Fast berührt, aber nur fast! Maximilian Meyer und Camille Schnoor. Foto: Christian Pogozach
„Jeder Druck der Hände deutlich mir’s beschrieb: ’s ist wahr, du hast mich lieb“. So heißt es in der „Lustigen Witwe“. Und das singen Camille Schnoor und Maximilian Meyer mit feiner Erotik. Doch die Finger berühren sich nur fast! Während unmerklich die Körper Walzer tanzen. So berührend poetisch ist dieser Moment, der auch an Franz Lehár 150. Geburtstag erinnert, dass man glatt vergessen konnte, welchem Umstand dieses Spiel sich derzeit verdankt. Musikalische Glück pur für 50 bis 100 Enthusiasten, das das Gärtnerplatztheater, das „andere“ in München (siehe zur Wiedereröffnung Bayerische Staatsoper), derzeit versprüht! Tags darauf, als 18 in den Rängen verteilte Chor-Herren die Echos der Priester in „O Isis und Osiris“ des Sarastro (Christoph Seidl) singen, klingt es dann auch noch erhaben wie nie. Die Zuhörer sitzen mit Abstand und Maske auf der Bühne und schauen in den Zuschauerraum, der so seine ganze Schönheit offenbart. (Von Klaus Kalchschmid)
Sabine Hartmannshenn ist Opern-Regisseurin. Und darf für sich beanspruchen, was alle renommierten Regisseur*innen behaupten. Sie hat an allen namhaften Opernhäusern inszeniert! Am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, am Fenice in Mailand, an der Staatsoper Hamburg, am Kongelige Teater Kopenhagen. Ihre „Lulu“ für die Göteborger Oper ist von der Kritik zur „Produktion des Jahres 2002“ in Schweden gewählt worden. Ihre „Phaedra“-Inszenierung für die Deutsche Oper am Rhein ist als Höhepunkt im Henze-Jahr 2010 bejubelt worden. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an Puccinis „Il Trittico“ für Köln, wo drei Regisseurinnen jeweils übernommen haben. Sabine Hartmannshenn den „Tabarro“, wo eine noch unbekannte Asmik Grigorian eine wunderbare Giorgetta gegeben hat. Auch zwei Operetten gehören zu ihrem Erfahrungsschatz. Kommenden Samstag, am 7. Dezember, feiert am Aalto-Theater in Essen ihre dritte Operettenproduktion, Franz Lehárs „Land des Lächelns“ Premiere. Sind Operetten wieder angesagt? Das Jacques Offenbachjahr scheint Mut gemacht zu haben. Wobei das „Land des Lächeln“ mit Vorbehalten an den Start geht. Die Wuppertaler Inszenierung im letzten Jahr hat für einen Skandal gesorgt. (Das Gespräch mit Sabine Hartmannshenn führt Sabine Weber)
Operette ist wieder da! Könnte man meinen. Jacques Offenbachs Opéra Bouffes sind in seinem Jubiläumsjahr natürlich auf die Spielpläne zurück gekehrt. Nicht in dem Maß, wie man sich das vielleicht erhofft hätte. Aber immerhin: in seiner Geburtsstadt Köln mit der „Fürstin von Gerolstein“ und der Wiederentdeckung von „Barkouf“, demnächst wird es in Wuppertal und Krefeld-Mönchengladbach neue Inszenierungen von „Orphée aux enfers“ geben. Ob Offenbach Mut zu mehr gemacht hat? Im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier hat man sich an Paul Linckes Berliner Mollenmilljö-Stück „Frau Luna“ gewagt, das derzeit zu erleben ist. Regisseur Bernhard Stengel versetzt die Mondreisesüchtigen ins Berliner Computernerd-Millieu. Mit 3D-Virtual-Reality-Brillen auf der Nase fachsimpeln sie derart echt, dass das eher ältere Publikum im kleinen Haus mit den Dialogen seine Mühe haben dürfte. Die auf eine Zwanziger-Jahre-Jazz-Kombo zugeschnittenen Arrangements von Henning Hagedorn und Matthias Grimminger brauchen daher etwas, um zu zünden! Franz Lehàrs „Die lustige Witwe“ oder sein „Graf von Luxemburg“ sind nie so ganz von den Bühnen verschwunden. Da gibt es einfach zu viel anspruchsvolles Gesangsangebot mit großem Schmelz, Herzschmerz, Witz und Walzer! Dazu große glänzende Orchesterzulagen! Darin unterscheidet sich die Wiener von der Berliner Operette. Aber die Operette kann ja auch ganz generell etwas, was der Oper nicht so leicht fällt: Zwänge sinnfällig verfremden mit ordentlich musikalischem Neigungsklisschee, so Volker Klotz in seinem Operettenkompendium. Und sie übt Lachzwang aus. Wie das auf hohem Niveau geht, ist derzeit am Theater Hagen zu erleben. (Von Sabine Weber)
Kenneth Mattice als schmollender Graf. Foto: Klaus Lefebvre
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