Operette arbeitet derzeit mächtig an Ihrem Ruf! Wer in Dortmund in‘s „Weiße Rössl“ einkehrt, wird staunen, wie Operette zum Lachen sein kann. Mit schmissig großartig arrangierten Tanz- und Gesangshits, die alles andere als oberflächlich daher kommen. Weil die Dialoge witzig sind, mit auch tagesaktuellen Pointen wohldosiert umgegangen wird, das Handlungstempo eminent und bestens besetzte Typen ihr Spiel in geschmackvoll geschneiderten Kleidern, Dirndl und Lederhose vor gemalter Bergkulisse treiben, die immer wieder herrlich kitschig anders glüht! Die aufs Korn genommenen Touristen, die in das Salzkammergut und in die Gaststätte zum Weißen Rössl am Wolfgangsee mit Sonderwünschen auflaufen, gibt es „hundertzentig“ noch heute, nur nicht so charmant kreativ gestylt auf die 1920er anspielend wie in Dortmund! (Von Sabine Weber) Mit Alpenglühen und Wolfgangsee! Das „Weiße Rössl“ toppt die NRW-Operettenliga der Saison. Das Dortmunder Opernhaus ist so gut wie ausverkauft, selbst wenn der Fußball ruft! weiterlesen
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Kompetenzgerangel in Dresden! Serge Dorny, der neue Intendant der Dresdner Semperoper ist rausgeworfen worden und hat einen offenen Brief verfasst!
Im September letztes Jahr hat der noch amtierende Intendant der Opéra National de Lyon seine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt. Der gebürtige Belgier sollte ab September diesen Jahres offiziell an der Spitze der großen und prestigeträchtigen deutschen Kulturinstitution, der Sächsische Staatsoper stehen. Aber jetzt stellt sich heraus, dass eine unschönes Kompetenzgerangel im Hintergrund stattgefunden hat, das ausgehandelte Befugnisse und Aufgabengebiete vom zukünftigen Intendanten abziehen sollte. Und mit sofortiger Wirkung hat Kunstministerin Sabine Schorlemer den Vertrag aufgelöst!
Offener Brief von Serge Dorny, 21 Februar 2014
Die Verhandlungen meines Vertrages bis zur letztendlichen Unterzeichnung am 17. September 2013 haben 6 Monate Zeit in Anspruch genommen. Ich wollte mich vollständig darüber versichern, dass ich die notwendigen Umstände und Ressourcen zur Verfügung habe, um mich den Herausforderungen für die Gestaltung der Zukunft der Semperoper stellen zu können: Ein künstlerisches Konzept im Einklang mit der Institution unter Berücksichtigung aller in ihr enthaltenen Sparten (Oper, Konzert und Ballett) zu verwirklichen, die Semperoper weiter in der Stadt Dresden zu verwurzeln durch eine Öffnung für ein vielfältiges Publikum, und deren führende Rolle unter den deutschen und europäischen Bühnen zurückzugewinnen.
Der lange Zeitraum der Verhandlungen hätte mich alarmieren sollen.
Bereits im Vorfeld meiner Zusage zum angebotenen Vertrag habe ich mich intensiv darum bemüht in Erfahrung zu bringen, wie die Kompetenzen unter den Entscheidungsträgern der Institution verteilt sind und hier im speziellen die Aufgabengebiete des Chefdirigenten der Dresdner Staatskapelle, Christian Thielemann. Leider sind mir diese essentiellen Informationen trotz mehrfacher Nachfrage seit dem Sommer 2013 nur sehr sporadisch und wie ich im Nachhinein feststellen musste, sehr rudimentär durch die öffentlichen Vertreter zur Verfügung gestellt worden.
Erst nach meiner Nominierung und während der beginnenden Arbeit und der Vorbereitung auf die kommenden Spielzeiten musste ich entdecken, dass verschiedene entscheidungstragende Kompetenzen, die laut Vertragsstatus im Bereich des Intendanten liegen, ebenfalls auf die Position des Chefdirigenten entfielen, was in der Konsequenz und im Extremfall zu einem kompletten Stillstand der zu fällenden Entscheidungen führen könnte.
Ich habe die Ministerin seit November von diesem Umstand unterrichtet und sie um Lösung dieses Problems ersucht, ohne irgendeine konkrete Antwort darauf erhalten zu haben.
Zur selben Zeit musste ich feststellen, dass Christian Thielemann nicht gewillt ist, an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten, sondern allein auf seine Unabhängigkeit und die der Staatskapelle bedacht ist zum Nachteil der Gesamtheit der Aktivitäten der Semperoper. Die Sächsische Staatskapelle – außerhalb jeglicher Diskussion auf künstlerischem Gebiet – ist in den letzten Jahren aufgrund ihres Verhaltens zu einem Hemmnis der Entwicklung der Semperoper geworden. Der Artikel aus DIE ZEIT vom 5. Januar 2010 beschreibt, dass die Situation keine neue ist. Die öffentliche Hand bevorzugt es, diese Realität zu ignorieren.
Die Staatskapelle und Christian Thielemann sollten die Renaissance der Semperoper in vorderster Linie anführen, sich für die Interessen der Gesamtheit der Institution einsetzen und mit Stolz und ungezwungen das Leben der Semperoper bereichern. Dies ist leider nicht der Fall.
Meines Erachtens hat gerade der Mangel an Transparenz und Präzision der durch Frau Ministerin von Schorlemer zur Verfügung gestellten Informationen in diese betrübliche Situation geführt. Wäre ich von Anfang an in vollem Masse über die
gegebenen Verhältnisse informiert gewesen, hätte ich das Angebot von Frau von Schorlemer ablehnen müssen.
Ihre fehlende politische Courage und Weitsicht und ihre heutige Entscheidung – die Einzige, die sie seit meiner Vertragsunterzeichnung getroffen hat – sind der Beweis.
Die Leidtragende ist in erster Linie die Semperoper selbst.
Seit meiner Ankunft in Dresden konnte ich mit einem hochkompetenten, motivierten Team zusammenarbeiten, welches sich leidenschaftlich für die Semperoper einsetzt, um ihren angestammten führenden Platz unter den deutschen und europäischen Bühnen zurückzugewinnen. Die Projekte, die ich mit ihnen entwickelt habe, hätte ich nicht gegen und schon gar nicht ohne Christian Thielemann verwirklichen können und wollen und auch nicht ohne das Verständnis und die Unterstützung der Politik.
Die Semperoper und ihr gesamtes Personal verdienen es, ernst genommen zu werden. Sie besitzen ein riesiges Potential und sind voller Hoffnung.
Frau Schorlemer hat sich entschieden.