Die Ankunft in der Bochumer Jahrhunderthalle stimmt nicht mehr so euphorisch wie früher: Kreisverkehr, Leitsystem, Parkhaus, gläserne Vorbauüberdachung: die einstige Industriebrache ist für den Kulturbetrieb zivilisiert worden. Früher wurde die Halle mal durch matschige Wegstrecken im Gelände, gefühltes Revier, erreicht. Das waren noch Zeiten. Die unschöne Abservierung des Intendantenteams Stefanie Carp/ Christoph Marthaler durch Antisemitismus-Vorwürfe seitens der Landesregierung ist auch noch nicht vergessen. Die Vorwürfe erwiesen sich damals als überzogen. Das NRW-Ministerium von Pfeiffer-Poensgen führte dann eben Corona als Grund für die Absage einer gesamten Spielzeit an, die Salzburger und Bayreuther Festspiele mit deutlich kleineren Spielstätten fanden statt. Die nachfolgende Intendanz von Barbara Frey blieb wohl nicht ohne Grund experimentierfrei und flach.
Jetzt also ein neuer Anlauf mit dem belgischen Regisseur Ivo van Hove und gleich zwei Musiktheaterpremieren am Eröffnungswochenende: Philip Venables „The Faggots and Their Friends Between Revolutions“ für 15 Multitasking-Sänger-Schauspieler-Tänzer-Improvisateure nach einer queeren Hippie-Vorlage aus den 70ern. Und Filmstar Sandra Hüller als Interpretin von PJ Harvey, einer Songwriterin, aus deren Werk Ivo van Hove einen Ablauf konstruiert und unter dem Titel „I Want Absolute Beauty“ in Szene gesetzt hat. (Von Sabine Weber) RT24: Philipp Venables „Faggots …“ und Sandra Hüller als Pop-Rock-Star einer One-Woman-Show eröffnen die Ruhrtriennale 24 weiterlesen