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Existentielle Metamorphosen! Romeo Castelluccis Sicht auf Arthur Honeggers „Jeanne d‘Arc au bûcher“ am La Monnaie/ De Munt in Brüssel!

Kriegerische Amazone, arme Bauerntochter, besessene Jungfrau oder visionäre Heilige … Wer sie wirklich war, wissen wir auch nach den 100 Minuten in der Brüsseler Oper nicht. Regisseur Romeo Castellucci kratzt zwar an den Schichten, die sich im Laufe der Geschichte auf ihren Mythos, beziehungsweise um die inzwischen heilig-gesprochene Patronin Frankreichs gelegt haben. Er legt aber auch neue Projektionsflächen an. Erlebbar macht er vor allem einen Menschen, der einsam ist. Jeanne hat es in Konfrontation mit den Autoritäten gehörig mit der Angst zu tun bekommen. Und dass sie, wenn auch hier kontrolliert Amok läuft, weil sie politisch benutzt wird und dafür kläglich im Feuer sterben muss, ist nachvollziehbar. Ein Hauptverdienst des Abends geht auf das Konto der großartigen Schauspielerin Audrey Bonnet. Die Partie der Jeanne ist eine reine Sprechrolle. Audrey Bonnet durchlebt das in Jeannes kurzem Leben so tief gesunkene Hoffnungsbarometer bis in ein vorweg geschaufeltes Grab hinein mit hohem körperlichem Einsatz. Das sorgt für Kontrapunkte zu den über weite Strecken mystisch-magischen verklärenden Klangflächen. (Von Sabine Weber)

Hausmeister/ Jeanne. Foto: Bernd Uhlig
Bruder Dominique vor und Hausmeister/ Jeanne hinter der Tür. Foto: Bernd Uhlig

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Saisoneröffnung 19/20 in Brüssel mit der Uraufführung von Macbeth Underworld von Pascal Dusapin

Mit Spannung ist die Saisoneröffnung und Uraufführung von Pascal Dusapins „Macbeth Underworld“ erwartet worden. Dusapin zählt zu den erfolgreichsten französischen Opernkomponisten der Gegenwart und ist ein bekannter Gast am De Munt/ La Monnaie in Brüssel. Mehr noch, Komponist des Vertrauens des dortigen Intendanten Peter De Caluwe. Dusapins „Medeamaterial“ nach Heiner Müller ist hier 1992 aus der Taufe gehoben worden. Sein Opernballett „Passion“ in Koproduktion mit dem Festival in Aix-en-Provence am Munt/ Monnaie 2008 über die Bühne gegangen. Zuletzt 2015 „Penthesilea“ nach Heinrich Kleist auf ein deutsches Libretto, das just zu der aktuellen Dusapin Uraufführungspremiere beim Label Cyprès herauskommt. Eine bemerkenswerte Aufnahme übrigens! Denn Georg Nigl ist dabei. Diesem stimmlich und spielerisch ausdrucksstarken und Neue Musik affinen Bariton hat Dusapin die meisten Titelrollen seiner Werke auf den Leib komponiert. So jetzt auch wieder. Saisoneröffnung 19/20 in Brüssel mit der Uraufführung von Macbeth Underworld von Pascal Dusapin weiterlesen

Frankensteins Kreatur ringt in Brüssel um Liebe! Mark Greys abendfüllende Oper „Frankenstein“ feiert 200 Jahre nach der Veröffentlichung von Shelleys Novelle ihre Uraufführung am De Munt/La Monnaie

Shelleys 1818 veröffentlichter Schauerroman ist einer der bedeutendsten seiner Gattung und auch verfilmt worden. Es ist allerdings schon eine Weile her, dass Kenneth Branagh mit seiner Frankenstein-Verfilmung ins Kino kam. Über Mel Brooks „Frankenstein Junior“ mit Gene Wilder und dem glubschäugigen Marty Feldmann aus den 1970ern können wir heute immer noch lachen. Gedreht wurde diese köstliche Parodie auf den Horror sogar an Drehorten der ersten Frankenstein-Verfilmung von 1930 mit Boris Karloff in der Monsterrolle. Derzeit sind Mary Shelley und ihr faustischer Wissenschaftler in Opernhäusern angesagt! Der Schweizer Komponist Michael Wertmüller hat in „Diodati.Unendlich“ am Theater Basel nach dem Movens von Shelleys Wiedererweckungs-Sci-Fi gesucht und ist im Kernforschungszentrum CERN gelandet. Im De Munt/ La Monnaie fokussiert der US-amerikanische Komponist Mark Grey die Seins-Bedingungen der Frankenstein-Kreatur und entdeckt Einsamkeit und Liebessehnsucht im Permafrost! (Von Sabine Weber) Frankensteins Kreatur ringt in Brüssel um Liebe! Mark Greys abendfüllende Oper „Frankenstein“ feiert 200 Jahre nach der Veröffentlichung von Shelleys Novelle ihre Uraufführung am De Munt/La Monnaie weiterlesen

Warlikowski erzählt Leoš Janáčeks Aus einem Totenhaus für Brüssel. Und stellt das System Gefängnis zur Diskussion!

Ganz links im Käfig: Sir Willard White als Gorjančikov, Alexander Vassiliev als Gefängnisgouverneur; daneben: Štefan Margita als Luka, Graham Clarke, ein älterer Gefangener und Nickey Spencer, ein kleiner Gefangener. Foto: Bernd Uhlig
Ganz links im Käfig: Sir Willard White als Gorjančikov, Alexander Vassiliev als Gefängnisgouverneur; daneben: Štefan Margita als Luka, Graham Clarke, ein älterer Gefangener und Nickey Spencer, ein kleiner Gefangener. Foto: Bernd Uhlig

„Die Erfindung des Gefängnisses als legale Bestrafung verfehle seit ihrer Erfindung ihr erklärtes Ziel“. Der große französische Philosoph Michel Foucault ist im Bild. „Welche Rolle spielt das Gesetz oder der Richter?“ Die militärische und schulmeisterliche Gefängniskontrolle jedenfalls demütige, zerbreche und sorge lediglich dafür, dass Straftäter Straftäter blieben. Das Filmdokument stammt wohl aus den 1970er Jahren. Sicherlich hat sich der Strafvollzug seitdem verbessert. Was Fjodor Dostojewsky in einem sibirischen Gefangenenlager am eigenen Leib erfahren hat, bestätigt allerdings Foucault. Eine schockierende Erfahrung von Habgier und Brutalität der Mitgefangenen, die vor allem eines nicht zeigten, Reue. In seinen halbbiografischen „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ verarbeitet Dostojewsky seine vierjährige Omsker Festungshaft. Leoš Janáček greift in seiner letzten Oper darauf zu. Warum der Schöpfer großer Frauenfiguren diesen männlich dominierten Stoff in seinem letzten Bühnenwerk vertonen wollte, bleibt eine offene Frage. Wollte er den Gegenbeweis antreten, dass es für jeden Gefangenen doch einen Funken Hoffnung geben könnte? Er lässt sie zu einer hochemotionalisierten Musik zu Wort kommen, die man fast nicht aushalten kann. (Von Sabine Weber) Warlikowski erzählt Leoš Janáčeks Aus einem Totenhaus für Brüssel. Und stellt das System Gefängnis zur Diskussion! weiterlesen

Die Amazonen kämpfen im königlichen Brüsseler Opernhaus. Die Oper Penthesilea nach Heinrich von Kleist von Pascal Dusapin ist dort uraufgeführt worden!

Georg Nigl (Achilles) und Penthesilea (Natascha Petrinskiy. Foto: La Monnaie/ De Munt
Georg Nigl (Achilles) und Penthesilea (Natascha Petrinskiy). Foto: La Monnaie/ De Munt

(31. März, 2015, La Monnaie, Brüssel) Einsame Harfenklänge stehen am Anfang. Töne eines Wiegenliedes. Dazu ein dunkler drohender Unterton. Auf der leeren Bühne liegen Gestalten. Sie erwachen wie aus einer Ohnmacht. Das ist ein Schlachtfeld! Weil die Amazonenkönigin Penthesilea nach dem Gesetz ihres Volkes nur lieben darf, wen sie auf dem Schlachtfeld besiegt hat und Achill ein Macho ist, gibt es diesen Krieg! Es kommt dennoch zu einer ’normalen‘ Liebesszene. Denn Achill spielt der nach einem Zweikampf aus der Ohnmacht erwachenden Penthesilea vor, er sei besiegt worden. Als der Betrug auffliegt, dreht Penthesilea durch. Aus ihrem System kommt sie nicht raus. Das versteht wiederum Achill nicht. Er nähert sich der Liebsten waffenlos, um sich endgültig zu ergeben. Sie zerfleischt ihn! (Von Sabine Weber) Die Amazonen kämpfen im königlichen Brüsseler Opernhaus. Die Oper Penthesilea nach Heinrich von Kleist von Pascal Dusapin ist dort uraufgeführt worden! weiterlesen