Ein Prachtweib mit scharfer Zunge und ein bisschen proletarisch! Katrin Wundsam als Lola Blau in Köln!

Pianist/Leo (Rainer Mühlbach), Lola Blau (Katrin Wundsam) Foto: Paul Leclaire
Pianist/Leo (Rainer Mühlbach), Lola Blau (Katrin Wundsam) Foto: Paul Leclaire

(Köln 10. April 2015, Oper Köln am Dom) Ihr erstes Theaterengagement soll sie in Linz bekommen. Erzählt Lola Blau. Und das ist natürlich auf die österreichische Mezzosopranistin Katrin Wundsam gemünzt. Die Hauptdarstellerin des Abends. Zwischen Passau und Linz auf dem Land geboren und man könnte fast sagen durch Zufall auf die Opernbühne geraten – siehe das Interview unten – hat die Wundsam tatsächlich in Linz ihre ersten Engagements bekommen. Die ganze Revue an diesem Abend ist ihr auf den Leib geschneidert. Und natürlich auch dem Pianisten und künstlerischen Leiter Rainer Mühlbach. So kommt der Korrepetitor als Leo aus dem off-Stage der Kölner Bühnen auch mal ins Rampenlicht. Zu recht! Beide nützen die Chance in vollen Zügen aus. Auch wenn es eine kleine Bühne ist, im „rot plüschig“ eingerichteten Varieté des Kölner Opernfoyers. Das reicht der Wundsam, um ihren ganzen Charme auszuleben, im Marlene Dietrich Hosenlook vor oder im schwarzen Glitzermieder und schwarzem Feinstrumpf auf dem Flügel. Die Songs von Georg Kreisler füllt sie aus als fesche Lola, die Männer durchschaut (Die Wahrheit können sie nicht vertragen). Dann tut sie wieder ganz „liab“, bejubelt das Bühnenleben (Im Theater ist was los!) oder verflucht das sexsüchtige easy-going Schauhaus in den USA (Der Herr ist mir fremd), nachdem sie ihr Sternchendasein in vollen Zügen genossen hat (Sex is a wonderful habit). Das Ganze endet in einer Depression (Im Theater ist nichts los). Denn um Glanz und Elend einer Sängerin geht es und ihre Abhängigkeit von Engagements, von Rollen und disponierenden Theaterdirektoren! Den wienerischen Schmäh bedient die Wundsam ebenso überzeugend wie sie eine Lotte Lenya mit Zigarette im Mundwinkel mimt oder eine Ungarin mit Gulasch im Blut. Freilich fragt man sich irgendwann schon, worin der Mehrwert dieser Unterhaltung jenseits der Unterhaltung liegen könnte. Na klar ist das noch aktuell, hat sich das Bühnenleben trotz Gewerkschaftsjahrhundert nicht wirklich verbessert, leben freiberufliche Künstler oder junge Sänger im Ensemble – wie die Wundsam – mit Zweijahresverträgen immer auf dem Sprungbrett. Aber der Witz eines Georg Kreislers ist doch irgendwie antiquitiertes Kabarett. Es kommt auch nicht wirklich eine politische Note herein. Obowohl die Revue die Zeit unmittelbar vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs streift. Aber der Abend funktioniert, weil die Wundsam ihre Revue-Mission mit großem weiblichen Charme bis in die letzte Pore glaubhaft verkörpert und das auf Tuchfühlung zum Publikum. Die beste Vorwerbung für ihr Carmen-Debüt am 23. Mai! Die Lola Blau Abende sind alle ausverkauft! Es passen auch nur geschätzte 200 Besucher ins Varieté!

Seit 2009/10 ist Katrin Wundsam Mitglied im Kölner Opernensemble. 2012 ist sie mit dem Preis der Opernfreunde ausgezeichnet worden. Und im letzten Silvesterkonzert mit dem WDR Sinfonieorchester ist Katrin Wundsam als Solistin engagiert worden. Für Luciano Berios Folk Songs. Und auch da konnte sie ihr schauspielerisches Talent voll einbringen. In diesen 11 Folksongs des Zyklusses von 1964 verlangt Berio nicht nur verschiedene Sprachen, sondern auch italienische und französische Dialekte. Ich hatte die Gelegenheit, vor dem Konzert mit Katrin Wundsam zu sprechen, war auch neugierig darauf, etwas über ihren doch ziemlich ungewöhnlichen Werdegang zu erfahren.
Aber zu aller erst wollte ich wissen, wie sie mit den Dialekten umgegangen ist?

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