Die Jüdin ist bereits eine große tragische Figur in „La Juive“. Komponist Halévy und seine Librettist Eugène Scribe thematisierten 1835 den Hass zwischen Juden und Christen bis hin zu Pogromstimmungen in Deutschland Anfang des 15. Jahrhunderts. Detlev Glanert und sein Librettist Hans-Ulrich Treichel greifen für ihre Hauptfigur auf die spanische Legende der „Jüdin von Toledo“ aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert zurück. Lope de Vega hat sie im 17. Jahrhundert dramatisiert, Franz Grillparzer im 19. Schließlich schrieb Lion Feuchtwanger Mitte des 20. Jahrhunderts seinen Roman. Grillparzers Verse dienten als Vorlage der Jüdin, die wie bei Halévy auch bei Glanert-Treichel Rahel heißt. Sie lebte angeblich im 12. Jahrhundert in al-Andalus, dem von Mauren, Christen und sephardischen Juden bewohnten Spanien, wird vom spanischen König Alfonso VIII begehrt, geliebt und verliert deshalb ihr Leben. Doch statt Pogromstimmung mündet der Tod von Rahel an der Semperoper in der Regie von Robert Carsen in ein weltkriegsartiges Inferno, in dem alle verlieren, Christen, Juden, Moslems… (Von Sabine Weber) Antisemitismus aus Eifersucht – Glanerts „Jüdin von Toledo“ an der Semperoper erzählt von Liebesutopie und Hassspiralen weiterlesen
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Verdis „Don Carlo“ in Essen: Robert Carsen inszeniert eine klaustrophobische Vision der Ausweglosigkeit
Der Vorhang des Essener Aalto-Theaters hebt sich und das Publikum ist sofort gefangen genommen. Nicht im Sinne von Erfreuung oder Faszination. Beklemmung mit Blick auf den klaustrophobischen Raum! Ein kahler, von rohen Betonwänden begrenzter Raum. Die Perspektive ist „steil“, die Verkürzung nach hinten erzeugt „Sog“, das Publikum wird hineingezogen. Kein Entkommen möglich. (Von Jukka Höhe)
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Die Deutsche Oper Berlin feiert den 200. Geburtstag von Theodor Fontane mit einer neuen Fontane-Oper. Am 28. April war Premiere von Detlev Glanerts „Oceane“! Und es war ein Fest, wie der Komponist am Tag danach in einem Interview verraten hat
Ausverkauft! Zur Uraufführung von Detlev Glanerts „Oceane von Parceval“, frei nach einem gleichnamigen Fragment von Theodor Fontane, quetscht sich das Publikum in die Parkettreihen. Und mit seinen 1850 Plätzen ist die Deutsche Oper Berlin kein kleines Haus! Ist es etwa das Interesse an Neuer Musik, an Theodor Fontane, immerhin vor den Toren Berlins in Neuruppin geboren und ein großer Jubilar dieses Jahr? Oder ist es das Interesse am hier heimisch gewordenen Komponisten? Der Wahlberliner Detlev Glanert lebt hier seit 1987. Als Donald Runnicles, Generalmusikdirektor der Oper und Dirigent des Abends, den Orchestergraben betritt, brandet mehr als Beifall auf! Erwartung und Vorabbestätigung zugleich. Alles steht unter einem guten Stern an diesem Abend. Das Sängerensemble ist großartig besetzt: mit Doris Soffel als Grande Dame und Hotelbesitzerin, mit Maria Bengtsson in der Hauptrolle und Tenor Nikolai Schukoff als ihrem Paarpartner. Die finnisch-schwedische Bengtsson ist ein gefragter Berliner Liebling und eine der wenigen, die derzeit an allen drei Opernhäusern der Hauptstadt zu erleben ist. Also das Sängerensemble und eine feinsinnig bis großartig aufgefächerte Musik, die auch mit rapiden Stimmungsumschwüngen und rasanten Wechseln von Gruppen- und Ensembleszenen für Tempo sorgt, überzeugen an diesem Abend. Dazu die beeindruckende Videoprojektionen eines Meeres, das von der gigantischen Hohlkehle im Bühnenhintergrund bis in den Orchestergraben brandet. Für einen heutigen Komponisten muss das eine Bestätigung sein. Zumal Detlev Glanert einer der wenigen ist, die nur vom Komponieren leben. Und dennoch ist die Aufregung am Tag der Premiere groß. Unser Interview wird auf den Tag danach verlegt. Wie man sich nach diesem Erfolg fühlt, musste die erste Frage sein. (Das Interview führte Sabine Weber) Die Deutsche Oper Berlin feiert den 200. Geburtstag von Theodor Fontane mit einer neuen Fontane-Oper. Am 28. April war Premiere von Detlev Glanerts „Oceane“! Und es war ein Fest, wie der Komponist am Tag danach in einem Interview verraten hat weiterlesen