Neu-Zeit für das Gürzenich-Orchester und die klassische Musik in Köln!

Der Chef François-Xavier Roth in seiner neuen Residenz! Foto: Martina Govert
Der Chef François-Xavier Roth in seiner neuen Residenz! Foto: Martina Govert

Der neue Kölner GMD heißt François-Xavier Roth und verrät in einer Pressekonferenz, was er in der kommenden Konzertsaison vorhat! Von (Von Sabine Weber)

(22. April 2015, Foyer Kölner Philharmonie) Die Kölner Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach lächelt. Und auch der geschäftsführende Direktor des Gürzenich-Orchesters Patrick Schmeing. Der Mann, der neben ihnen sitzt, ist ein Hautpgewinn! Nicht nur für das Orchester. Auch für Köln! Er wird als Generalmusikdirektor (GMD) ja auch die Oper in eine neue Ära führen. François-Xavier Roth springt auf! Bei ihm ist eine Menge Energie im Spiel! Für diese Pressekonferenz im Foyer der Kölner Philharmonie ist ihm vorsorglich ein Halsband-Mikrofon umgelegt worden. Und mit Charme spielt er sein mehr als französisch eingefärbtes Deutsch aus. „Danke schön, chère Süsann… Herzlich Willkommen, darf ich jetzt sagen! Ich bin sehr bewegt, die erste Arbeitszeit anzukündigen…“ Und schon wird er ernst. Zeichen will er setzen. An die Geschichte des Orchesters erinnern mit Werken, die es uraufgeführt hat. Und damit zeigen, dass er sich auf seine neue Wirkungsstätte einlassen will! Nicht nur Richard Strauss’ oft gespieltes Tonpoem Till Eulenspiegel, sondern auch Bartoks Der Wunderbare Mandarin als Suite will er zu Gehör bringen. Die Referenz an die Kölner Oper, wenn das Stück in der Adenauer-Ära auch einen handfesten Skandal entfesselt hat, hört die Crew um Opernintendantin Birgit Meier sicherlich gern. Das Opernteam ist bei diesem Auftritt anwesend und von François-Xavier Roth auch explizit begrüßt worden. Der neue Kölner-Franzose setzt auf diplomatische Zusammenarbeit! Und FXR – wie er sich in der neuen Jahresübersicht nennt – liebt es, in Konzerten Bekanntes mit radikal Neuem zu konfrontieren. Sein Statement im ersten Abokonzert gilt dem seiner Meinung nach wichtigsten noch lebenden Komponisten Pierre Boulez. Notation trifft auf die Kammersinfonie von Schönberg und Bruckners Romantische 4. Sinfonie. Orte in Köln will er musikalisch entdecken. Die Frage nach Kirche und Gott mittels drei so unterschiedlicher französischer Komponisten wie Messiaen, Poulenc und Faurés berühmten Requiem im Kölner Dom aufwerfen. Wo das “City live” Experiment stattfindet ist noch nicht ausgemacht. Das Orchester verschlankt sich dann zu einem Kammerorchester und trifft auf Laptop-, Synthesizer- und Computermusiker der Kölner Szene. Musikmachen darf für Roth nie etwas mit „!musealer Kunst“ zu tun haben (siehe Interview weiter unten). Aber Musik ins Museum will er schon bringen. Ein Konzert leitet er im Museum Ludwig im Rahmen einer Fernand Léger Ausstellung. Georges Antheils Ballet mécanique wird dann vom Orchester wahrscheinlich erstmals gespielt werden! Berlioz und seine Generation ist im Oktober in den Philharmoniekonzerten ein Aufmacher. Denn mit dessen Oper Benvenuto Cellini will François-Xavier Roth das fertig sanierte Opernhaus im November eröffnen. „Sprechen sie Cellini nur ja französisch ‘Sellini’ aus!“ Franzosen spielen eine wichtige programmatische Rolle in Roths erster Spielzeit. Da Vorgänger Markus Stenz eher anglophil ausgerichtet war, ist das ein guter Ausgleich. Populäres wie Ravels Ma mère l’oye und dessen Klavierkonzert in G-dur füllen ein Abokonzert. Aber auch ein neues Werk von Philippe Manoury hat er bestellt. Das hat sich Roth von seinem Landsmann für seine erste Spielzeit gewünscht. Ein Werk, das auf das spezielle Kölner Orchester und seinen besonderen Konzertsaal eingehen soll. Debüts junger Künstler und Dirigenten wird es beim Gürzenich-Orchester geben. Pianist Steven Osborne, Dirigent Louis Langrée gehören dazu. Aber auch unbekannte Namen wie Pablo González tauchen auf. Oder Jean-Fréderic Neuburger, ein junger französischer Dirigent und Komponist, der wie er ein eigenes Orchester für spezielle Projekte gegründet hat. „Ein Genie…„ ein Mozart dieser Zeit!“ schwärmt Roth. Das alles macht neugierig! Erster Gastdirigent James Gaffigan und Ehrendirigent Dmitri Kitaenko werden auch wieder vor dem Orchester stehen. Vermissen wird der ein oder andere vielleicht die CD nach dem Konzert zum Mitnehmen. An die Stelle des GO-Live-Projekts tritt ein neues Online-Projekt, so Patrick Schmeing, das Konzerte im Internet zur Verfügung stellen will. Eine digital concert hall? Man darf auch diesbezüglich gespannt sein!
Detaillierte Informationen unter www.guerzenich-orchester.de/konzerte/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.