Schlagwort-Archive: Krzysztof Warlikowski

Ein Tierbändiger und dressierte Ballerinas. In Brüssel treibt Lulu-Hannigan die Jungfrau-Aktie in den Keller und wird gefeiert!

Und heute geht es in die letzte Runde der Wiederaufnahme-Produktion von Alban Bergs „Lulu“ nach Texten von Frank Wedekind. (Dernière 18. November 2021) Krzysztof Warlikowski hat seine Regie von 2012 (seit 2014 auf DVD) völlig auf die Ausnahmekünstlerin Barbara Hannigan zugeschnitten. Und Lulu-Hannigan zeigt, was sie zu bieten hat: viel Haut, einen perfekten Body und maximalen sportlich-körperlichen Einsatz, um dem männlichen Personal Schaden zuzufügen. Dabei meistert sie die irre-schwere Partie (Spitzentöne, Koloraturen, Sprechgesang) über drei Stunden scheinbar mühelos (vollendete dreiaktige Cerha-Fassung, uraufgeführt 1979 an der Pariser Opéra Garnier). Bo Skovhus als Dr. Schön wie man ihn kennt und liebt – auch zu großem menschlichem Ausdruck fähig – ist ein perfekter Gegenspieler und zuletzt als Jack The Ripper auch ihr Schicksal. Das Orchestre Symphonique de la Monnaie spielt unter Alain Altinoglu – immer lautstarker Jubel, wenn er im Graben erscheint – wie auf Bergs Klänge abonniert und hat sämtliche bei der Premiere monierten Probleme ausgeräumt! (Von Sabine Weber) Ein Tierbändiger und dressierte Ballerinas. In Brüssel treibt Lulu-Hannigan die Jungfrau-Aktie in den Keller und wird gefeiert! weiterlesen

“Tristan und Isolde” mit Jonas Kaufmann und Anja Harteros in München

Musikalisch ein Traum: Die Münchner Opernfestspiele werden bei voller Orchesterbesetzung im Graben des Nationaltheaters mit „Tristan und Isolde“ unter Kirill Petrenko eröffnet. Jonas Kaufmann und Anja Harteros geben in den Titelpartien ihre Rollendebüts. Allerdings gibt Krzysztof Warlikowskis Regie einmal mehr Rätsel auf. (Von Klaus Kalchschmid) “Tristan und Isolde” mit Jonas Kaufmann und Anja Harteros in München weiterlesen

Warlikowski erzählt Leoš Janáčeks Aus einem Totenhaus für Brüssel. Und stellt das System Gefängnis zur Diskussion!

Ganz links im Käfig: Sir Willard White als Gorjančikov, Alexander Vassiliev als Gefängnisgouverneur; daneben: Štefan Margita als Luka, Graham Clarke, ein älterer Gefangener und Nickey Spencer, ein kleiner Gefangener. Foto: Bernd Uhlig
Ganz links im Käfig: Sir Willard White als Gorjančikov, Alexander Vassiliev als Gefängnisgouverneur; daneben: Štefan Margita als Luka, Graham Clarke, ein älterer Gefangener und Nickey Spencer, ein kleiner Gefangener. Foto: Bernd Uhlig

“Die Erfindung des Gefängnisses als legale Bestrafung verfehle seit ihrer Erfindung ihr erklärtes Ziel”. Der große französische Philosoph Michel Foucault ist im Bild. “Welche Rolle spielt das Gesetz oder der Richter?” Die militärische und schulmeisterliche Gefängniskontrolle jedenfalls demütige, zerbreche und sorge lediglich dafür, dass Straftäter Straftäter blieben. Das Filmdokument stammt wohl aus den 1970er Jahren. Sicherlich hat sich der Strafvollzug seitdem verbessert. Was Fjodor Dostojewsky in einem sibirischen Gefangenenlager am eigenen Leib erfahren hat, bestätigt allerdings Foucault. Eine schockierende Erfahrung von Habgier und Brutalität der Mitgefangenen, die vor allem eines nicht zeigten, Reue. In seinen halbbiografischen „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ verarbeitet Dostojewsky seine vierjährige Omsker Festungshaft. Leoš Janáček greift in seiner letzten Oper darauf zu. Warum der Schöpfer großer Frauenfiguren diesen männlich dominierten Stoff in seinem letzten Bühnenwerk vertonen wollte, bleibt eine offene Frage. Wollte er den Gegenbeweis antreten, dass es für jeden Gefangenen doch einen Funken Hoffnung geben könnte? Er lässt sie zu einer hochemotionalisierten Musik zu Wort kommen, die man fast nicht aushalten kann. (Von Sabine Weber) Warlikowski erzählt Leoš Janáčeks Aus einem Totenhaus für Brüssel. Und stellt das System Gefängnis zur Diskussion! weiterlesen