Wiener Online-Offensive im März. Nach Janáček jetzt ein Verdi-Schwerpunkt

Die Wiener Staatsoper öffnet ihr Archiv. Wagner, Strauss und fünf Mal Verdi sind im März auf play.wiener-staatsoper.at jeweils ab 19 Uhr und für 24 Stunden abrufbar. Klaus Kalchschmid hat sich für klassikfavori zum Auftakt des Verdi-Schwerpunkts “La Traviata” angeschaut. (Titelbild mit Pretty Yende und Juan Diego Flórez als Violetta und Alfredo. Foto: Michael Pöhn). Siehe unten den Bericht. Hier erst einmal die Daten:

9. März, Richard Wagner, Der fliegende Holländer (Peter Schneider LTG, u.a. mit Michael Volle, Hans-Peter König, Ricarda Merbeth und Herbert Lippert in einer Aufzeichnung von 2015)
10. März Richard Strauss, Ariadne auf Naxos (wiederum LTG Peter Schneider, u.a. mit Lise Davidsen, Stephen Gould, Erin Morley, Rachel Frenkel und Markus Eiche von 2017)

Und fünf Mal Verdi!

11. März, Falstaff (Zubin Mehta LTG, und u.a. mit Ambrogio Maestri, Ludovic Tézier, Paolo Fanale und Hila Fahima von 2016)
12. März, La Traviata  (Regie: Simon Stone, u.a. mit Pretty Yende, Juan Diego Flórez und Igor Golovatenko und Giacomo Sagripanti am Dirigentenpult in einer Aufzeichnung der Premiere vom 7. März)
– siehe unten Klassikfavori-Besprechung –

Kommendes Wochenende stehen die französische und italienische Versionen des Don Carlos beziehungsweise Don Carlo auf dem Programm:

13. März, Don Carlos (Regie: Peter Konwitschny, Bertrand de Billy LTG, u. a. mit Jonas Kaufmann, Malin Byström, Eve-Maud Hubeaux und Igor Golovatenko von 2020)
14. März, Don Carlo (Marco Armiliato LTG, u.a. mit Stefano Secco, Dmitri Hvorostovsky, Maria Pia Piscitelli und Béatrice Uria-Monzon von 2015)
15. März, Aida (ebenfalls unter Marco Armiliato, u.a. mit Elena Guseva, Gregory Kunde und Ekaterina Gubanova von 2019)

Pretty Yende wirbt für Parfum. Foto: Michael Pöhn

Violetta und Alfredo scheitern im Glamour französischer Eitelkeiten

Nach einem dreiteiligen Leoš-Janáček-Schwerpunkt zeigt die Wiener Staatsoper ab 11. März einen fünfteiligen Verdi-Zyklus. Im Zentrum steht am 12. März (19 Uhr) die Wiederholung der Online-Premiere ohne Publikum von La Traviata  (7. März). Simon Stone hat mit seiner Regie von Aribert Reimanns „Lear“ bei den Salzburger Festspielen 2017, Korngolds „Die tote Stadt“ (Koproduktion zwischen Basel und München 2016/19) und „Medée“, ebenfalls in Salzburg (2019) Furore gemacht. Im selben Jahr verlegte er Verdis Oper um die schwindsüchtige Kurtisane Violetta an der Opera National de Paris ins Paris von heute. Jetzt hatte die Produktion Premiere an der Wiener Staatsoper (Von Klaus Kalschschmid)

Pretty Yende (Violetta) und Juan Diego Flórez (Alfredo). Foto: Wiener Staatsoper

(7. März 2021, Online-Premiere aus der Staatsoper Wien) Eine Drehbühne ist permanent in Bewegung, zeigt wechselnde Schauplätze, auch das goldene Jeanne-d’Arc-Denkmal an der Place de la Pyramide in Paris. Statt Briefen werden SMS verschickt, Smartphones ersetzen oftmals den unmittelbaren Dialog. Und auf zwei über Eck gestellten LED-Wänden sieht man das verliebte Paar immer wieder in trauter Zweisamkeit: den Chat der beiden, die Parfüm-Werbung Violettas namens Villain, eine Dönerbude namens Paristanbul, ein Architekturbüro oder überdimensionale Rosen, die am Ende in Flammen aufgehen!

Juan Diego Flórez. Foto: Michael Pöhn

Alfredo (gebremst leidenschaftlich: Juan Diego Flórez) im Holzfäller-Hemd mit Schubkarre und Violetta (herrlich fein und ausdrucksvoll sonor: die Südafrikanerin Pretty Yende) auf dem Traktor sind glücklich auf dem Land, bevor Vater Germont (ebenso sensibel wie starrsinnig moralisierend: Igor Golovatenko) Violetta zwingt, um der Familienehre willen auf den Sohn zu verzichten. Auf einer ausgelassen schrillen Lack- und Leder-Kostüm-Party kommt es dann zum Eklat, bei dem Alfredo Traviata bloßstellt und ihr nicht nur einmal Geld an den Kopf wirft und in ihr Kleid stopft.
Der dritte Akt gelingt berührend: Noch bevor Alfredo kurz vor Violettas Tod leibhaftig auftritt, imaginiert sie ihn in einem Besucher-Zimmer mit anderen, liebkost ihn und stirbt am Ende doch allein in der Intensivstation, bevor sie in gleißend helles Licht tritt: „Rinasce m’agita insolito vigor – Das Leben kehrt wieder, erfüllt mich mit wunderbarer Kraft!“ – und stirbt! Giacomo Sagripanti sorgt am Pult der Wiener Philharmoniker oftmals für äußert verhaltene Klänge und doch immer großartige Spannung. Sehen- und hörenswert! Am 12. März ab 19 Uhr noch einmal auf der Website der Wiener Staatsoper für 24 Stunden zu erleben!

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