Die Accademia di Monaco glänzt mit jungem Counter Elmar Hauser

(Titelbild: Probenfoto mit Elmar Hauser. Foto: Cordula Treml) Im Kleinen Goldenen Saal der Stadt Augsburg begeistert Countertenor Elmar Hauser als Solist vor der Accademia di Monaco unter Joachim Tschiedel. In dem von der Deutschen Mozart-Gesellschaft und der Münchner Hasse-Gesellschaft veranstalteten Festkonzert am Samstagabend werden auch zwei Jubiläen gefeiert. Der 325. Geburtstag des Barockkomponisten Johann Adolf Hasse. Und der 10. Geburtstag der auf die historisch informierte Aufführungspraxis im 17. und 18. Jahrhundert spezialisierten Accademia di Monaco. Die Accademia kümmert sich auch um den Nachwuchs. Instrumentalstudenten spielen hier gemeinsam mit professionellen Musikern. (Von Jurij Kowol)

Elmar Hauser. Foto: Adrienne Meister

(23. März 2024, Kleiner Goldener Saal, Augsburg) Mittelpunkt und Begeisterungsgarant des Abends ist Elmar Hauser. Durch seinen sonoren, auch in der Tiefe gut ausgebildeten und technisch ausgefeilten Sopran sorgt er nach jedem Einsatz für anhaltenden Applaus und Jubel. Hausers Interpretation legte es dennoch nicht auf Effekthascherei im Extremregister an. Brillant stellt er in den Kadenzen Spitzentöne als gestalterische Höhepunkte aus, wie zum Beispiel in der Arie des Ruggiero aus Hasses gleichnamiger Oper, deren puren dramatischen Furor er im ganzen Raum spürbar werden ließ. Eine gestik- und mimikbewusste Körperlichkeit sowie eine äußerst sympathische Performanceattitüde ergänzen den Eindruck, den derzeit viele vom Schweizer haben. Der 26jährige ist einer der aktuell vielgefragten jungen Countertenöre. In dieser Spielzeit debütiert(e) er an der Staatsoper unter den Linden in Berlin, dem Theater Kiel und dem Opernhaus Zürich. Sein breitgespanntes Repertoire setzt Schwerpunkte auch im zeitgenössischem Musiktheater. So hat Elmar Hauser schon zu Studienzeiten an der Bayerischen Theaterakademie August Everding, als Tschiedel dort zu den Dozenten zählte, Hauptrollen aus frühbarocken wie aus modernen Opern aufgeführt. Er wäre problemlos in der Lage,  Werke Georg Friedrich Händels und Georg Friedrich Haas’ (*1953) in ein und demselben Recital zu verbinden. Seinen Gesangsbachelor absolvierte Hauser übrigens an der ZHdK Zürich bei Prof. Werner Güra.

Zwei Stränge bestimmen den Kontext dieses Abends: Johann Adolf Hasse, im 18. Jahrhundert einer der berühmtesten und meistgespielten Opernkomponisten. Und der junge, „werdende“ Mozart, zu dessen Leitbildern nicht nur Hasse, sondern auch der böhmische Komponist Josef Mysliveček gezählt hat. Die Vorbildhaftigkeit der beiden Altmeister für das Wunderkind Mozart werden zunächst mit Ouvertüren von Hasse und Arien aus dessen Opern in Gegenüberstellung zu Mozarts Ascanio in Alba sinnfällig, das der gerade Fünfzehnjährige für eine Mailänder Fürstenhochzeit komponiert hat, sowie im sinfonischen Mittelteil des Konzerts durch die Gegenüberstellung von Einzelsätzen aus Ouvertüren Myslivečeks mit frühen Mozartsinfonien. Die Ähnlichkeiten verblüffen bis hin zu konkret identischem motivisch-thematischem Material.

Hasse_Mozart_Mysliveček
Hasse, Mozart und Mysliveček

Über Hintergründe, Kontexte und Anekdoten moderiert Dirigent Tschiedel auf rhetorisch charmante Weise, jedoch auch ziemlich ausgedehnt. Sicher ist das seiner Begeisterung für die geborgenen Schätze geschuldet, dennoch, moderierte Konzertformate bleiben Geschmackssache.

Die Accademia di Monaco musizierte natürlich auf Originalklanginstrumenten. Es wurde also zwischen den Stücken auch häufig gestimmt. Die Streicher, jeweils zwei Oboen, Traversflöten, Fagotte, sowie Cembalo, dazu ein stets im Ansatz heikles ventilloses Hörnerpaar und Trompeten, nebst einer Pauke, füllten das Podium. Wer den archaischen Rohklang der alten Hörner und Trompeten mag, die kostbare Fragilität rein intonierter und rund getroffener Töne von Naturblechläsern schätzt, der kam ganz auf seine Kosten. Häufig bestimmten lebhafte Tempi und wuchtige Tutti-Einsätze den Gestus des Orchesters. Das Orchester zeigte aber immer wieder auch Mut zu kontrastierenden Pianofarben. Alles schien gut einstudiert und wirkte harmonisch zusammen.

Den Musikern gelingt eine wunderbar authentische Darbietung. Imposant paarten sich nicht zuletzt die glänzenden Trompetenfanfaren mit dem goldglänzenden Barockstuck des einmalig schönen Goldenen Saals. Geteilte Liegetöne und gelegentliches melodisches Mitspiel des Hörnerpaares, das bei Stücken für die verschiedenen Tonarten stets die passenden Aufsteckbögen parat haben musste, gaben auch in den Arien Klangsubstanz. Tutti-besetzte Werke (mit Pauken und Trompeten) wie die dreisätzigen Italienischen Ouvertüren Hasses rahmten das Konzert. In der Eröffnung und im Finale wurde also besonders prachtvoll aufgespielt. Die Goldpracht des Raumes machte das Gesamtkunstwerk perfekt, das restlos begeisterte.

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