Archiv der Kategorie: Oper

Stefan Herheim inszeniert Alban Bergs Wozzeck an der Oper am Rhein als Rückblende in den letzten Minuten einer Hinrichtung

Matthias Klink (Hauptmann), Thorsten Grümbel (1. Handwerksbursch), Dmitri Vargin (2. Handwerksbursch), Bo Skovhus (Wozzeck), Florian Simson (Der Narr), Corby Welch (Tambourmajor), Sami Luttinen (Doktor). Im Hintergrund: Statisten der Deutschen Oper am Rhein © Karl Forster
Matthias Klink (Hauptmann), Thorsten Grümbel (1. Handwerksbursch), Dmitri Vargin (2. Handwerksbursch), Bo Skovhus (Wozzeck), Florian Simson (Der Narr), Corby Welch (Tambourmajor), Sami Luttinen (Doktor). Im Hintergrund: Statisten der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Karl Forster

Der US amerikanische Schriftsteller Ambroce Bierce hat in seiner short story „An Occurence at Owl Creek Bridge“ 1890 erstmals diesen Kunstgriff literarisch geprägt. Was passiert im Moment der Hinrichtung im Kopf des Delinquenten? Sein Leben wird in den letzten Minuten heraufbeschworen. Ein grausamer Moment im Hier und Jetzt wird zum Katalysator einer Leidensgeschichte im sozialen Abseits. Ein Schicksal, das von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist und in dieser Inszenierung mit aller Härte die Zuschauer zu einer Stellungnahme herausfordert. (Von Sabine Weber) Stefan Herheim inszeniert Alban Bergs Wozzeck an der Oper am Rhein als Rückblende in den letzten Minuten einer Hinrichtung weiterlesen

Mit Richard Wagners Tannhäuser eröffnet Köln die Opern-Saison

Bild: David Pomeroy (Tannhäuser) und Dalia Schaechter (Venus), die auf die heilige Maria blickt. © Bernd Uhlig
Bild: David Pomeroy (Tannhäuser) und Dalia Schaechter (Venus), die auf die heilige Maria blickt.
Foto: Bernd Uhlig

Das Pilgerlied, überhaupt, Melodien schwirren einem noch Tage später durch den Kopf. Wagners Tannhäuser ist voll davon. Mit so eindringlicher Intensität, vor allem im kammermusikalisch Leisen vom Gürzenich-Orchester begleitet, dass die Musik zum nachhaltigen Ereignis wird!
(Von Sabine Weber) Mit Richard Wagners Tannhäuser eröffnet Köln die Opern-Saison weiterlesen

Elektro rein – Elektro raus – hilflos im Elektro! Philippe Manourys Anti-Atom-Oper “Kein Licht” nach Elfriede Jelinek feiert ihre Uraufführung bei der Ruhrtriennale

Schauspieler Caroline Peters und Niels Bormann inmitten der Katastrophe. Foto: Caroline Seidel/ Ruhrtriennale 2017
Schauspieler Caroline Peters und Niels Bormann inmitten der Katastrophe. Fotos auf dieser Seite: Caroline Seidel/ Ruhrtriennale 2017

Wie bei Elfriede Jelineks Baukatastrophentrilogie “Das Werk/ Im Bus/ Ein Sturz”, das Karin Beier 2010 im Kölner Schauspielhaus inszeniert hat, steht am Schluss auch die Bühne in der Gebläsehalle in Duisburg-Meiderich unter Wasser. Elektro rein – Elektro raus – hilflos im Elektro! Philippe Manourys Anti-Atom-Oper “Kein Licht” nach Elfriede Jelinek feiert ihre Uraufführung bei der Ruhrtriennale weiterlesen

Was für ein Zirkus, welch eine Show! Das Musical Evita von Andrew Lloyd Webber boomt in Bonn!

THEATER BONN: EVITA
Das Jesus Christ Superstar – Motiv tönt sofort im Kopf, wenn der Name Lloyd Webber fällt. Sein Musical Evita ist dennoch ein noch größerer Welterfolg geworden. Don’t cry for me Argentina, wer kennt nicht diesen Hit? Bei diesen beiden Musicals war Textdichter Tom Rice ein kongenialer Mitstreiter. Aber der Kunstgriff, Che Guevara als Conferencier in dieser Glanz-Show einzsetzen, das irritiert doch sehr. Zumindest den- oder diejenige, die in Buenos Aires oder Havanna mitbekommen hat, wie der Revolutionsheld dort verehrt wird. (Sabine Weber) Was für ein Zirkus, welch eine Show! Das Musical Evita von Andrew Lloyd Webber boomt in Bonn! weiterlesen

Tristan und Isolde von Richard Wagner – die letzte Vorstellung im Theater im Revier in Gelsenkirchen mit Wonnen voller Tücken!

Sternenlicht in der Liebesnacht mit steinernem Vollmond Foto: Forster
Sternenlicht in der Liebesnacht mit steinernem Vollmond. Foto: Forster

Von der ersten Minute an ein ewiges und mörderisches „zu spät“! Zu spät gewusst, zu spät geliebt, zu spät für die Rettung! Dreieinhalb Stunden braucht es dennoch für den finalen Liebestod. Seit dem Tod des Uraufführungs-Tristan Ludwig Schnorr von Carolsfeld unmittelbar nach der Münchener Aufführung gilt die Partie des Tristan auch noch als mörderisch. Aber im Ruhrgebiet gibt es eine bewährte Wagner-Connection. Der Bayreuth-erfahrene Wagner-Tenor Torsten Kerl aus Gelsenkirchen durch- und überlebt das Mörderische souverän und läuft für das Theater im Revier ein letztes Mal in dieser Spielzeit zu großer Form auf. Yamina Maamar, aus den vergangenen Spielzeiten eine hier bekannte Stimme, ist eine stimmlich ebenbürtige Isolde.
(Sabine Weber) Tristan und Isolde von Richard Wagner – die letzte Vorstellung im Theater im Revier in Gelsenkirchen mit Wonnen voller Tücken! weiterlesen

Pop, Wissenschaft, Musiktheater! Philip Glass, Einstein on the Beach als futuristische Lichtshow an der Dortmunder Oper!

Andreas Beck, ChorWerk Ruhr, Raafat Daboul als Hirn Foto: ©Thomas Jauk
Andreas Beck, ChorWerk Ruhr, Raafat Daboul als Hirn. Foto: Thomas Jauk

Andy Warhol hat seinen Einstein. Philip Glass hat auch seit 1976 seinen Einstein. Zusammen mit Robert Wilson, der die Texte zu ihrem gemeinsamen Theaterprojekt Einstein on the Beach zusammengestellt hat. Einstein redet nicht, Einstein geigt, was das Zeugs hält! In Dortmund wurden die viereinhalb Stunden Dauer auf dreieinhalb gekürzt. Gefehlt hat nichts, außer den Loungesesseln, in die man sich bei den im Raum schwebenden tranceartigen Dauer-Patterns hätte zurückfallen lassen können und die Bedienung. Guten Flug wünscht uns das Dortmunder Opernteam auch per Anzeige. Der Trip mit Farben, Bilder und dMusik ist jedenfalls hinreißend. Richtig 70er Jahre Pop! (Sabine Weber) Pop, Wissenschaft, Musiktheater! Philip Glass, Einstein on the Beach als futuristische Lichtshow an der Dortmunder Oper! weiterlesen

Ganz großes Kino! Lydia Steier inszeniert für die Oper Köln Giacomo Puccinis Turandot und landet einen Coup!

Turandot, Catherine Foster, stellt die Rätsel und Martin Muehle, Calaf, hört zu!  Foto: Bernd Uhlig
Turandot, Catherine Foster, stellt die Rätsel und Martin Muehle, Calaf, hört zu!
Foto: Bernd Uhlig

Am Ende poppt natürlich die Frage auf! Puccini hat seine letzte Oper Turandot ja nicht vollendet. Und die Finallösung von Franco Alfani lässt die Liebe in einem Schlusschor pompös siegen. Wie den plötzlichen Wandel der Männerhassenden Turandot in eine sich der Liebe unterwerfenden zahmen Gefährtin verkaufen? Er ist so unglaubwürdig, wie nur Kino sein kann. Wenn sich Calaf und Turandot im Kölner Staatenhaus küssen und umarmen, leuchten die Kinoletter orange grell über der Szene. Und während eine geläuterte Turandot im Marlene Dietrich-Outfit sich dem Volk zuwendet und Glückwünsche entgegen nimmt, unterschreibt Calaf sein nächstes Filmengagement. (Von Sabine Weber) Ganz großes Kino! Lydia Steier inszeniert für die Oper Köln Giacomo Puccinis Turandot und landet einen Coup! weiterlesen

Eine US amerikanische Passion? John Adams „The Gospel According to the other Mary” im Theater Bonn. Peter Sellars hat Regie geführt

In der Wüste. Das Evangelium der anderen Maria von John Adams. Foto: Oper Bonn In der Wüste. Das Evangelium der anderen Maria von John Adams. Foto: Theater Bonn
Passionszeit! Da entdecken die Großen jenseits des Teichs ihre heimliche Spiritualität. Erinnern Sie sich noch an Mel Gibsons filmische Passion Christi? Kreuzigung „so echt brutal“! Der US amerikanischen Regisseur Peter Sellars hat sich wie einst Mauricio Kagel für seine Sankt Bachpassion lieber vom großen Bachs inspirieren lassen. Die meisten Arien in der Matthäuspassion hätte Bach dem Alt, also Maria Magdalena, zugeordnet. Und so ist Maria Magdalena auch Sellars zentrale Figur. Neben Martha. Die Frauen stehen im Zentrum! Eine US amerikanische Passion? John Adams „The Gospel According to the other Mary” im Theater Bonn. Peter Sellars hat Regie geführt weiterlesen

Zum Making-of eines Re-Makes. Die Opéra de Lyon recycelt drei deutsche Opern-Regiearbeiten aus den 1980ern und 90ern.

Elektra auf dem Sprungturm. Das Bühnenbild einer spektakulären Inszenierung von 1986 Foto: Stofleth
Elektra auf dem Sprungturm. Das Bühnenbild einer spektakulären Inszenierung von 1986. Foto: Stofleth

Ein Sprungturm im Schwimmbad und darunter das Orchester ? Ein wirklich spektakuläres Bühnenbild. Und schon 31 Jahre alt! Es stammt aus der Semperoper. 1986 spielte dort Richard Strauss’ Elektra inszeniert von Ruth Berghaus. Eine legendäre Inszenierung, die die Opéra de Lyon auf ihrem aktuellen Opernfestival rekonstruier. (Von Sabine Weber)

(7. März bis 5. April 2017, Opéra de Lyon). Für die Rekonstruktion wurden keine Mühen gescheut, wie Robert Körner berichtet. Als Directeur de la production artistique zieht er so ziemlich alle künstlerischen Register im Hintergrund. Mémoires ist das Festival überschrieben. Erinnerungen! Und da liegt es nahe, den Orchesterchef Hartmut Haenchen nach seinen Erinnerungen zu befragen. Er hat nämlich schon 1986 für die Dresdner Premiere, nein, nicht im Orchestergraben, sondern auf der Bühne gestanden. In der gerade wieder neu eröffneten Semperoper… (Die Fragen stellt Sabine Weber) Zum Making-of eines Re-Makes. Die Opéra de Lyon recycelt drei deutsche Opern-Regiearbeiten aus den 1980ern und 90ern. weiterlesen

Schicksal trifft auf Staatsmacht. Gian Carlo Menottis Der Konsul bringt am Großen Haus in Mönchengladbach das menschliche Leid von Asylbewerbern nahe

Die Macht der Staatlichen Bürokratie. Jana Bartolova und Izabela Matula als Sekretärin und Magda Sorel in Gian Carlo Menottis Der Konsul. Foto: Stutte, Krefeld
Die Macht der Staatlichen Bürokratie. Jana Bartolova und Izabela Matula als Sekretärin und Magda Sorel in Gian Carlo Menottis Der Konsul. Foto: Stutte, Krefeld

Die Realität hat die Neuproduktion in Mönchengladbach unverhofft eingeholt. Das Dekret der US-Regierung, muslimischen Staatsbürgern vorläufig die Einreise zu verweigern, bezieht sich auf ein restriktives Einwanderungsgesetz der McCarthy-Ära. Genau in diesem zeitlichen Umfeld entsteht Gian Carlo Menottis Der Konsul. Staatsbürger aus sieben Ländern könnte in den US amerikanischen Konsulaten also blühen, was Magda Sorel derzeit auf der Bühne in Mönchengladbach erlebt. Das sollten wir alle miterleben, um zu verstehen, um was es geht!
(Von Sabine Weber) Schicksal trifft auf Staatsmacht. Gian Carlo Menottis Der Konsul bringt am Großen Haus in Mönchengladbach das menschliche Leid von Asylbewerbern nahe weiterlesen