(Brice Pauset. Foto: Gilles Abegg) „Strafen“ klingt nicht besonders einladend für eine Oper. Leichte Kost sind Kafka-Texte ja auch im seltenen Fall. Schon gar nicht die drei Erzählungen, die sich der in Besançon geborene Komponist Brice Pauset für sein jüngstes Opernwerk ausgesucht hat.
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Aber trübsinnig wird es nicht. Dafür bürgt schon allein die vielschichtige Persönlichkeit Pausets. Er ist ein begeisterter Alte Musik Anhänger. Aktiver Cembalist, Hammerflügelspieler und Liebhaber von François Couperin und Jean-Philippe Rameau. Komponierend ist er ein bekennender Avantgardist und philosophisch inspiriert immer auf der Suche nach dem besonderen Klangereignis. Bei Gérard Grisey, Franco Donati, Henri Dutilleux oder Brian Ferneyhough hat er studiert und am IRCAM hat er seine Informatikkenntnisse für die elektronische Musik vervollkommnet. Seinen eigenen Katalog hat er mit unterschiedlichsten Orchester-, Ensembles und Solowerken gefüllt. Auch im Auftrag für Donaueschingen, dem Südwest, dem Westdeutschen Rundfunk oder österreichischen Sendern. Oft sind Stimmen beteiligt aber auch Interpreten der Alten Musik wie Andreas Staier. 2004-5 war Brice Pauset Residenzkünstler in Mannheim und an der Opéra de Dijon ist er das seit 2010. Er ist Dijon also besonders verbunden. Und beschert dem Haus jetzt seine zweite Oper Strafen in deutscher Sprache.
I Akt ist Das Urteil, zweiter Die Verwandlung und der dritte In der Strafkolonie nach Frank Kafka, wobei sein Librettist Stephen Sazio zusammen mit Regisseur David Lescot im wesentlichen nur gekürzt haben. Kafka hat für Pauset übrigens einen ganz aktuellen Zeitbezug. Für ihn ist das problematische Vater-Sohn Verhältnis in Kafkas Texten ein prophetischer Ausdruck für die aktuelle ältere Generationen, die der nachfolgenden Generation die Luft und den Planeten zum Leben nimmt. Dass ihm die junge Generation am Herzen liegt, beweist er seit 2008, seit er an der Musikhochschule in Freiburg eine Komponistenklasse leitet. Zufällig habe ich ihn bei einem besonderen Abend getroffen, den er mit seinen Studenten und der Opernklasse veranstaltet hat. „Schau mich an!“ hieß der Abend, der Arien aus Barockopern mit Neukompositionen seiner Studenten zu Opern Szenen zusammengeführt vorgestellt hat. Ein Projekt, das wir zufälliger Weise parallel zu einem geplanten Opernbesuch im Juni letztes Jahr in Freiburg mitnehmen konnten (siehe klassifavori). Und nach dem Abend hat sich Price Pauset Zeit genommen, um mir zu seinem neuen Opernprojekt Rede und Antwort zu stehen. Viel wusste ich zu dem Zeitpunk noch nicht darüber, also habe ich zuerst nach dem Titel gefragt!
Aufführungen am 12., 14. und 16. Februar im Auditorium in Dijon Klassikfavori ist bei der Uraufführung dabei!