
Der Dreißigjährige Krieg, auf den sich diese zumeist in Norddeutschland entstandenen musikalische Bitten beziehen, ist längst ad acta. Und doch sind die Friedenswünsche aktueller denn je! Gambistin Simone Eckert und ihr Ensemble Hamburger Ratsmusik füllten die Sankt Aposteln Kirche am Tag vier des Romanischen Sommers vor allem mit exquisiter Ensemblemusik aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert. (Von Sabine Weber)
(26. Juni 2025, Sankt Aposteln, Köln) Die Programme von Simone Eckert sind immer wohl durchdacht und dramaturgisch fein abgestimmt. Zwei Violinen, für die erkrankte 2. Violinistin sprang kurzfristig Bettina von Dombois ein, Viola da gamba, Theorbe und Orgelpositiv begleiteten hier die von Magdalena Harers gesungenen Friedensbitten akkurat und musikalische immer auf den Punkt. Die Violinen gerierten sich oftmals in Terzenparallelen, wie sie auch Johann Philipp Krieger in seinen Triosonaten gern anwendete. In seine Psalmvertonung Es stehe Gott auf, dass seine Feinde zerstreuet werden, unterstreicht Krieger mit Koloraturen Wörter wie „Feinde“ oder „hassen“. Die Moral am Ende wird rezitativisch nur mit Theorbe und Orgel begleitet intoniert. Die Abtrünnigen, sprich Kriegslüsternen „bleiben in der Dürre“. Alleluja!
Ein frommer Wunsch
Ein frommer Wunsch. „Friede, Friede, Fried“ fordert dann Erasmus Kindermann. Und der Friede bröckelt aktuell durch derzeit sich furchtbar ausweitende Kriege wieder mal oder noch immer. Mit dem Hymnus Verleih‘ uns Frieden gnädiglich zog Magdalene Harer von hinten zum Altar ein, um im folgenden strophischen Lied von Sigmund Theophil Staden auf einen Text von Johann Rist die Übel des Krieges in aller Deutlichkeit aufzuzählen. „Krieg nimmt das Blut, raubt Ehr und Gut…“ Was nutzen Siege, wenn die Städte zerstört sind. Eindrücklicher könnten Friedensseuffzer auch heute nich formuliert werden. Die Hamburger Ratsmusik ist auf diese Musik spezialisiert. Sie ist ja auch zum Teil in und für Hamburg, jedenfalls im Norden entstanden. Ein bisschen Battaglia-Freuden mit Schlachtenlärm gönnte man sich auch, aber nur instrumental, wie in der Pavana del povero soldato von Moritz Landgraf von Hessen oder Michael Praetorius‘ Courante de la Guerre.
Zwei solistische Gambenstücke
Simone Eckert spielte Tobias Humes A Souldiers Resolution aus dessen Musical Humors. Dazu gehören Trompetenfanfaren und Trommellärm. Denn der Soldat zieht in die Schlacht und nach gehörigem Durcheinander wieder ab. Gott sei Dank außer Truppenaufzug nichts gewesen. Ulrich Wedemeier schnallte sein Instrument ab und las dazu die Überschriften des Notentextes vor. Im Gambensolo Verleih‘ uns Frieden von Karsten Gundermann (*1966) variierte Simone Eckert die Melodie des gleichnamigen Chorals und fügte wirkungsvoll Klanggesten zwischen originale Melodiemotive ein. Eine Triosonate von Johann Philipp Krieger war ein weiterer instrumentaler Höhepunkt. Die eine Stunde verging wie im Fluge und ließ einmal mehr hören, wie weise musikalische Ratschläge sein könnten, würden sie gehört. Zustimmender Applaus aus dem Publikum. Wenn die Musik es doch richten dürfte, vor allem so großartig gespielte Musik. Der Tag vier des Romanischen Sommers fand also einen überzeugenden Abschluss. Heute, Freitag, steht die Romanische Nacht an. Und muss leider mit der Uraufführung von Philippe Manourys Oper Die letzten Tage der Menschheit an der Kölner Oper konkurrieren.