Eine barocke Steiermarktshow auf der Styriarte 2024 – Thomas Höft erklärt „Attems Saga”

Schließlich hat er sie auch erfunden!

Thomas Höft hat sich selbst eine Rolle zugedacht. In Gehrock und mit Perücke gibt er den leicht debilen Hofdichter Dionysius Branntwein
Thomas Höft (Dionysius Brantwein). Foto: Nicola Milatovic/ Styriarte

Und er experimentiert in „Attems Saga” auch mit einem Format, das erstmals auf der Styriarte, den steirischen Festspielen für Alte Musik in Graz, ausprobiert wird, an zwei Tagen und an drei Stätten spielt.
Thomas Höft ist seit 20 Jahren Dramaturg bei der Styriarte. Und versteht Aufführungspraxis einfach mal neu. Dazu gehört, dass das Publikum aktiv drin sein muss und mitspielt. Dabei also ein Künstlerkollektiv, das das Publikum gehörig aufmischt. Das barocke Stadtpalais Attems steht in der „Attems Saga“ natürlich im Fokus. Dort hatte die Styriarte bisher nur ihre Büros. Jetzt punkten unrennovierter Stuck und Seidentapete mit dem Charme des Verstaubten als Kulisse. Das Opernpasticcio im Rokoko-Schauspielhaus präsentiert innerhalb der „Attems-Saga” Vivaldi-Opern-Arien, abgemischt mit Vivaldis virtuosen Violinkonzerten „Frühling”, „Sommer”, „Herbst” und „Winter” aus den „Vier Jahreszeiten“. Bei der letzten Probe hat Thomas Höft Klassikfavori Auskunft gegeben. (Die Fragen stellt Sabine Weber)
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Gestern-Heute-Morgen! Die Accademia Bizantina feiert in Bagnacavallo ihr 40jähriges Bestehen

Im charmant-verstaubten Teatro Goldoni von Bagnacavallo findet das Geburtstagskonzert der Accademia Bizantina statt. Eines der ältesten italienischen Alte-Musik-Orchester feiert dort vor den Toren Ravennas sein 40jähriges Bestehen und präsentiert unter der Konzertüberschrift „Gestern, heute und morgen“, womit es anfing, was aktuell und in der Zukunft den roten Faden liefert. Ein Blick zurück erklärt, warum alles mit Neuer Musik begann! (Von Sabine Weber) Gestern-Heute-Morgen! Die Accademia Bizantina feiert in Bagnacavallo ihr 40jähriges Bestehen weiterlesen

„Volle Batterie!“ in Köln – Das Gürzenich-Orchester mit Hip Hop im Club und Atomkatastrophe in der Oper INES

Zwei Mal Ausnahmezustand! Und dennoch ein finaler Saison-Paukenschlag der besonderen Art. Mit geplant natürlich von und zugeschnitten auf den Mann und Dirigenten, dessen Name derzeit nicht über die Lippen geht. Auch wenn das Gürzenich-Orchester durch dessen künstlerische Ausnahmeleistung das erreicht hat, womit es genau an diesem Wochenende punktet. Was für ein Mist. Denn ein Image-Schaden muss abgewendet werden. So zählt der Rap/Hardrock-Ausflug samstags mit DJ, Beatboxing und einer Hevy-Metal-Partitur von Bernhard Gander („Melting Pot“) im Club Carlswerk-Victoria und die Uraufführung der Atomkatastrophen-Oper „INES“ von Ondřej Adámek am Tag danach eben als Befreiungsschlag. Titus Engel und der Komponist Adámek haben sehr gern die Leitung des Gürzenich-Orchesters samstags und sonntags übernommen. (Von Sabine Weber) „Volle Batterie!“ in Köln – Das Gürzenich-Orchester mit Hip Hop im Club und Atomkatastrophe in der Oper INES weiterlesen

Konzerte im Stundentakt in immer neuem Licht beenden den Romanischen Sommer in Köln!

Sankt Maria im Kapitol in der Kölner Romanischen Nacht in besonderen Farben ausgeleuchtet!
Sankt Maria im Kapitol in der Romanischen Nacht. Foto: Hanna Liebig

Ist doch schön, dass es ein Festival gibt, das immer wieder an gleicher Stelle begeistert. Die Kölner sind traditionsbewusst. Der „Romanische Sommer“ wurde in den 1980ern gegründet, um die Aufmerksamkeit auf die wiederaufgebauten romanischen Kirchen zu lenken. Seitdem gibt es den „Romanischen Sommer” mit dem Höhepunkt der „Romanischen Nacht” am letzten Tag. Laut diesjährigem Motto „O Ewigkeit“ wünscht man ewiges Bestehen! (Von Sabine Weber) Konzerte im Stundentakt in immer neuem Licht beenden den Romanischen Sommer in Köln! weiterlesen

Johanna Malangré – Cheffe d’orchestre – !

Johanna Malangré im Gespräch mit Sabine Weber im Künstlerzimmer der Opera de Lille
Johanna Malangré im Gespräch. Fotos: Jukka Höhe

Der französische Namen täuscht, denn die junge Dirigentin ist eine gebürtige Kölnerin und sogar in der Kölner Philharmonie musikalisch sozialisiert worden! Nach einem Orgel- und Kirchenmusikstudium hat sie ein Dirigierstudium in der Schweiz aufgenommen und – „nomen es omen”  – macht jetzt Karriere in Frankreich. Sie ist derzeit eine von drei Cheffes d’Orchestre, Dirigentinnen, die in Frankreich fest engagiert sind. Klassikfavori hat Johanna Malangré an der Opéra de Lille getroffen, wo sie ihre erste Opernproduktion und erste Operette dirigiert hat (siehe klassikfavori). Vor der Premiere hat klassikfavori sie in ihrem Dirigentenzimmer getroffen. (Die Fragen stellt Sabine Weber) Johanna Malangré – Cheffe d’orchestre – ! weiterlesen

„La Chauve-Souris“ – „Die Fledermaus“ – geht in Lille in neuer französischer Fassung über die Bühne und begeistert!

Die deutschsprachige Operette Nummer eins funktioniert auf französisch formidable, denn in dieser Produktion ist der Text von Agathe Mélinand musikalisch passgenau neu übersetzt worden, Laurent Pelly, der französische Offenbach-Spezialist, führte Regie, in einem sensationellen Bühnenbild von Chantal Thomas, sodass die Wände wackelten. Im Graben Johanna Malangré, seit 2022 Cheffe d’orchestre in Amiens, die ihr Orchestre de Picardie nach Lille mitgebracht und auf Walzer, Galopp und Csárdás eingeschworen hat. (Von Sabine Weber)

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Zurück zur Substanz! – Christoph Timpe spielt die sechs Sonaten und Partiten für Violine solo von Bach

Christoph Timpe, Sonaten und Partiten für Solo Violine. BWV 1001-1006. Coviello Classics COV

Die „Sei Soli“, die sechs Sonaten und Partiten für Violine solo von Johann Sebastian Bach sind ein geigerisches Opus Magnum. Und werfen doch immer noch viele Fragen auf. Was ist nicht schon alles da hinein interpretiert, spekuliert und gedeutet worden. Fakt ist, dass alle Geigerinnen und Geiger sich den Herausforderungen aus BWV 1001 bis 1006 einmal in ihrem Leben stellen wollen. Der Barockgeiger Christoph Timpe hat sich über Jahre hinweg auch mit Fragen rund um den Zyklus beschäftigt, beispielsweise, welche Genres, wie Triosonate oder Arien hat Bach in einzelnen Sätzen der drei Sonaten zum Vorbild genommen, wie könnten Tanzformen in den drei Partiten wirklich hörbar gemacht werden und hat Bach überhaupt geigerisch gedacht? Den Zyklus von seinem angehäuften Bedeutungsberg zu entschlacken, war Christoph Timpes erstes Anliegen. Ich würde sagen, die Substanz ehrlich hörbar zu machen und das inzwischen zur Regel gewordene verschwummerte „genialisch“ irgendwie Drüberhuschen mal wieder durch altmodische Genauigkeit zu ersetzen sein und Auszuspielen durchzieht als Geisteshaltung Timpes Interpretation. Und da wirken selbst auffallend schnelle Tempi nie aufgeregt virtuos oder selbstdarstellerisch. Die Interpretation steht im Dienst der Idee. Die Aufnahme ist bei Coviello Classic (COV 92405) erschienen. Klassifavori hat den Geiger im März bei den Karlsruher Händelfestspielen zufällig in der Kantine getroffen. Und da hat Christoph Timpe seine Herangehensweise erklärt, was Sie in diesem podcast favori nachhören könnten.
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