Fokus 33. Umberto Giordanos „Siberia“ in Bonn

Umberto Giordano zählt mit Mascagni, Leoncavallo oder Cilea zu den „Veristen“, die sich in Sachen Oper vom übermächtigen Verdi abzusetzen versuchten. Giordanos „Andrea Chénier“ (1896) und „Fedora“ (1898) sind auf heutigen Bühnen noch präsent. Seine 1903 an der Mailänder Scala uraufgeführte, heute unbekannte „Siberia“, hat letzten Juli bei den Bregenzer Festspielen eine Wiederaufführung erlebt. Vom Bodensee ist die Produktion an den Rhein gekommen. Vasily Barkhatov inszeniert. Die Premiere in Bonn wurde begeistert gefeiert. (Von Sabine Weber) Fokus 33. Umberto Giordanos „Siberia“ in Bonn weiterlesen

Die Uraufführung von „Dogville“ in Essen wird euphorisch gefeiert!

Nach 15 Jahren stemmt das Aalto-Theater wieder eine Uraufführung! Und sie ist ein totaler Erfolg: die Oper „Dogville“ von Gordon Kampe in der Regie von David Hermann nach Lars von Triers gleichnamigem Film. Der dänische Filmemacher, der mit „Melancholia“ oder „Der Antichrist“ polarisiert, hat mit „Dogville“ 2003 sogar in einer experimentellen Versuchsanordnung gedreht. Häuser, Räume und Straßen von Dogville sind Spielbrett-ähnlich nur mit Kreidestrichen angedeutet, auf denen die Bewohner der piefigen Kleinstadt auf die Ankunft eines Flüchtlings, Grace, reagieren. (Im Film übrigens grandios dargestellt von Nicole Kidman) Grace wird wiederwillig aufgenommen, dann ausgenutzt, als Sklavin an die Kette gelegt gedemütigt, misshandelt bis sie sich im Finale rächt. Zu diesem Brechtischen Drama hat Gordon Kampe eine dichte und von Schlagzeugeffekten energetisch aufgeladene Musik geschrieben. (Von Sabine Weber) Die Uraufführung von „Dogville“ in Essen wird euphorisch gefeiert! weiterlesen

WDR Sinfonieorchester mit Brahms & Brahms und besonderen Momenten

Das WDR Sinfonieorchester präsentiert Brahms’ zweites Klavierkonzert und dessen vierte Sinfonie, die einen Kompositionsauftrag „Miniaturen der Zeit“ umrahmen. „Caritas“ von Klaus Lang. Das ist auch das Programm des Auftaktkonzerts einer mehrtätigen Residency des WSO im rumänischen Timişoara. Am Montag gehen das Orchester und Solist Simon Trpčeski auf Reise. Warum nach Timişoara, besser bekannt als Temeswar? Die Stadt in der Nähe der ungarischen Grenze im Westen Rumäniens ist die Heimat des Chefdirigenten Cristian Măcelaru und in diesem Jahr Kulturhauptstadt. Anlass für ihn, diese Kooperation anzustoßen, sinfonische und kammermusikalische Programme auch in Zusammenarbeit mit einem Orchester vor Ort zu präsentieren. Außerdem Musikstudierende und begabte Jugendliche zu Instrumental-Workshops einladen, die von Musikern des WSO geleitet werden.(Von Sabine Weber) WDR Sinfonieorchester mit Brahms & Brahms und besonderen Momenten weiterlesen

„Ich denke in Tönen“ – eine Begegnung mit Nadia Boulanger in Gesprächen

Es sollte ein Film über sie werden. Doch dann verstarb die Grande Dame des 20. Jahrhunderts, die legendäre Musik-Pädagogin Nadia Boulanger, der in Paris so viele große Komponisten und Musiker ihre Aufwartung machten. Strawinsky, Bernstein, Copland, Menuhin… Bruno Monsaingeon, Geiger, Regisseur und Filmemacher, hat sein Material und seine Einsichten kurzerhand in einem Buch aufbereitet. Bereits 1981 ist es in Frankreich herausgekommen. Jetzt sind die zum Teil als fiktive Interviews aufbereiteten Einsichten im Berenberg Verlag GmbH in einem feinen Buch herausgekommen. „Ich denke in Tönen. Gespräche mit Nadia Boulanger“. Übersetzt von Jochim Kalka. (Von Sabine Weber) „Ich denke in Tönen“ – eine Begegnung mit Nadia Boulanger in Gesprächen weiterlesen

Mercadantes „Francesca da Rimini“ – Ein stillstehendes Dauerdrama in Frankfurt!

Verblüffend, welch unglaublich gute Musik drinsteckt. Viele Arien sind nach dem barocken Belcanto-Muster gestrickt. Jede Menge schwereloser Fiorituren also. Spitzentöne in Gleichnis- und Wutarien. Gleichzeitig empfindsame Cabalettas oder Cavatinen, die aus Glucks Reformopern kommen könnten, sogar an Mozart erinnern. Dazu Rossinischer Steigerungsgalopp und eine instrumentale Farbigkeit, Holzbläserensembles, Harfenbegleitung, ein Gesangs-Trio nur von drei Hörnern begleitet ist geradezu sensationell, das verrät kompositorische Könnerschaft! Doch das Drama entwickelt sich nicht, tritt mehr oder weniger drei Stunden lang auf der Stelle. Ein stillstehendes Dauerdrama! (Von Sabine Weber)
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Verdis „Luisa Miller“ in Köln – Die Menschen sind das Drama!

(Titelbild: Rodrigo Porras Garulo, Rudolfo, Mané Galoyan, Luisa. Foto: Thomas Auri) Das genaue Gegenteil von „Nixon in China“ in Dortmund! Die aktuelle Kölner „Luisa Miller“. In einem puristischen Setting, weiße Wände in Flucht zu einer Tür hinten, ein Tisch zwei Stühle, sind allein die Menschen das Drama! Die Glyndebourne-Inszenierung (2021) von Bühnenbildner Johannes Leiacker, Regisseur Christof Loy und Ko-Regisseur Georg Zlabinger (siehe klassikfavori-Interview) scheint noch einmal geschärft. Wie kongenial Giuseppe Verdi und sein Librettist Salvatore Cammarano den zwischenmenschliche Zündstoff in Schillers „Kabale und Liebe“ für die Opernbühne aufbereitet haben, dicht und Katastrophen-fixiert, ist in jedem Moment trotz oder gerade wegen der Strenge der Szenerie unmittelbar zu erleben. Wie das Ensemble spielerisch und sängerisch hochkarätig agiert, vom Gürzenich-Orchester energetisch unter Roberto Rizzi Brignoli begleitet, ist höchstes Nivau. Die Premiere wird zu Recht euphorisch gefeiert! (Von Sabine Weber) Verdis „Luisa Miller“ in Köln – Die Menschen sind das Drama! weiterlesen

„Nixon in China“ – als Superlativ-Oper in Dortmund!

(Titelbild: Morgan Moody (Henry Kissinger), Daegyun Jeong (Chou En-lai), Petr Sokolov (Richard Nixon), Irina Simmes (Pat Nixon), Opernchor Theater Dortmund. Foto: Thomas Jauk)
Das von einem Fachmagazin gekürte beste Opernhaus 2022 will offenkundig seinen Ruf verteidigen. Für John Adams‘ „Nixon in China“ schüttet Regisseur Martin G. Berger ein Füllhorn an Bildern, Videos, Animationen aus, entfesselt Tanzaktionen mit dem NRW Juniorballett und dem Senior*innenTanztheater. Der Opernchor sowie ein Projekt-Extrachor füllen die Bühne, dazu 10 Solisten, darunter eine Solo-Tänzerin, teilweise in opulenten Kostümen. Selbst wer nur die Hälfte dieses Bilder-Furors mitbekommt, dürfte sich überversorgt fühlen. Dabei zielt nichts ins Leere, sondern fügt sich bunt wie ein Musical und entwickelt gewaltige Spannungshöhepunkte. (Von Sabine Weber)
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Verdis „Luisa Miller” wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft

Verdis „Luisa Miller” wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft

Die Oper Köln hat eine Produktion vom Glyndebourne-Festival 2021 Übernommen. Die Kölner Premiere findet am 4. März statt. Schon in Glyndebourne vor anderthalb Jahren ist der Wiener Georg Zlabinger für die Umsetzung von Christof Loys Regieidee federführend gewesen, wie in diesem Interview nach einer Probe zu erfahren ist. (Die Fragen stellt Sabine Weber) Verdis „Luisa Miller” wird im Kölner Staatenhaus vorbereitet. Ko-Regisseur Georg Zlabinger gibt Auskunft weiterlesen

„Boccanegra“ sorgt für tragische Verdi-Stunden, in Essen mit Prilblumen konterkariert

(Titelbild: Statisterie, Carlos Cardoso (Gabriele Adorno), Daniel Luis de Vicente (Simon Boccanegra, für den in dieser Aufführung Dimitris Tiliakos eingesprungen ist), Jessica Muirhead (Amelia) (v.l.). Foto: Matthias Jung) Ganz klar: Simon Boccanegra ist ein besonderer Verdi! Das sonst eher reservierte Essener Publikum ist in dieser zweiten Aufführung zu recht aus dem Häuschen! Denn Verdi zeichnet die scheiternde politische Mission eines Menschen nach, der verzweifelt um Frieden zwischen rivalisierenden Seemächten ringt, der versucht, einen zerfleischenden Bruderkrieg innerhalb der Stadtmauern mit einer großen Friedensrede zu beenden, seine verschwundene Tochter wiederzufinden, deren Mutter aus einer verfeindeten Familie stammt und daher in den Tod getrieben wurde. Und im Aalto werden drei Stunden lang die Verdi-Register musikalisch großartig gezogen. Die Essener Philharmoniker unter Giuseppe Finzi fluten den Saal mit ausdifferenziert durchleuchtenden Klängen, liefern aber auch neben unheilig donnerndem Blechgetöse himmlische Kirchenmusik, begleiten innigliche Verzweiflungsmomente mit einsamen Klarinetten- oder Oboenkantilenen und beenden ein Liebesduett mit in den Himmel steigender Harfe. Das großartige Ensemble (Muirhead, Amelia; Tiliakos, Boccanegra; Trinsinger, Paolo; und Cardoso, Adorno) werden exzellent begleitet. Essen ist auf dem Weg zur Belcanto-Stadt! (Von Sabine Weber) „Boccanegra“ sorgt für tragische Verdi-Stunden, in Essen mit Prilblumen konterkariert weiterlesen

Musiktheater im Revier: Auftakt für den Mir-Publikumsbeirat

Das Musiktheater im Revier lädt Menschen aus Gelsenkirchen ein, sich im Rahmen eines Publikumsbeirates zu engagieren. Angesprochen sind nicht nur all jene, die regelmäßig Veranstaltungen im Musiktheater im Revier besuchen, sondern besonders die Gelsenkirchener*innen, die das MiR vielleicht nur als Namenspaten einer Haltestelle kennen oder vor langer Zeit zum letzten Mal eine Vorstellung besucht haben.

Den vollständigen Aufruf finden Sie hier.

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