Musikalisches Glück an Münchens „Anderem“ Opernhaus: Das Theater am Gärtnerplatz präsentiert täglich Operette, Oper, Musical und Wiener Lied!

Fast berührt, aber nur fast! Maximilian Meyer und Camille Schnoor. Foto: Christian Pogozach

„Jeder Druck der Hände deutlich mir’s beschrieb: ‘s ist wahr, du hast mich lieb“. So heißt es in der “Lustigen Witwe”. Und das singen Camille Schnoor und Maximilian Meyer mit feiner Erotik. Doch die Finger berühren sich nur fast! Während unmerklich die Körper Walzer tanzen. So berührend poetisch ist dieser Moment, der auch an Franz Lehár 150. Geburtstag erinnert, dass man glatt vergessen konnte, welchem Umstand dieses Spiel sich derzeit verdankt. Musikalische Glück pur für 50 bis 100 Enthusiasten, das das Gärtnerplatztheater, das “andere” in München (siehe zur Wiedereröffnung Bayerische Staatsoper), derzeit versprüht! Tags darauf, als 18 in den Rängen verteilte Chor-Herren die Echos der Priester in „O Isis und Osiris“ des Sarastro (Christoph Seidl) singen, klingt es dann auch noch erhaben wie nie. Die Zuhörer sitzen mit Abstand und Maske auf der Bühne und schauen in den Zuschauerraum, der so seine ganze Schönheit offenbart. (Von Klaus Kalchschmid)


(17. und 18. Juni 2020 Theater am Gärtnerplatz, München) Wenn der Vorhang sich hebt, der Lüster hochgezogen ist und ein 14-köpfiges Orchester unter Leitung von Andreas Kowalewitz oder Anthony Bramall sichtbar wird, könnte man weinen ob der Verheißung, hier hoffentlich bald wieder ein ganzes Werk zu erleben. Derweilen sind dies „nur“ berühmte Operetten- und Opernmelodien. Aber die erklingen mit einer derart intensiv schillernden Schönheit, wie sie sich in Monaten der Zwangspause wie Lava angestaut hat.

Wolga-Lied oder „Dein ist mein ganzes Herz“ mit tenoralem Glanz, das Lehár seine Freude hätte

Hinter Vorhang. Foto: Christian Pogozach

Schon das eröffnende „Freunde, das Leben ist lebenswert“ leuchtet bei Lucian Krasnec so bezaubernd und mit berückendem Tenor-Glanz als hätte man diesen Schlager noch nie gehört. Es wird an diesem und den folgenden Abenden noch viele dieser Momente geben, von denen man nie geglaubt hätte, welche Macht sie entfalten. Nach Monaten der Abstinenz geht von jedem live gesungenen Ton ein Zauber aus. Ob Wolga-Lied oder „Dein ist mein ganzes Herz“, das heute so herrlich politisch unkorrekte „Gern hab‘ ich die Frau’n geküsst, dazu sind sie ja da“: Krasnec oder der junge Maximilian Meyer verströmen einen so feinen, durchaus unterschiedlichen tenoralen Glanz, dass Lehár seine Freude hätte – oder hat, sitzt er doch – in Gestalt von Erwin Windegger – in der Mittelloge und moderiert launig den Abend zu seinem runden Geburtstag, der eigentlich schon am 20. April war, aber jetzt wie so viele andere Festivitäten nachgefeiert werden muss, so intim und schön, wie man es sich nur denken kann.

Blaue Einmalhandschuhe und Sprühflasche im Einsatz bei „Lá ci darem la mano“

Mária Celeng beginnt den Opern-Abend lasziv mit dem provokativen Walzer der Musetta aus der Bohème, bevor sie später als Zerlina mit Matija Meić als Giovanni ein „Là ci darem la mano“ singt, wie es dank blauer Einmalhandschuhe und dem geschickten Einsatz einer Sprühflasche ironisch-erotisch aufgeladen wird, wie überhaupt Spielleiter Lukas Wachering Hygiene- und Abstandsregelungen, etwa im Duett „Un segreto d’importanza“ mit Meić/Páll, choreografisch einsetzt. Doch er kann nicht verhindern, dass Timos Sirlantzis seinen schleimig-widerlichen Lobpreis der Verleumdung aus dem Barbiere sichtbar sprutzend in die Welt spuckt!

Große Belcanto-Oper mit lustvollen Spitzentönen

Zärtliches Sehnen verströmt der junge Bariton Daniel Gutmann mit „Lieben, hassen, hoffen zagen“. Große Belcanto-Oper gibt Jennifer O’Loughlin aus Linda di Chamounix zum Besten. Und der feine Rossini-Tenor Guyla Rab, auch er unterstützt vom Herrenchor, wenn er schwärmerisch lustvoll perfekte Spitzentöne in „Sì, ritrovarla io giuro“ aus La Cenerentola abschießt.
Im Februar hatte ein fulminanter Rigoletto Premiere. Jetzt gibt es mit mit O’Loughlin, Krasnez, Anna-Katharina Tonauer und Meić das große Quartett in der Hoffnung, bald wieder diese Produktion auf der Bühne des Gärtnerplatztheaters szenisch erleben zu dürfen.

Wein und Mädchen im Wiener Lied

Das kleine, feine Sahnehäubchen ist eine Stunde mit Wiener Liedern, die der niederösterreichische Bariton und Gitarrist Daniel Gutman und der bayerische Tenor Maximilian Meyer des nächtens mit den Geigern Judith Adam und Christian Schödl, Rolf Weber (Klarinette) und Eugen Hoesch (Kontrabass) zum Besten geben. Alles dreht sich da um Wein wie um Mädchen, und wie die beiden und Peter Neustifter (Waldviertler!) als Moderator das mit feinem Akzent und Bühnenpräsenz singen und parlieren, hat einen ganz wunderbaren Charme.

Die Abende im Juni sind ausverkauft, für die restlichen fünf Termine im Juli gibt es ab 23. Juni (10 Uhr) Tickets online.

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