Helmut Lachenmanns „…Zwei Gefühle…” Und dieses Werk zweimal: aus gutem Grund!

(Helmut Lachenmann erläutert. Foto: Jukka Höhe) Die Konzertankündigung von Helmut Lachenmanns ..Zwei Gefühle…” (Musik mit Leonardo) von 1992 klingt vielversprechend. Zudem ist der  Komponist anwesend und erklärt sein komplexes Werk, das vom Ensembles ColLAB Cologne unter Susanne Blumenthal mit Begeisterung aufgeführt wird. (Von Jukka Höhe)

(3. Juli 2022, Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz Köln)
Und „…Zwei Gefühle…” (Musik mit Leonardo) wird gleich zweimal aufgeführt. Ein in Köln berüchtigtes Verfahren, nachdem Gürzenichkapellmeister Günter Wand vor dem Gürzenich-Orchester in einem legendären Konzert mit Neuer Musik wegen der Buh-Rufe aus dem Publikum das Stück nochmals spielen ließ. Die Zuhörer müssten das Werk besser verstehen lernen! In der Musikhochschule ist Lachenmann auch nicht nur der Sprecher, sondern zwischen den beiden Wiederholungen auch der „Erläuterer” seines Werks.

22 Musikerinnen und Musiker sind auf dem Podium des Konzertsaals der Musikhochschule versammelt. Das Ensemble ColLAB  besteht aus Studierenden der Musikhochschule. Helmut Lachenmann steht in der Mitte. Sein Text basiert auf Leonardo da Vinci. Allerdings zerlegt Lachenmann alles in Silben, sodass es keine vollständigen Wörter gibt, nur scheinbar außeinadergerückte Wortfetzen. Leider ist der Text im Programmzettel nicht zu finden und nachzulesen.

Präzise und einfühlsam dirigiert Susanne Blumenthal. Das Ensemble kann von Anfang an seine Klasse zeigen. Denn Musik und die textliche Gestaltung zusammenzubrignen, ist anspruchsvoll. Dabei entstehen Klänge, die man so nicht gewohnt ist. Besonders eindrücklich eine Passage mit dem Kontrabass (Carlota Ramos) und den beiden Violoncelli (Julia Pesavento und Maria Chiara Casali), die mit den Bögen unterhalb des unteren Steges noch nie so gehörte dunkle Töne erzeugen.

In der Pause zwischen der ersten und zweiten Aufführung dann die Erläuterungen Helmut Lachenmanns. Er hat für den Text bewußt die deutsche Sprache gewählt, weil sie seiner Musikalität entspreche, vor allem deren Konsonanten und Zisch-Laute. Es müsse zwischen Text und Situation in dem Musikwerk unterschieden werden. Der Text solle nur situative Atmosphäre erzeugen und Musikalisches hervorbringen. Das sei auch der Grund der Textzerbrechung in Silben und Morpheme – in reine Sprachklänge! Daher wohl auch kein Text zum Nachlesen im Programmzettel…

Mit der Wiederholung des Stückes erschließt es sich auch. Und nicht nur hochkonzentriert, sondern wie in Trance höre ich zu…

Ein wunderbares Erlebnis!

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