Schlagwort-Archive: Giuseppe Verdi

Die dunkeldüsteren Macbeths und die „Légèreté“ Verdis! Nicht nur daran scheitert die Regie der aktuellen Produktion am Aalto, die musikalisch grandios ist!

Man spürt die Freude des Essener Publikums, wieder Oper zu haben! Und sein Votum ist einhellig bei dieser Eröffnungspremiere: die Solisten werden mit euphorischem Applaus bejubelt! Massimo Cavalletti in der Titelpartie. Als Gast besteht er sein Aalto-Debüt in dieser erstmals einstudierten, wirklich schweren Baritonpartie bravourös. Ihm gelingt auch das von Verdi geforderte sotto voce, beziehungsweise das „Nicht zu singen, sondern mit verhohlen und verschleierter Stimme Darzustellen!“ An seiner dunklen Seite Astrik Khanamiryan als Lady Macbeth mit Durchschlagkraft und wohl geformter Fühligkeit und Suggestion. Dazu Sebastian Pilgrim als dunkeltönender Banco und der mexikanische Tenor Alejandro del Angel als Macduff, Macbeth‘ Gegenspieler. Sie sind neu im Ensemble, das für das italienische Belcanto-Fach bestens aufgerüstet ist. Als der neue GMD Andrea Sanguineti aufs Podium kommt, der Tomáš Netopil nach 10 Jahren nachfolgt, gibt es sogar stehende Ovationen. Der Meister des italienischen Fachs wird als alter Bekannter begrüßt, er hat am Aalto bereits mit Verdis „Don Carlo“ und Donizettis „Lucrezia Borgia“ gepunktet. Beim Regieteam um Emily Hehl weichen die Jubelschreie den Buhs. Obwohl man spürt, dass alle eher Jubel wollen, auch wegen der supersympathischen neuen Intendantin, die das Publikum vor der Vorstellung herzlich begrüßt hat. (Von Sabine Weber)

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Verdis „Luisa Miller“ in Köln – Die Menschen sind das Drama!

(Titelbild: Rodrigo Porras Garulo, Rudolfo, Mané Galoyan, Luisa. Foto: Thomas Auri) Das genaue Gegenteil von „Nixon in China“ in Dortmund! Die aktuelle Kölner „Luisa Miller“. In einem puristischen Setting, weiße Wände in Flucht zu einer Tür hinten, ein Tisch zwei Stühle, sind allein die Menschen das Drama! Die Glyndebourne-Inszenierung (2021) von Bühnenbildner Johannes Leiacker, Regisseur Christof Loy und Ko-Regisseur Georg Zlabinger (siehe klassikfavori-Interview) scheint noch einmal geschärft. Wie kongenial Giuseppe Verdi und sein Librettist Salvatore Cammarano den zwischenmenschliche Zündstoff in Schillers „Kabale und Liebe“ für die Opernbühne aufbereitet haben, dicht und Katastrophen-fixiert, ist in jedem Moment trotz oder gerade wegen der Strenge der Szenerie unmittelbar zu erleben. Wie das Ensemble spielerisch und sängerisch hochkarätig agiert, vom Gürzenich-Orchester energetisch unter Roberto Rizzi Brignoli begleitet, ist höchstes Nivau. Die Premiere wird zu Recht euphorisch gefeiert! (Von Sabine Weber) Verdis „Luisa Miller“ in Köln – Die Menschen sind das Drama! weiterlesen

„Boccanegra“ sorgt für tragische Verdi-Stunden, in Essen mit Prilblumen konterkariert

(Titelbild: Statisterie, Carlos Cardoso (Gabriele Adorno), Daniel Luis de Vicente (Simon Boccanegra, für den in dieser Aufführung Dimitris Tiliakos eingesprungen ist), Jessica Muirhead (Amelia) (v.l.). Foto: Matthias Jung) Ganz klar: Simon Boccanegra ist ein besonderer Verdi! Das sonst eher reservierte Essener Publikum ist in dieser zweiten Aufführung zu recht aus dem Häuschen! Denn Verdi zeichnet die scheiternde politische Mission eines Menschen nach, der verzweifelt um Frieden zwischen rivalisierenden Seemächten ringt, der versucht, einen zerfleischenden Bruderkrieg innerhalb der Stadtmauern mit einer großen Friedensrede zu beenden, seine verschwundene Tochter wiederzufinden, deren Mutter aus einer verfeindeten Familie stammt und daher in den Tod getrieben wurde. Und im Aalto werden drei Stunden lang die Verdi-Register musikalisch großartig gezogen. Die Essener Philharmoniker unter Giuseppe Finzi fluten den Saal mit ausdifferenziert durchleuchtenden Klängen, liefern aber auch neben unheilig donnerndem Blechgetöse himmlische Kirchenmusik, begleiten innigliche Verzweiflungsmomente mit einsamen Klarinetten- oder Oboenkantilenen und beenden ein Liebesduett mit in den Himmel steigender Harfe. Das großartige Ensemble (Muirhead, Amelia; Tiliakos, Boccanegra; Trinsinger, Paolo; und Cardoso, Adorno) werden exzellent begleitet. Essen ist auf dem Weg zur Belcanto-Stadt! (Von Sabine Weber) „Boccanegra“ sorgt für tragische Verdi-Stunden, in Essen mit Prilblumen konterkariert weiterlesen

Verdis „Don Carlo“ in Essen: Robert Carsen inszeniert eine klaustrophobische Vision der Ausweglosigkeit

Der Vorhang des Essener Aalto-Theaters hebt sich und das Publikum ist sofort gefangen genommen. Nicht im Sinne von Erfreuung oder Faszination. Beklemmung mit Blick auf den klaustrophobischen Raum! Ein kahler, von rohen Betonwänden begrenzter Raum. Die Perspektive ist „steil“, die Verkürzung nach hinten erzeugt „Sog“, das Publikum wird hineingezogen. Kein Entkommen möglich. (Von Jukka Höhe)
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Jonas Kaufmann als Otello endlich auf CD!

Rollen zieht man nicht einfach an oder stülpt sie sich über. Vor allem nicht die Partie des Otello, die überfrachtet sei „mit ihrem Ruf, eine ultimative Killerpartie zu sein“. Das hat Jonas Kaufmann in einem Interview für klassikfavori mal so ausgedrückt. Giuseppe Verdis „Otello“ sei „die Klimax des Verdi-Fachs für jeden Tenor“. Wieder ein Kaufmann-Zitat, das den Anforderungen dieser Partie Respekt zollt. Sein Debüt als Otello in London und ein Otello für München liegen hinter ihm. Jetzt hat Jonas Kaufmann sein ultimatives Rollenverständnis unter idealen Bedingungen für Sony Classical in einer Studioproduktion verewigt. Und die Tragik Otellos bekommt eine Wucht, wie man es bis jetzt nicht für möglich gehalten hat. (Von Sabine Weber)
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Marina Prudenskaya singt die Trovatore-Azucena in Köln! Warum sie eine der besten in dieser “heissen” Rolle sein dürfte, verrät sie im folgenden Gespräch vor der Premiere!

Marina Prudenskaya. Foto: Tatjana Dachsel

Am Wochenende, Sonntag, 1. März 2020, ist in Köln Premiere von „Il Trovatore“. Giuseppe Verdi hat diese Oper nach „Rigoletto“ und vor „La Traviata“ komponiert. Die Produktion in der Regie von Dmitri Tcherniakov, der auch die Bühne und die Kostüme entworfen hat, ist eine Übernahme vom La Monnaie in Brüssel und aus Sankt Petersburg. Die Männerrollen sind gleich besetzt. Die Frauenrollen neu. Die gebürtige Sankt Petersburgerin Marina Prudenskaya übernimmt die Azucena. Und mit tief grundierter Sprechstimme erklärt sie, warum ihr diese Rolle liegt, und zum Schluss, warum sie ihr immer „zu heiß“ war! (Die Fragen stellt Sabine Weber) Marina Prudenskaya singt die Trovatore-Azucena in Köln! Warum sie eine der besten in dieser “heissen” Rolle sein dürfte, verrät sie im folgenden Gespräch vor der Premiere! weiterlesen

Im Tunnel! Roland Schwab inszeniert Verdis „Don Carlos” in Saarbrücken als düsteres Drama eines Verlorenen

Roland Schwab hat einen Hang zum Düsteren, zum abgründig Dunklen, geheimnisvoll Fremden in jedem einzelnen Menschen wie in der Gesellschaft als Ganzes. Bei seinem faszinierenden „Lohengrin“ vor wenigen Monaten in der Salzburger Felsenreitschule dominierte die gewaltige Bühnenbreite den ganzen Abend das Wrack eines riesigen Flugzeugs, entworfen von Piero Vinciguerra. Jetzt hat derselbe Bühnenbildner, mit dem Schwab oft zusammenarbeitet, einen in seinen Materialien zugleich realistischen wie im Gehalt symbolischen, auf halber Höhe durchbrochenen Auto-Tunnel auf die Bühne des Saarländischen Staatstheaters gebaut und Renée Listerdal dazu die zeitlosen und doch modernen Kostüme entworfen. (Von Klaus Kalchschmid) Im Tunnel! Roland Schwab inszeniert Verdis „Don Carlos” in Saarbrücken als düsteres Drama eines Verlorenen weiterlesen