Schlagwort-Archive: Jacques Offenbach

Offenbachs Schöne Helena ist in Hagen äußerst verführerisch!

(Titelbild: Anton Kuzenok, Paris, Angela Davis, Helena. Foto: Björn Hickmann) Zu allererst muss aber das 9-Euro-Ticket erwähnt werden! Nach Corona-bedingtem Ausbleiben des Publikums ist das Theater Hagen in die Bresche geschlagen und hat ein 9-Euro-Ticket für drei Monate und alle Veranstaltungen eingeführt. Über 2300 Tickets sind ab Oktober verkauft worden. Es sei auch schon geäußert worden, dass Vorstellungen so gut gefallen hätten, dass ein Wiederkommen geplant sei, auch zum regulären Preis! Was für ein Erfolg! Offenbachs „Schöne Helena“ – in deutscher Sprache – war natürlich auch sehr gut besucht. Die Stimmung von vornherein in dem sympathischen Theater bestens, und Intendant Francis Hüsers Ansage noch vor dem geschlossenen roten Vorhang, dass nämlich die Hälfte des Chores wegen Krankheitsfällen nur auf der Bühne stehen könne, konnte diesem Abend nichts anhaben! (Von Sabine Weber) Offenbachs Schöne Helena ist in Hagen äußerst verführerisch! weiterlesen

Jacques Offenbachs “Barkouf” hat in Köln Premiere, mit Tenor Matthias Klink, der hier seine Rolle und mehr erklärt! Musikwissenschaftler Jean-Christophe Keck verrät, wie er diese Neuentdeckung gefunden hat

Nach Köln kommt er gern zurück, denn hier hat er im Kölner Opernstudio angefangen.
Als der Tenor Matthias Klink das letzte Mal in Köln war, im April dieses Jahres als Evangelist in Bachs Johannespassion mit dem Gürzenich-Orchester, musste er gleich am nächsten Tag zurück, weil er Mao („Nixon in China“ von John Adams) in seinem Opernhaus in Stuttgart singen musste. Bababeck in Offenbachs Barkouf ist auch ein totalitärerer Chef. Einmal Diktator immer Diktator? Auf gar keinen Fall, die Zwischenzeit sei mit anderen Rollenengagements gefüllt gewesen, wie er nach der Hauptprobe erzählt. Vor allem erteilt Klink im Gespräch Auskunft über das Spezielle der Rolle, die natürlich nichts mit Mao zu tun hat. Und mit viel tenoralem Sprechklang, Agogik und Gestik verrät er auch noch, was er über Bouffe und Operette denkt, über seine Mozartschublade, in der er gesteckt hat, über die Rolle seines Lebens in Benjamin Brittens „Tod in Venedig“ und was für ihn das Theatergefühl bedeutet! (Das Gespräch führt Sabine Weber)

Bababeck tanzt mit dem Blumenmädchen Maima. Foto: Paule Leclaire
Bababeck tanzt mit dem Blumenmädchen Maima. Foto: Paule Leclaire

Soweit Matthias Klink. Er wird bei der Premiere am Samstag, dem 12. Oktober die Rolle des Bababecks in Jacques Offenbachs Barkouf singen. Und danach ein Gespräch mit dem Wiederentdecker Jean-Christophe Keck und dem Verleger Frank Harders-Wuthenow.

Worum es geht?
Ein Großmogul, der aufständische Städte niederbrennt, beschließt eine besondere Strafmaßnahme. Er ernennt einen Hund zum Gouverneur der Stadt. Und lacht sich eins ins Fäustchen. Die werden schon sehen! Großwesir Bababeck hat seine liebe Mühe, mit Barkouf zu regieren. So heißt der Hund. Die Geschäfte müssen laufen, schon allein, weil Bababeck seine Tochter verheiraten will. Dazu braucht es nämlich das Ja des Gouverneurs. Eine junge Blumenverkäuferin namens Maïma kann helfen. Sie hat Barkouf groß gezogen, und er hört auf ihr Wort. Also lässt er Maïma in die Machtzentrale rein. Maïma lässt den Hund bellen, übersetzt und hilft erst mal den Bürgern: die Steuerlast wird halbiert, die Todesstrafe abgeschafft. Das Volk lässt Barkouf hochleben! Bababeck kocht…! Was für eine geniale Regime-Kritik haben sich Jacques Offenbach und sein Librettist Eugène Scribe da ausgedacht! Die Aufführung an der Opéra Comique am 24. Dezember 1860 floppt allerdings total. Unter anderem, weil ein Hund auf der Bühne als obszön empfunden wird. Das Werk verschwindet. Und taucht erst 150 Jahre später auf. Diesen Samstag ist die Deutsche Erstaufführung an der Oper in Köln zu erleben. In einer Koproduktion mit Straßburg. Dort feierte das Werk im Dezember des letzten Jahres Premiere, und der Wiederentdecker war da, Jean-Christophe Keck, der bei den Offenbachs zuhause auf den Hund gekommen ist! (Von Sabine Weber)

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Offenbach lebt – Kölns Historisches Archiv eröffnet eine Online-Ausstellung über den „Kölner Offenbach“

Das Offenbach-Jahr wird in Köln mit vielen Aufführungen, Veranstaltungen und Veröffentlichungen begangen: gewissermaßen eine „Kompensation” für einen der größten Söhne der Stadt, der sich zu Lebzeiten von seiner Heimatstadt zurecht zurückgesetzt fühlte und selbst im 20. Jahrhundert lange Zeit in seiner Bedeutung für die  Musikgeschichte – und die Stadt – nicht anerkannt wurde.

Dieses komplexe Verhältnis wird nun in der feinen Online-Ausstellung „Von Jakob zu Jacques – Der Kölner Offenbach” des Historischen Archivs der Stadt Köln differenziert dargestellt. Sehr empfehlenswert!  (Von Jukka Höhe)

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La Grande-Duchesse de Gérolstein von Jacques Offenbach erlebt an der Oper Köln eine opulente, aber strapazierende Bühnenschau

Große Erfolge hat Offenbach mit „La Belle Hélène“ in Frankreich zu verzeichnen oder mit „Orphée aux enfers“, das gerade seine amerikanische Erstaufführung in New York erlebt, mit Kriegsgott Mars, der eine preußische Pickelhaube trägt. Da ziehen außenpolitische Wolken auf. Bad Ems, wo Offenbach zur Kur weilt, wird von preußischen Truppen besetzt. Offenbach muss den Kurort überstürzt verlassen. Dann wird bekannt, dass die französische Regierung unter Napoleon III. sich le Grand-Duché Luxembourg einverleiben will. Preußen und die deutsche Öffentlichkeit reagieren empört. Es droht ein Krieg, der auf diplomatischen Wege gerade noch verhindert werden kann. Und Offenbach entwirft sein Grande-Duchèsse de Gérolstein – das Eifler Städtchen Gerolstein liegt von Luxemburg keine 50 Kilometer Luftlinie entfernt. Und er parodiert dümmliches Säbelrasseln, und nimmt Vernarrtheit in schnittige Soldatenuniformen, sowie militärischen Drill aufs Korn. Kriegsmärsche mit Militärtrommeln und Piccoloflöte garnieren satirisch gemeint die musikalische Farbe. (Von Sabine Weber) La Grande-Duchesse de Gérolstein von Jacques Offenbach erlebt an der Oper Köln eine opulente, aber strapazierende Bühnenschau weiterlesen

Oh là là und Aïe aïe aïe! Das Gürzenich-Orchester läutet in einem musikalisch überschäumenden Neujahrskonzert das Offenbachjahr 2019 in Köln ein und hebt einen verschollenen Einakter halbszenisch aus der Taufe!

Inseklkönigin Oyayaye und Racle-à-Mort. Hagen Matzeit (Countertenor) und Matthias Klink (Tenor); Foto: Thomas Kost
Inseklkönigin Oyayaye und Racle-à-Mort.
Hagen Matzeit (Countertenor) und Matthias Klink (Tenor); Foto: Thomas Kost

Es gibt ja kaum etwas, das Jacques Offenbach nicht auf die Bühne gebracht hat. Wurzelgemüse, das ein Königreich usurpiert wie in „König Karotte“. Ein Hund, der besser regiert als alle Männer zusammen, wenn er von einer Frau geführt wird, wie in „Barkouf“. Nicht zu vergessen das in damals erstaunlich aktuellen Gesellschaftsintrigen verstrickte antike Götterpersonal! Da wundert es kaum, dass sein erster Einakter für Paris von der Inselkönigin Oyayaye handelt, die einem bei ihr gestrandeten Kontrabassisten droht, ihn in den Kochtopf zu werfen, sobald ihm der Esprit ausgeht. Oh là là und Aïe aïe aïe! Das Gürzenich-Orchester läutet in einem musikalisch überschäumenden Neujahrskonzert das Offenbachjahr 2019 in Köln ein und hebt einen verschollenen Einakter halbszenisch aus der Taufe! weiterlesen

Die Staatsoper Hannover eröffnet das Jacques-Offenbach-Jahr mit König Karotte. Und zeigt, dass märchenhaftes Ausstattungstheater auf einer deutschen Bühne glänzend funktioniert!

Prinz Fridolin (Eric Laporte) wird von König Karotte (Sung-Keun Park) in die Knie gezwungen. Dahinter Chor der Staatsoper Hannover Foto: Jörg Landsberg
Prinz Fridolin (Eric Laporte) wird von König Karotte (Sung-Keun Park) in die Knie gezwungen. Dahinter Chor der Staatsoper Hannover. Foto: Jörg Landsberg

Auch das geht auf das Konto des Pariser Opernspötters Jacques Offenbach! Eine Opéra-Bouffe-Féerique, in der sich eine Möhre zum Tyrannen eines Königreiches aufschwingt. Begleitet von Rettich, Kartoffel und Roter Beete übernimmt er das Regime. Das Riesenspektakel von Theaterschriftsteller Victorien Sardou und Jacques Offenbach bricht bei seiner Aufführung 1872 am Pariser Theatre Gaité alle Rekorde. 200 Personen wimmeln für eine sechsstündige Aufführung in Kostümen, für die drei Kostümbildner über 1000 Kostüme schneidern. Ein Riesenerfolg, der Offenbach in den Ruin treibt, nur wenige Male nachgespielt, dann vergessen und nie ediert wird. In der von Jean-Christophe Keck betreuten kritischen Erstausgabe ist dieses Werks für Boosey & Hawkes/Bote & Bock Berlin 2015 in Lyon über die Bühne gegangen. Mit der Erstaufführung in deutscher Sprache hat die Staatsoper Hannover jetzt das Offenbachjahr 2019 eingeläutet. In der deutschen Neuübersetzung von Jean Abel, die pfiffig vor allem perfekt den Couplets und Rondeaus angepasst und erstaunlich aktuell rübergekommen ist. Ein großer Coup ist gelungen. Das Publikum war zu Recht aus dem Häuschen! (Von Sabine Weber) Die Staatsoper Hannover eröffnet das Jacques-Offenbach-Jahr mit König Karotte. Und zeigt, dass märchenhaftes Ausstattungstheater auf einer deutschen Bühne glänzend funktioniert! weiterlesen