Es gibt keinen schöneren Ort als Potsdam!, meint Dorothee Oberlinger, Blockflötistin, Dirigentin, Professorin am Salzburger Mozarteum. Und seit 2019 Intendantin, beziehungsweise künstlerische Leiterin an diesem Ort mit den vielen bedeutenden Örtlichkeiten, die es mit Musik zu füllen gilt. Seit dem 9. Juni haben die Musikfestspiele ihre Tore geöffnet, und noch bis zum 25. Juni. Potsdam Sanssouci führen die Musikfestspiele im Titel. Wenn dieses Jahr im berühmten Sanssouci selbst keine Konzerte stattfanden, so in nicht minder architetkonischen Juwelen neben, an oder in Kirchen aus der Zeit Friedrichs II. und seiner könig- und kaiserlichen Nachfolger, die in weiteren Parkanlagen ihre Schlösser bauten. Sabine Weber hat Dorothee Oberlinger letzten Samstag zum Genius loci, und natürlich den zwei Barockpern befragt, die zu dem Zeitpunkt gelaufen sind. Im besonderen zu Andrea Bernasconis „L’Huomo“. Denn diese Produktion lag in ihren Händen. (Das Gespräch hat am 17. Juni 2023 im Caffe Ricciotti in Potsdam stattgefunden) Musikfestspiele Potsdam Sanssouci – Dorothee Oberlinger über den Genius loci und Ihre künstlerische Leitung weiterlesen
Archiv der Kategorie: Künstlergespräch
Christian Jost über seine Oper „Voyage Vers l’Espoir“ – ein Flüchtlingsdrama, das in Genf bald seine Uraufführung erlebt

Christian Jost, Jahrgang 1963, kreiert Partituren, die klangdicht und wirkmächtig sind. Seine Klaviatur ist das klassische Orchester, das er wohl mal aufraut mit E-Gitarre oder taiwanesischem Klangwerk, im Großen und Ganzen klassische Instrumente. Jost hat seinen Werkkatalog mit Kammermusik, Sinfonischer Musik gefüllt. Aber vor allem mit Opern, die er selbst als Dirigent auch aus der Taufe hebt. Opern die allesamt erfolgreich sind. Sein „Hamlet“ – in der Titelrolle ein Mezzosopran, wurde 2009 von der Kritikerumfrage der Opernwelt zur Uraufführung des Jahres gewählt.
Seine aktuelle Oper „Voyage Vers l’Espoir“ – „Reise der Hoffnung“ – der Geburtstermin war eigentlich für 2020 ausgerechnet – steht endlich am Grand Théâtre de Genève kurz vor der Geburt. Christian Jost über seine Oper „Voyage Vers l’Espoir“ – ein Flüchtlingsdrama, das in Genf bald seine Uraufführung erlebt weiterlesen
Verdis „Luisa Miller“ wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft
Verdis „Luisa Miller“ wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft
Die Oper Köln hat eine Produktion vom Glyndebourne-Festival 2021 Übernommen. Die Kölner Premiere findet am 4. März statt. Schon in Glyndebourne vor anderthalb Jahren ist der Wiener Georg Zlabinger für die Umsetzung von Christof Loys Regieidee federführend gewesen, wie in diesem Interview nach einer Probe zu erfahren ist. (Die Fragen stellt Sabine Weber) Verdis „Luisa Miller“ wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft weiterlesen
Keinesfalls neobarock! Andreas Staier hat komponiert
Andreas Staier ist ein, wenn nicht der führende deutsche Experte für und Virtuose auf historischen Tasteninstrumenten. Seine Programme für Cembalo, Hammerflügel oder Pianoforte sind immer fein durchdacht, unerwartet kontextualisiert und musikwissenschaftlich kompetent durchdrungen. Schon manche Belegschaft von wie vielen Plattenfirmen hat Staier überlebt. Seit 2004 ist er bei Harmonia Mundi France unter Vertrag und legt immer wieder neue Wege frei. In naher Ferne sogar Neue Musik mit komponierten Cembalo-Piècen. Am 4. Januar 2023 findet die Welturaufführung von „Anklänge an Bachs Präludium und Fuge BWV 878“ in der Kölner Philharmonie statt, mit ihm am Cembalo. Klassikfavori hat Andreas Staier besucht, um mehr über seine Neue-Musik-Ambitionen herauszufinden und natürlich zu erfahren, warum Johann Sebastian Bach Pate gestanden hat.
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Die Opernstadt der Frauen heißt Nancy! Unaufgeregt sensationell punkten hier Maestra Jacquot und Regisseurin Bernreitner mit Prokofjews „Drei Orangen“
Dass Marie Jacquot und Anna Bernreitner hier in Nancy für die aktuelle Produktion von Sergej Prokofjews „Die Liebe zu den drei Orangen“ zusammentreffen, hat mit dem Intendanten Matthieu Dussouillez (37) zu tun. Er hat zu seinem Antritt 2019 bereits eine junge cheffe d’orchestre aus Polen, Marta Gardolińska (32) in die lothringische Hauptstadt geholt. Ein Goldgriff. Das Orchestre de l’Opéra de Lorraine überzeugt im Graben à point. Jetzt unter Marie Jacquot (32), die, wie auch Regisseurin Anna Bernreitner (36) ebenfalls der Intendant engagiert hat. Die Niederösterreicherin Bernreitner hat übrigens mal eine Oper in sämtlichen Wiener Schwimmbädern aufführen lassen – während des laufenden Badebetriebs. Und Jacquot hat über die Neue Musik zur Oper gefunden. Mehr darüber gleich in zwei Interviews. Denn Klassikfavori hat die beiden nach der Premiere getroffen, die Regisseurin unmittelbar im Anschluss und die Dirigentin am Tag darauf. Es gibt also hier keine gewöhnliche Kritik. Aber einiges konnte über die Produktion und die Frauen natürlich in Erfahrung gebracht werden und warum ausgerechnet Nancy uns vormacht, wie Oper mit flacher, junger, weiblicher Hierarchie geht. (Die Fragen stellt Sabine Weber) Die Opernstadt der Frauen heißt Nancy! Unaufgeregt sensationell punkten hier Maestra Jacquot und Regisseurin Bernreitner mit Prokofjews „Drei Orangen“ weiterlesen
Es ist genug – Konrad Junghänel – Lautenist, Dirigent und Ensembleleiter – löst sein Ensemble Cantus Cölln auf!
Mit 20 Jahren war Konrad Junghänel eine Koryphäe auf der Laute. Dann gründete er mit Anfang 30 das Vokal-Ensemble Cantus Cölln. Vor ungefähr 20 Jahren, mit Anfang 50, hat er begonnen, in den Orchestergraben zu steigen und für den Alte-Musik-Schliff bei Monteverdi und Mozartopern zu sorgen. Und damit ist er ziemlich erfolgreich. Unmittelbar vor diesem Interviewtermin hat er sieben Mozart-Opern am Wiesbadener Staatstheater geleitet. Ob das mit ein Grund ist, warum Cantus Cölln, 1987 zusammen mit der Sängerin Johanna Koslowsky gegründet, jetzt auf Abschiedstournee ist? (Ein Gespräch mit Konrad Junghänel und Johanna Koslowsky. Die Fragen stellt Sabine Weber) Es ist genug – Konrad Junghänel – Lautenist, Dirigent und Ensembleleiter – löst sein Ensemble Cantus Cölln auf! weiterlesen
Kunstübergreifende Blicke. Serge Dorny über seine erste Spielzeit in München

Seit dieser Spielzeit ist Serge Dorny Intendant der Bayerischen Staatsoper. Anlässlich der Premiere der Münchner Opernfestspiele (Siehe Bericht) treffen wir uns im Intendantenbüro, um zurück und auch auf die kommende Saison zu blicken. (Das Interview hat am 27. Juni 2022 stattgefunden. Die Fragen stellt Sabine Weber) Kunstübergreifende Blicke. Serge Dorny über seine erste Spielzeit in München weiterlesen
York Höllers Margarita fliegt wieder in Köln!
Zum zweiten Mal – folgend der fulminanten Uraufführung in Paris 1989 – verbucht Köln 1991 mit York Höllers Oper nach dem fantastisch-grotesk-burlesken Roman „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakov nämlich die Deutsche Erstaufführung! Daran erinnert diese zweite Kölner Produktion, jetzt, 30 Jahre danach, und feiert am 3. April Premiere.
Dazu ein Gespräch mit York Höller (als Audio siehe unten) und vorab Informationen über den Komponisten. (Von Sabine Weber)
Er sei „ein übersehener Meister der Neuen Musik“, schrieb die SZ einmal, und meinte den am 11. Januar 1944 in Leverkusen-Schlebusch geborene York Höller. Spielte der Rezensent auf fehlende Skandale und Eklats an? Denn York Höller hat durchaus in den 1960ern den Aufbruch der Neuen Musik in Köln mitgetragen, neue Herangehensweisen ans Musikmachen ausgetestet, im Künstlerkollektiv der Gruppe 8 in den wilden 60ern mit Kollegen sich gegen den angepassten und verkrusteten Musikbetrieb positioniert. Seine Werke werden von den ersten großen Kompositionen an vom WDR Sinfonieorchester aufgenommen. Höller macht sich in Deutschland wie Frankreich als Gegenwartskomponist einen Namen. Die Rede darf sogar davon sein, dass er in den 1990ern Karlheinz Stockhausen an Bekanntheit hinter sich gelassen habe. Der freilich hat mit seinen exzentrischen Auslassungen die Aufmerksamkeit immer wieder bewusst auf sich gezogen.
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Nochmals Neuenfels – ein Interview, das vor 14 Jahren stattfand …

Der Klassikfavori-Nachruf auf diesen Kultregisseur hat das Interview versprochen. Hans Neuenfels inszenierte damals den Tannhäuser in Essen. Und nahm sich Zeit für ein ausführliches Gespräch: über seinen Beruf, die Haltung einer Inszenierung, die Hinterfragung von Begriffen in den 68ern, die Sehnsucht nach kindlicher Ordnung, über seine Penthesilea in Basel, seine Aida in Frankfurt, die ihm sechs Jahre Berufsverbot eintrugen, das Telefonat über die Absetzung seiner drei Jahre alten Idomeneo-Inszenierung, das ihn beim Rasenmähen erreichte und Merkels Machtwort, seine Bewunderung für Mozart, seine Annäherung an Wagner… Es ist lang, aber wer sich in Neuenfels knarzigen Tonfall einhört, das Klicken des Feuerzeuges ist unüberhörbar, der bekommt wunderbare Antworten und Ansichten mitgeteilt. (Das Gespräch fand am 28. März 2008 nach einer Probe in den Hinterzimmern im Aalto-Theater statt. Die Fragen stellt Sabine Weber)
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40 Jahre Jaro-Medien! Und Gründer Uli Balß ist noch immer enthusiastisch
(Titelfoto: Uli Balss vor der Abbildung eines Schiffes, das Auswanderer nach Amerika gebracht hat. Musikvorlieben waren oft mit im Gepäck, was zu den Stilamalgamierungen führte, wie sie auf einigen Jaro-Aufnahmen nachzuhören sind)
Uli Balss hat das Label Jaro-Medien 1981 gegründet und ist bis heute künstlerischer Leiter und Promoter. Für 280 Produktionen mit mehr als 50 Musikerinnen und Musikern zeichnet er verantwortlich. Dafür hat er Ensembles weltweit gewonnen, den bulgarischen Frauenchor Angelite, der zweimal für den amerikanischen Grammy nominiert wurde, die Warsaw Village Band, die 2004 mit dem BBC World Music Award geehrt wurde, den pakistanischen Qawwali-Sänger Nusrath Fateh Ali Khan, der 1995 mit dem Musikpreis der UNESCO ausgezeichnet wurde, oder das New Yorker Sextett Hazmat Modine, das Jazz, Blues, Klezmer im Schmelztiegel der American-Root-Musik anrührt. 40 Jahre Jaro-Medien! Und Gründer Uli Balß ist noch immer enthusiastisch weiterlesen