Archiv der Kategorie: Festivalberichte

Ingo Metzmacher gelingt mit Nonos „Intolleranza“ in Salzburg der Spagat zwischen höchster Brutalität und berückender Schönheit

Nach einem wunderbaren Liederabend mit dem französischen Tenor Benjamin Bernheim mit Liedern von Ernest Chausson, Clara Schumann und Johannes Brahms in perfekter deutscher Diktion, feinstem Benjamin Britten und den Zugaben-Perlen mit Strauss‘ Morgen sowie der ungemein differenziert gestalteten großen Arie des Werther aus dem 3. Akt der gleichnamigen Oper von Jules Massenet, die das Publikum im Haus für Mozart zu Ovationen hinreißen, wetterleuchtet und donnert es gewaltig über Salzburg. Heftiger Regen setzt ein. Um 20 Uhr beginnen dann im wieder traumhaft sanften Abendlicht die Glocken aller Salzburger Kirchen samt Dom zu Mariä Himmelfahrt vielstimmig zu läuten – kurz vor der Premiere von Luigi Nonos Intolleranza: was für ein „Theatrum Mundi“ in der katholischen Erzbischofs-Stadt! (Von Klaus Kalchschmid) Ingo Metzmacher gelingt mit Nonos „Intolleranza“ in Salzburg der Spagat zwischen höchster Brutalität und berückender Schönheit weiterlesen

RT_21: Barbara Frey eröffnet ihre neue Ruhrtriennale-Intendanz und spielt fantastisches und bürgerliches Grauen aus: mit Poes „The Fall of the House of Usher“ und Neuwirths „Bählamms Fest“

Böse Ahnungen, die Urängste wachrufen, Schockstarre auslösen: Edgar Allen Poe spielt in seinen Geschichten vor allem mit unserer Schauder-behafteten Vorstellungskraft. Die wurde bei der Eröffnungspremiere des Schauspiels „The Fall of the House of Usher“ in der Regie von Barbara Frey leider nicht herausgefordert. Olga Neuwirth klemmt in ihrem Musiktheater „Bählamms Fest“ nach einem Drama von Leonora Carrington Familienhorror in vier Wände ein. Die Regie des Dubliner Duos Dead Center sprengt die Wände eines Einfamilienhauses und deckt bunt, blutig bis trashig-grotesk Missbrauch an Mensch und Tier auf! (Von Sabine Weber) RT_21: Barbara Frey eröffnet ihre neue Ruhrtriennale-Intendanz und spielt fantastisches und bürgerliches Grauen aus: mit Poes „The Fall of the House of Usher“ und Neuwirths „Bählamms Fest“ weiterlesen

ZAMUS: early music festival. Sequentia mit apokalyptischen Liedern aus Klöstern

Es hätte kein besserer Raum sein können als die romanische Basilika Sankt Gereon mit Gott-als-Richter des Jüngsten Gerichts im Chor-Fresko. Ensemble Sequentia stellt Endzeitfragmente vor. Wie detailliert Mönche in Fulda, Alkuin, der Musikchef Karls des Großen, oder Otfrid von Weißenburg im Elsass das Ende der Zeiten ausgemalt haben und Endzeitstimmung verbreiten, erstaunt. Benjamin Bagby und seine Mitstreiterin Jasmina Črnčič tragen die Texte mit Mimik und Gestik, trotz Leier in der Hand, so lebhaft vor, dass einem vor dem Weltgericht bange werden konnte. Norbert Rodenkirchen auf mittelalterlichen Flöten in pythagoreischer Stimmung oder Ian Harrison auf einer trompeten-ähnlichen Olifant-Nachbildung unterstützen atmosphärisch. (Von Sabine Weber) ZAMUS: early music festival. Sequentia mit apokalyptischen Liedern aus Klöstern weiterlesen

ZAMUS: early music festival. Graindelavoix expressiv – Ars Choralis Coeln weiblich-mystisch

Philippe de Monte aus Mechelen ist vergessen. Weil er stur an verworrener Polyphonie festhielt obwohl der Trend längst auf transparente Textausdeutung setzte? Polyphonie und Expressivität am Text sind kein Widerspruch, das haben Björn Schmelzer und sein in Brüssel beheimatetes Ensemble Graindelavoix in 8stimmiger Besetzung, plus zwei Lauteninstrumente und einem Zinkspieler hören lassen. Ars Choralis Coeln unter Maria Jonas bezaubert im Folgekonzert mit neomittelalterlicher Damenmystik und ehrt die Kirchenheilige am Platz. (Von Sabine Weber) ZAMUS: early music festival. Graindelavoix expressiv – Ars Choralis Coeln weiblich-mystisch weiterlesen

ZAMUS: early music festival. Stummfilm mit live-Cembalo-Musik und Händels “Esther” auf Hebräisch

Zur Halbzeit zeigt das ZAMUS-Festival Jean Epsteins legendären Stummfilm „The Fall of the House of Usher“ von 1928 zu improvisierter Cembalomusik und Händels Oratorium “Esther” in Hebräischer Sprache. (Von Sabine Webert) ZAMUS: early music festival. Stummfilm mit live-Cembalo-Musik und Händels “Esther” auf Hebräisch weiterlesen

ZAMUS: early music festival. Ustvolskajas Klarinettentrio zwischen französischen Cembalopiècen und frühbarocke Violinsonaten betanzt

Suna Cönca tanzt neben CordArte. Foto: Ira Givol

Die klassizistische Trinitatiskirche ist im Inneren hell. Ein strahlender Ort für die beiden Konzerte am dritten Abend des ZAMUS: early music festivals in Köln. Den Kirchenraum erklärte die Sankt Petersburger Komponistin Galina Ustvolskaja zudem für den geeigneten Aufführungsort ihrer Musik. Ihr Klarinettentrio steht im Zentrum des ersten Konzerts von NeoBarock. Auch frühbarocke Violinsonaten und Viola-bastarda-Diminutionen sind hier trotz Hall von jedem Platz aus doch gut zu verfolgen. CordArte musste sich allerdings an die Seite drücken, weil eine Tänzerin Platz beanspruchte. (Von Sabine Weber) ZAMUS: early music festival. Ustvolskajas Klarinettentrio zwischen französischen Cembalopiècen und frühbarocke Violinsonaten betanzt weiterlesen

À la carte. Das ZAMUS: early music festival in Köln ist eröffnet!

Das Cölner Barockorchester, Kai Wessel und am Bühnenrand Helene Grass. Foto: Sonja Werner

„Das erste Festival in NRW nach dem zweiten Lockdown ist eröffnet!“ Ira Givol, künstlerischer Leiter des ZAMUS: early music festivals in Köln, begrüßt das Publikum und bekommt Spontanapplaus! 60 Gäste sind in der Konzertscheune des Bürgerzentrums Altenberger Hof in Köln-Nippes zugelassen. Jeder hält eine kleine Menükarte mit persönlicher Á-la-carte-Nummer in der Hand. Aus einem Kochtopf werden Nummern gezogen, und wer diese Nummer auf seiner Karte hat, darf auf Zuruf wünschen! Aperol, Vitello Tonnato oder Ente in Pflaumenjus. Und das Cölner Barockorchester mit Countertenor Kai Wessel legt los. (Von Sabine Weber) À la carte. Das ZAMUS: early music festival in Köln ist eröffnet! weiterlesen

Opulent und alle Sinne betörend: Porporas „Carlo il Calvo“ eröffnet Bayreuth Baroque im Markgräflichen Opernhaus ungekürzt über fünf Stunden mit Pausen! Fantastische Sänger und eine brillante Regie begeistern!

(Foto: Falk von Traubenberg) Ein Duett der Liebenden aus verfeindeten Lagern, wunderbar zart und erotisch gesungen und sexy gespielt von Countertenor Franco Fagioli und Sopranistin Julia Lezhneva ist die schönste und ergreifendste Nummer der ganzen Oper. Danach minutenlanger Applaus eines Publikums, das jeden Moment dieser fünf Stunden im erst vor kurzem nach umfangreicher Restaurierung wieder eröffneten Markgräflichen Opernhaus aus tiefstem Herzen und mit allen Sinnen genossen hat. (Von Klaus Kalchschmid) Opulent und alle Sinne betörend: Porporas „Carlo il Calvo“ eröffnet Bayreuth Baroque im Markgräflichen Opernhaus ungekürzt über fünf Stunden mit Pausen! Fantastische Sänger und eine brillante Regie begeistern! weiterlesen

Das Festival Felix Original.Klang.Köln. macht am 3. Tag mit 11 Veranstaltung rund um die Kölner Philharmonie mobil. Das Finale am 4. Tag mit L‘Arpeggiata alla napoletana endet im Wahnsinn!

Christina Pluhar und ihr Ensemble L‘Arpeggiata sorgen wie zu erwarten für schwungvolles Theater – dieses Mal alla napoletana mit gespieltem Wahnsinn! Die Saison-Eröffnung der Kölner Philharmonie mit dem Festival Felix Original.Klang.Köln. wird fulminant abgerundet. Dass in Corona-Zeiten musikalische Veranstaltungen überhaupt mit so einer Schlagzahl stattfinden können, hat die Kölner Philharmonie in diesem mutigen Vorstoß bewiesen. Und das Kölner Publikum hat mitgespielt und die Sicherheits-Regeln folgsam beachtet! (Von Sabine Weber) Das Festival Felix Original.Klang.Köln. macht am 3. Tag mit 11 Veranstaltung rund um die Kölner Philharmonie mobil. Das Finale am 4. Tag mit L‘Arpeggiata alla napoletana endet im Wahnsinn! weiterlesen

Das Festival Felix Original. Klang. Köln. am zweiten Tag mit Dorothee Oberlinger und einem hinreißenden Scarlatti-Abend, den Roberta Mameli und Xavier Sabata zu einem Wechselbad der Gefühle werden lassen. Davor Pergolesis Stabat Mater mit dem Freiburger BarockConsort!

Felix lockt an diesem zweiten Tag erst in die herrliche Kölner Kirche Sankt Mariä Himmelfahrt. Keine romanische, eine barocke Kirche,

Foto: Sabine Weber

die im Zuge der Gegenreformation mit Zitaten der katholischen Kirchenbaugeschichte, einem gotischen Netzgewölbe und ebenso gotisch-spitzbogigen Seitenarkaden ausgestattet wurde. Und unter goldverzierten Mariendarstellungen mit herrlich theatraler Gestik, und einer„Stabat mater“-Darstellung im linken Seitenaltar, vor dem wir saßen, wirkte Pergolesis berühmtes Werk geradezu hypnotisch! (Von Sabine Weber)
Das Festival Felix Original. Klang. Köln. am zweiten Tag mit Dorothee Oberlinger und einem hinreißenden Scarlatti-Abend, den Roberta Mameli und Xavier Sabata zu einem Wechselbad der Gefühle werden lassen. Davor Pergolesis Stabat Mater mit dem Freiburger BarockConsort! weiterlesen