pollini erneut in der Philharmonie zu erleben. Er spielt wie für sich allein, als gebe es nur ihn, seinen Flügel und die Musik. Seine vertraute Musik, die er so oft gespielt hat: Er spielt frei, und es scheint, als spielte er seine ganz persönlichen Variationen der Werke: ein berührender Abend. Und ein Abschied.

Am Sonntagabend dann die nächste Nachricht: Peter Eötvös ist nach langer Krankheit gestorben. Schon zur Premiere seiner letzten Oper Valuschka konnte er nicht mehr anreisen. Er der so sehr die Interpretationen seiner Werke durch andere Musiker schätzte, denn sie erschienen ihm – neben dem reichen Zuspruch des Publikums – wie ein Prüfstein für die Qualität des Werks. Er freute sich stets, den Blick seiner Kollegen, Ihre Sichtweise auf sein Werk, zu erleben.

Peter Eötvös im Gespräch
Peter Eötvös im Gespräch. Foto: Jukka Höhe

So war es kein Wunder, ihm auch bei der Premiere von Der Goldene Drache in Mönchengladbach zu begegnen.
Auf das Gespräch, dass sich bei dieser Gelegenheit mit dem großen Komponisten und feinen Menschen Peter Eötös ganz spontan ergab, möchten wir Sie, statt eines langen Nachrufes, hinweisen.

„Janos Valuschka”, die 14. Oper von Peter Eötvös wird in Regensburg in deutscher Sprache uraufgeführt

Herzlich Willkommen zum podcast favori „Die Oper der Woche!“ mit Sabine Weber.
14 Bühnenwerke hat Peter Eötvös inzwischen geschrieben. Und der gebürtige Ungar ist für uns Kölner ein wichtiger Komponist. In den 1960ern hat er nämlich in Köln studiert, dann im Stockhausenkreis im Kölner Raum gelebt, bis ihn Pierre Boulez nach Paris holt.

Inzwischen ist Peter Eötvös einer der wichtigsten Dirigenten und vor allem einer der wichtigsten Komponisten weltweit. Seine für die Weltbühnen geschriebenen Musiktheaterwerke wie „Tri Sestry” und „Der golden Drache” haben es ins internationale Repertoire geschafft.
Und er ist nach Budapest zurückgekehrt. Als ich Peter Eötvös im Theater Krefeld-Mönchengladbach 2019 treffe, wo er zur Premiere von „Der golden Drache” angereist ist, hat er mir im klassikfavori-Interview – immer noch nachzuhören auf der klassikfavori-Seite – erzählt, dass er auch seinen ersten Opernauftrag aus Budapest bekommen hat. Für eine Oper in ungarischer Sprache. Im Dezember letztes Jahr zu Eötvös 80. Geburtstag ist sie in Budapest uraufgeführt worden. Am Wochenende hat die Oper am Theater Regensburg in deutscher Sprache Premiere gefeiert. Und unser Opernexperte Klaus Kalchschmid war für uns dabei!

Tri Sestry – Eötvös’ Oper erfährt kongeniale Interpretation in Hagen

(Titelbild: Die „drei Schwestern“ Irina, Dorothea Brandt, Mascha, Maria Markina, und Olga, Lucie Ceralová. Foto: Leszek Januszewski) Als Spiegel des Lebens der meisten Menschen wollte Tschechow seine „Drei Schwestern“, die 1901 im Moskauer Künstler-Theater uraufgeführt wurden, verstanden wissen – und war entsetzt, als ihm ein Zuschauer sagte, das Stück habe ihn zu Tränen gerührt. Heute wird das Werk meist im Hinblick auf das Tragische interpretiert, dabei das in ihm enthaltene Komödiantische übersehen. Wie gut, dass Péter Eötvös in seinem gemeinsam mit Claus H. Henneberg verfassten Libretto für seine Oper nach Tschechows Werk das Komische nicht ausgeblendet hat – und EötvösOper in der Hagener Inszenierung von Friederike Blum eine kongeniale Interpretation erlebt! (Von Jukka Höhe) Tri Sestry – Eötvös’ Oper erfährt kongeniale Interpretation in Hagen weiterlesen

Ein Gespräch mit Peter Eötvös vor der Premiere in Mönchengladbach


Peter Eötvös kommt nach Mönchengladbach. In Nordrhein-Westfalen ist der Dirigent und Komponist ein Begriff! Natürlich! Peter Eötvös hat in Köln studiert und hier seine Welt-Karriere sowohl als Dirigent wie auch als Komponist angestoßen. Seine letzte Oper „Senza Sangue“ nach einem Libretto von Alessandro Baricco ist in der Kölner Philharmonie mit dem New York Philharmonic unter Alain Gilbert uraufgeführt worden. Peter Eötvös ist längst wieder in seine Heimat Ungarn zurück gekehrt. Er lebt in Budapest. Und reist dennoch zur Premiere von “Der goldene Drache” nach Mönchengladbach! 2012-13 hat Peter Eötvös diese Oper komponiert. 2015 revidiert. Es ist eines seiner meistgespielten Werke: 22 Szenen, 22 Ereignisse oder Ereignissplitter nach dem gleichnamigen Theaterstück von Roland Schimmelpfennig, die sich durchdringen, miteinander in Beziehung stehen oder auch scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Drei Sängerinnen und zwei Sänger verkörpern insgesamt 17 Rollen, oft entgegen ihrem Alter, Geschlecht oder ihrer Stimmgattung. Dass Eötvös im Foyer des Theaters gesichtet wird, diese Gelegenheit durfte nicht ungenutzt verstreichen. Spontan hat er einem kleinen Gespräch zugesagt. Freundlich und bereitwillig hat er sich im Theatercafé der Oper in Mönchengladbach kurz vor der Premiere (Siehe gesonderte Klassikfavori-Rezension) mit mir in eine ruhige Ecke gesetzt und ein paar Auskünfte gegeben! Nachzuhören im folgenden favori-Gespräch!

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„Der Goldene Drache“ von Peter Eötvös in Mönchengladbach und der Komponist sitzt im Publikum!

Das Theater Krefeld-Mönchengladbach ist die älteste Theaterhaus-Ehe der Republik! Die verläuft erfolgreich und glücklich, hat allenfalls einen kleinen Schönheitsfehler, dass es nämlich die A-Premieren gibt, die, wenn sie ins zweite Haus wandern, nur noch B-Premiere sind. In NRW hat eine solche B-Premiere aber einen Vorteil. Wer die A-Premiere eines Stückes nicht besuchen kann, darf nicht allzu weit weg auf die B-Premiere setzen. Und die hat mit dem MusikTheater „Der Goldene Drache“ in Mönchengladbach einen zufällig glamourösen Zusatzeffekt bekommen. Komponist Peter Eötvös reist an, stellt sich im Theaterkaffee dem Publikum in einem lockeren Gespräch mit der Dramaturgin Ulrike Aistleitner auch vor und sitzt schließlich mit offenkundiger Anteilnahme in der Aufführung. Zu erkennen an der Hand, die an bestimmten Stellen als Spannungsbarometer ihre Position im Gesicht verändert. Und ziemlich häufig setzt er auch ein wohlwollendes bis amüsiertes Lächeln auf! (Von Sabine Weber) „Der Goldene Drache“ von Peter Eötvös in Mönchengladbach und der Komponist sitzt im Publikum! weiterlesen