75 Jahre WDR Sinfonieorchester und WDR Rundfunkchor! In der Kölner Philharmonie wird gefeiert!

Mehrmals an diesem Festkonzert-Abend wird daran erinnert, dass es ein Zeichen der Hoffnung war, in den Trümmern von Köln ein Rundfunkorchester, noch ohne Sendesaal, wieder spielen zu lassen. Die Trennung von WDR und NDR erfolgt erst 1956, das Kölner Rundfunksinfonieorchester spielt als Fraktion des NWDR-Orchesters aber schon seit 1947 auf. In Kinos, Zirkushallen, Gemeindesälen oder der Festhalle in Viersen, die den Krieg überstanden hat. 1951 dann im eigenen Sendesaal. 75 Jahre nach dem ersten Konzert – heute- in der Kölner Philharmonie unter seinem achten Chefdirigenten Cristian Măcelaru, der zur Veredelung des Abends – zuvor im Plenarsaal der Bezirksregierung noch mit dem Rumänischen Kulturverdienstorden geehrt wird. (Von Sabine Weber) 75 Jahre WDR Sinfonieorchester und WDR Rundfunkchor! In der Kölner Philharmonie wird gefeiert! weiterlesen

ZAMUS! Was ist Partimento? Oder: Continuospielen zu zweit im Konzertvortrag!

Bernardo Pasquini hat im ausgehenden 17. Jahrhundert nicht nur Opern und Oratorien komponiert, sondern sich didaktisch für seine Cembaloschüler eingesetzt. In Rom, wo er 60 Jahre gewirkt hat, lässt er Anleitungen zum Aussetzen des Basso continuos nach Ziffern in einem Traktat drucken, das, damit es nicht so langweilig wird, sogar für zwei Cembalisten ausgelegt ist, die sich im Doppel üben können. Oder in einer Art platonischem Dialog! Was es mit dem sogenannten „Partimento”, der Fachbegriff für diese Praxis, auf sich hat, haben jetzt Flóra Fábri und Andreas Gilger vorgeführt, die charakterlich nicht unterschiedlicher sein könnten und doch so zusammen gefunden haben, das fast nichts gefehlt hat. (Von Sabine Weber) ZAMUS! Was ist Partimento? Oder: Continuospielen zu zweit im Konzertvortrag! weiterlesen

„Intolleranza 2022″ von Luigi Nono im Container! In Wuppertal

Lugi Nonos „Intolleranza 1960“ heißt in dieser Premiere „Intolleranza 2022“. 2021 hatte diese Inszenierung in Wuppertal zwar schon ihre, allerdings nicht öffentliche Premiere – in einer von Corona zerfledderten Saison. Das Regieteam um Dietrich Hilsdorf hat sich daher noch einmal ins Zeug geworfen, fünf Wochen lang geprobt und einiges verändert, um die Aktualität des hochpolitischen Stoffes noch mehr in unserer Realität zu verankern. Nono hatte zwar eine Jahrhundertflut in der Po-Ebene im Kopf, die sich aber problemlos auf die Flutkatastrophe im letzten Jahr beziehen lässt. (Von Sabine Weber) „Intolleranza 2022″ von Luigi Nono im Container! In Wuppertal weiterlesen

„Parsifals Verführung” – von Laurence Dreyfus

Laurence Dreyfus, Parsifals Verführung, Faber & Faber 220 Seiten.

Warum interessieren sich Literaten für Komponisten und Musiker? Helmut Krausser für Alberto Franchetti, den Baronissimo unter den gehandelten Nachfolgern Verdis. Oder aktuell Laurence Dreyfus für den Dirigenten Hermann Levi. Dreyfus ist kein Schriftsteller, sondern ein renommierter Gambist und Musikwissenschaftler und offensichtlich nicht nur der Alten Musik verpflichtet und seinem Berliner Gamben-Ensemble Phantasm. (Von Sabine Weber) „Parsifals Verführung” – von Laurence Dreyfus weiterlesen

Bonn weiter auf Pionierkurs! „Asrael” von Alberto Franchetti überzeugt mit einer dicht gearbeiteten farbigen Partitur!

Komponieren und instrumentieren konnte der „Baronissimo“ Alberto Franchetti, Sohn einer dazumal reichen Familie, von ihr auch gefördert und unterstützt. Er studiert unter anderem in München bei Rheinberger und in Dresden bei Draeseke, von denen er die wagnerischen Weihen erhält. Mit 27 Jahren wird sein Opernerstling „Asrael” am Teatro Reggio Emilia 1888 gefeiert und sofort an anderen Häusern nachgespielt. Die deutsche Erstaufführung findet zwei Jahre später in Hamburg statt. Die Handlung ist symbolistisch-katholisches Erlösungsdrama. Ein Engel namens Asrael fällt im Kampf gegen Luzifer in die Hand der Höllenkämpfer, landet in der Hölle (Vorgeschichte), bekommt aber Landurlaub (hier beginnt die Handlung), wird auf der Erde versucht, dann aber von seiner himmlischen Geliebten gesucht, gefunden und erlöst. Regisseur Christopher Alden übersetzt den Plot (Libretto von Ferdinando Fontana) in ein plausibles Familien-Szenario, in der Gott als Kriegsrasselnder Vater mit Gewehr in der Hand drangsaliert und drillt, im Keller den Pickelhelm aufsetzt, zum Teufel wird und Krieg spielt, bis er altersschwach im Rollstuhl sitzt. (Von Sabine Weber) Bonn weiter auf Pionierkurs! „Asrael” von Alberto Franchetti überzeugt mit einer dicht gearbeiteten farbigen Partitur! weiterlesen

„Rosenkavalier“ und „Frau ohne Schatten“ im Strauss-Hofmannstahl-Wochenend-Doppel. Ein Vergleich!

Bühne Rosenkavalier in der Felsenreitschule. Foto: Anna-Maria Löffelberger
Bühne Frau ohne Schatten am Nürnberger Staatstheater. Foto: Pedro Malinowski

Die beiden ersten eigenständigen Gemeinschaftsarbeiten von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, „Der Rosenkavalier“ (1911) und „Die Frau ohne Schatten“ (1919), an einem Wochenende in Premieren an mittleren Häusern zu erleben, das bedeutet, zwei der anspruchsvollsten und in jeder Hinsicht umfangreichsten Opern von Dichter und Komponist unmittelbar vergleichen zu können. Was kann ein Haus wie das Salzburger Landestheater oder das Staatstheater Nürnberg leisten? Wie bewältigen das die Orchester? Wie kommen die Sänger:innen damit klar; wie die Bühnentechnik? (Von Klaus Kalchschmid) „Rosenkavalier“ und „Frau ohne Schatten“ im Strauss-Hofmannstahl-Wochenend-Doppel. Ein Vergleich! weiterlesen

Die wahre Liebe – ein Schattentanz! Massenets „Werther“ konzertant mit Animationen von Momme Hinrichs in Wuppertal

Wir in Köln sind es ja gewohnt, dass das Orchester in der Ausweichspielstätte im Staatenhaus im Mittelpunkt der Bühne sitzt und das gefeierte Zentrum einer Opernaufführung ist. Wie zuletzt in den „Trojanern“ von Berlioz. In Wuppertal sitzt das Orchester auf der Bühne, weil es für die Erstproduktion keinen Raum für eine Inszenierung gab, da die Bühne für das Ballett blockiert war. So kam eine Videoproduktion ins Spiel, für die der Videokünstler Momme Hinrichs verantwortlich zeichnet. Jetzt hatte die Wiederaufnahme Premiere. (Von Sabine Weber)
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Theatrale Sprachklänge! _hand werk gestaltet großartiges Musiktheater von und mit François Sarhan in der Feuerwache Köln!

Dem derzeit in Berlin lebenden französischen Komponisten François Sarhan (*1972) ist dieser Abend gewidmet. Sarhan ist nicht nur anwesend, sondern im zweiten Teil auch aktiv und trägt in „Telegrams from the Nose“ von 2011 Phrasen eines Schauprozesses vor, die Mitglieder des Zentralkomitee, unter anderem Stalin, gegen Genosse Bakhutin ins Feld geführt haben. Vor einer Wand von William Kentridge mit Zeitungsausschnitten, trägt Sarhan sie sogar auf russisch vor. Zu Schattenspielen und Scherenschnitten die gleichzeitig über die Tafel laufen. Sarhans „Symphony für Flöte, Klarinette, Schlagzeug, Violine, Cello und Klavier“ erlebt an diesem Abend im ersten Teil seine Uraufführung – mit den Stimmen aller Beteiligten von _hand werk! (Von Sabine Weber) Theatrale Sprachklänge! _hand werk gestaltet großartiges Musiktheater von und mit François Sarhan in der Feuerwache Köln! weiterlesen

Italie! „Les Troyens“ von Berlioz kreist in Köln auf einer Umlaufbahn. Das Gürzenich-Orchester ist das Epizentrum

Das Orchester kommt bei einem der musikalischen Höhepunkte sogar selbst in Bewegung, mitsamt rotierendem GMD François-Xavier Roth inmitten des Bühnenorbits, dem aber nicht aus diesem Grund sein Bleistiftdirigentenstab abhanden gekommen ist. Die Rotation bringt dann das liegende griechische Statuengesicht am hinteren Rand der Bühne nach vorne, und offenbart dahinter das Versteck einer abgehalfterten Göttergesellschaft. Regisseur Johannes Erath bebildert als Metaebene eine Götterdämmerung. (Von Sabine Weber) Italie! „Les Troyens“ von Berlioz kreist in Köln auf einer Umlaufbahn. Das Gürzenich-Orchester ist das Epizentrum weiterlesen

Mahagonny und die Flutkatastrophe an der Ahr

Regisseur Volker Lösch, zuletzt hier in Bonn mit einem politisierten Fidelio und Folterzeugen aus der Türkei, bringt jetzt Flutopferberichte in die aktuelle Bonner Inszenierung von „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny”.  Die von Brecht/ Weill dargestellte Ausbeutung von Männern durch kapitalistisch organisierte Vergnügung ist aus heutiger Sicht vielleicht eine sehr plakative Parabel. Aber sie trifft es. In der Verknüpfung mit der Flutkatastrophe an der Ahr mit voller Wucht! (Von Sabine Weber) Mahagonny und die Flutkatastrophe an der Ahr weiterlesen

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