Sie gehören beinahe zwei Generationen von Countertenören an und doch singen Philippe Jaroussky, geboren 1978, und der gerade mal 30 Jahre alte Jakub Józef Orlinski in einer, und beide in der höchsten Liga: Hier der erfahrene Franzose mit einer kaum mehr überschaubaren Diskographie, dort der Newcomer aus Polen, der freilich auch schon großartige Auftritte auf den Bühnen Europas – und zuletzt in der Met – hatte, sowie bereits zwei fantastische Solo-Alben veröffentlicht hat. Mit „Anima Aeterna“ knüpft er an seine Debüt-CD „Anima Sacra“ von 2018 an. (Von Klaus Kalchschmid)
Aber auch Arien von Johann Joseph Fux, Francisco António de Almeida, Bartolomeo Nucci oder der letzte Track, Händels Alleluja, zeigen Orlinski mit seiner ungemein biegsamen, warmen und so fein sinnlichen Alt-Stimme in all dieser Geistlichen Musik von seiner besten Seite. Famos das Duell, das er sich in Nuccis „Un giusto furore“ mit einer Trompete liefert. Man bekommt eine Ahnung davon, wie Kastraten oder auch veritable Countertenöre, die es schon immer gab, einst diese Musik sangen. Da schoss Rom wohl ein Eigentor, als es unter dem Motto „Mulier tacet in ecclesia“ Frauen das Singen in der Kirche verbot!
Ob Caro mio ben, die ergreifende Sterbeszene der Dido, Schuberts Erlkönig, Mozarts Abendempfindung, spanische Folklore, französische Mélodies oder Tancredis berühmte Arie Di tanti palpiti unmittelbar neben einem Tango für Gitarre – auch hier ist das Entzücken beim Hören jeder der 22 Tracks groß und ebenso die Bewunderung über das stilistische Spektrum Jarousskys von Lied über Zarzuela bis Oper wie seine Ausdrucksmacht und Vielsprachigkeit, angefangen bei seiner Muttersprache über Deutsch und Englisch bis Italienisch und Spanisch!