„Eine Art Ravelianisches Porträt ohne echtes Originalwerk“ beschreibt der französische Pianist Bertrand Chamayou sein Projekt. Er hat bereits vor 10 Jahren 2016 das Soloklavierwerk von Maurice Ravel herausgebracht. Das war nicht genug. Heute erscheint seine neue persönliche Hommage an Maurice Ravel: punktgenau am 7. März, zum 150. Geburtstag von Ravel. Klassikfavori hat mit ihm gesprochen. (Die Fragen stellt Sabine Weber)
Was schätzen Sie an Ravels Klaviermusik? Fühlt die sich anders an als andere? Wie unterscheidet sie sich von anderen?
Ich weiß nicht, ob ich mich einen Ravel-Spezialisten nennen würde. Von früh an habe ich sehr viel Ravel gespielt. Ravel hat mich mein Leben lang begleitet.
Mit 9 Jahren habe ich mich in seine Musik verliebt. Partituren wie Jeu d‘eaux haben mich absolut fasziniert. Seine Musik hat mich angezogen. Schwer zu sagen, warum. Das war sehr intuitiv, ich war ein Kind. Er ist ein Stern in meinem Repertoire geworden, um den alle anderen Planeten kreisen. Viele Komponisten faszinieren mich, Debussy, Strawinsky oder die Spanier wie Manuel de Falla. Aber Ravel war immer die Referenz. Vielleicht auch, weil mir die Persönlichkeit des Komponisten irgendwie nahekommt. Was ist an Ravel speziell? Er ist subtil. Er ist natürlich sehr bekannt, sehr wichtig seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Aber im Gegensatz zu Debussy war er nicht revolutionär. Modern, aber nicht revolutionär. Debussy hat die Wahrnehmung der Musik verändert. Nicht so Ravel. Er war jemand, der zwar modern war, was seine Harmonien angeht, seine Farben, er war auch modisch mit einem Bezug zur Modernität. Er griff moderne Themen auf, hatte aber immer einen sehr starken Bezug zur Tradition. Im Vergleich zu Debussy verwendete er neoklassische Formen. Alte Formen wie in der Suite de Danse oder dem Tombeau de Couperin zum Beispiel. Er hat sich einen Klassizismus bewahrt. Leute behaupten, damit kaschierte er nur seine Modernität, weil er sehr empfindlich war. Das glaube ich nicht. Was auf jeden Fall zutrifft, ist, dass er sehr strukturiert gearbeitet hat. Das ist übrigens sehr französisch. In der französischen Tradition war das eine wichtige Dimension. Das zeigen Gabriel Fauré und auch später Pierre Boulez. Sie wollten nicht zu sehr vorne, auch nicht zu emotional sein, waren auch nicht Willens, sich Freiheit zu erobern.

Ravel hatte aber ein sehr großes Herz. Das würde ich vor allem sagen. Er wird immer als zukunftsgläubig dargestellt. Zu seiner Zeit kategorisierte man eben sehr ideologisch, jedenfalls wenn ich an das denke, was ich über ihn gelesen habe. Ich spüre vor allem, dass er ein großes Herz hatte, ein großer Humanist war. Aber in seiner Musik hat er verschleiert. Auch das ist französisch. In seinem Werk verschließt oder umrahmt er etwas. Und es gibt in seiner Musik eine typische Balance, die eigentlich ein Paradoxon ist. Zwischen großem Affekt, großem Modernismus, vielen originalen Ideen – und einer Entschlossenheit, das in einer Art Struktur mit traditionellen alten Formen wie hinter einem Gestell zu verstecken. Diese Balance ist sehr verstörend. Modernität und Tradition, ein großes Herz und eine Art Verweigerung, seiner Sensibilität zu viel Raum zu geben. Deshalb muss man ihn zwischen den Zeilen verstehen. Er ist ein Komponist der Subtilität und des Paradoxon.
…und ein bisschen Snob, wie die Kollegen in der Kompositionsklasse am Pariser Conservatoire meinten…
Er war Dandy, aber kein Snob. Snob ist sehr negativ. Der Snobist jemand, der ablehnt. Er war Dandy in einer sehr extravaganten Art und Weise und auf jedes Detail bedacht.
Sie haben 2016 das Soloklavier-Gesamtwerk herausgebracht. Jetzt eine neue CD zu Ravels 150. Geburtstag am 7. März, die Sie als „Ravelianisches Portrait ohne echtes Originalwerk“ umschreiben. Wie und wo wurden Sie mit weiterem „Ravel“ fündig?
Ich habe Ravels Gesamtsoloklavierwerk bereits vor 10 Jahren aufgenommen. Und zu seinem 150. Geburtstag wollte ich nicht unbedingt so etwas wie eine Geburtstagsplatte erzwingen. Aber ich spiele viel Ravel und habe viel gespielt, ich bin auch Direktor eines Ravel-Festivals. Da kam mir eine Idee. Eigentlich sehr spät! Im letztem Sommer, ich glaube im September, da hatte ich einen Flash, ausgelöst durch verschiedene Sachen. Erst einmal gingen mir die Klavier-Transkriptionen von Ravel durch den Kopf. La Valse oder Auszüge aus Daphnis et Chloé, die ich aus verschiedenen Gründen damals nicht aufgenommen hatte. La Valse, weil er unvollendet ist. Zudem ist er in mehr als den zwei üblichen Systemen der Klaviermusik notiert. Das kann man nicht alles spielen. Da muss man tüfteln. Diese Notation liefert aber doch alle wichtigen Ideen, dachte ich. Eigentlich ist das vollendet. Ich beschloss also, Tüftler in meiner eigenen Küche zu werden. Ravels Transkriptionen von Daphnis et Chloé sind sehr schön. Und ich dachte die ganze Zeit an die beide Transkriptionen, und plötzlich kamen mir die Stücke in den Sinn, die Ravel gewidmet waren oder Ravel zitierten. Das außergewöhnliche Stück De la nuit von Salvatore Sciarrino, das eine Collage oder Transformation von Auszügen aus Gaspard de la nuit von Ravel ist. In einer gewissen Weise ist alles zusammengeklebt, macht aber einen außergewöhnlichen Effekt. Es ist fast Ravel, aber doch kein originaler Ravel. Die Transkriptionen sind original, aber dann wählte ich noch Stücke aus, die für mich, selbst wenn es kein originaler Ravel war, dennoch dem ravelianischen Universum verwandt klingen. Ob es Ravel-Harmonien sind oder ein ravelianischer Esprit. Und dann fügte ich noch persönliche Transkriptionen dazu, die ich von einigen Melodien machte. Und es entstand ein fast originales ravelianisches Recital, auch wenn abgesehen von einigen Transkriptionen nichts original ist und einige Stücke sogar von anderen Komponisten stammen. Alles beschwört Ravel. Das ist ein fragmentiertes Portrait! Deshalb nannte ich die CD Ravel fragments.
Was ist der Reiz dieser noch unveröffentlichten Ravel-Stücke – drei Transkriptionsfragmente, also Transkriptionen, die Ravel nach seiner Symphonie choréografique Daphnis et Chloe ein Jahr später gemacht und zu einer Suite gebündelt hat? Ich dachte ja immer, Ravel habe alles, auch seine Orchesterwerke, immer zuerst am Klavier komponiert?
Das ist richtig. Ravel komponierte alles am Klavier.
Könnte es da nicht sein, dass diese Klaviertranskriptionen Vorlagen für die Orchesterarbeit waren?
Ravel hat alles am Klavier „orchestriert“. Die Klavier-Transkription von La Valse ist aber komplett, nur drum rum sind noch Systeme, auch am Klavier komponiert, aber man kann nicht alle Systeme gleichzeitig spielen. Man bräuchte vier oder mehr Hände. Mit Daphnis et Chloé ist es gleich. Ravel hat das meiste am Klavier komponiert. Aber man weiß nie alles, weil es immer etwas gibt, das im Hintergrund schläft. Man kennt auch nicht alles von Ravel. Vielleicht gibt es noch andere Auszüge aus Daphnis et Chloé. Man könnte sich vorstellen, dass er am Klavier ein Gerüst komponiert, das er mit vollen Händen drum rum ausfüllt, mit Fragmenten, die wir von der Suite kennen oder den Fragments symphonique. Das hat er am Klavier komponiert. Manchmal muss man etwas pfuschen, einige Noten unterdrücken, die Regie etwas verändern. Das ist die Arbeit der Transkription. Da muss man einen Weg finden, die Sachen zu organisieren, Kombinationen zu finden, die „ähnlich“ klingen und funktionieren…
Die Suite pour piano, M. 57C von 1913, korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege, ist diese Suite fragmentarisch geblieben?
Total! Drei Sätze, man hat nichts anderes. Man weiß nicht, ob er die für ein Konzert gedacht hat. Es wird heute schon gespielt. Das war eine Trouvaille …
Sie haben die vier Sätze dieser Suite als dramaturgisches Gerüst in die Abfolge verteilt. Was ist pianistisch Besonderes an dieser Suite?
Es sind drei Sätze, die Danse légère et gracieuse de Daphnis gehört nicht zu besagtem Fragments symphonique de Daphnis et Chloé. Sie steht allein.
Die Schreibweise für Klavier ist vielleicht weniger typisch Ravel. Man spürt, dass sie sehr reduziert ist im Vergleich zur Orchesterfassung. Es sind viele Sachen ganz anders durchdacht. Normalerweise überrascht das Orchester und auch das Klavier mit besonderen Farbgebungen. Hier muss ich am Klavier sehr gut überlegen, wie die Farben wieder zu kreieren sind. Alles ist eher blockartig gedacht. Es ist weniger bequem als Klavierstücke von Ravel normalerweise sind. Natürlich ist alles in einem Gleichgewicht, wie immer bei Ravel.
In der Danse légère et gracieuse de Daphnis, aber auch im letzten Suitensatz Scene de Daphnis et Chloé gibt es besondere Arpeggios und Glissandi, die schon im Orchesterwerk einen besonderen Effekt bilden. Wie haben sie die auf dem Klavier übersetzt? Eine besondere Ravel-Technik erfunden?
Ich habe nichts erfunden. Bei den Transkriptionen von Ravel spiele ich nur, was in der Partitur steht. Ich arbeite mit meiner Vorstellungswelt und kenne natürlich auch die Orchesterfassungen sehr gut. Denn ich muss ja versuchen, seine Welt zu berühren. Ravel ist ein Komponist der Magie, der Sinnestäuschung, er ist wie ein Zauberer. Wenn man ihn interpretiert, muss man also auch ein bisschen zaubern. Nur so bringt man das Klavier zum Klingen. Arpeggien sind da wie ein Zaubertrick. Mysteriös, wie dieser Klang entsteht!
Aber wie machen Sie das mit dem Glissandi in der Scène de Daphnis oder der Danse légère et gracieuse? Das ist schon mit Orchester ein sehr spezieller Effekt.
Ich gleite mit der Hand über die schwarzen Tasten, um die Glissandi der Harfe in der Orchesterfassung auf das Klavier zu übersetzen. Das kann der Hand auch weh tun. Aber wenn es gelingt, dann klingt das wie eine Windbö. Das ist ein beeindruckender Effekt.
Nochmals zu La Valse. Ist diese enigmatische Partitur mit drei Notensystemen, die eher Grundlagen und Möglichkeiten notieren, vielleicht doch eher eine Kompositionshilfe fürs Orchester gewesen?
Das ist sehr schwer zu sagen. Wir wissen nur, dass er drei La Valse-Partituren geschrieben hat. Die Version für Orchester, die Transkription für zwei Klaviere, die er auch vollendet hat. Und diese für Klavier solo. Ich habe mir schon die Frage gestellt, ob das eine Version fürs Konzert sein soll. Viele Pianisten haben sie schon gespielt. Warum nicht, es funktioniert ja. Ich glaube auch, dass die ursprünglich Fassung die Transkription für zwei Klaviere ist. Ist diese Solo-Fassung jetzt eine Transkription der Transkription oder die Vorlage zur Orchesterfassung? Vielleicht existieren alle Versionen gleichberechtigt nebeneinander, wie bei der Pavane pour une infante défunte, Le Tombeau de Couperin, den Valses nobles et sentimentales und so weiter. Wir wissen bei Ravel nie, ob das eine eine Transkription ist oder das andere eine Orchestrierung. Das gehört bei Ravel zusammen. Ich glaube, dass das Problematische hier das Unvollständige ist. Die Frage, ob orchestriert oder transkribiert ist nicht relevant.
Sie haben eigene Transkriptionen von Ravel-Stücken angefertigt. Welche haben Sie ausgewählt, um was zu machen? Zu den Stücken gehört beispielsweise Reveille Toi, die Chanson de la Mariée, die gibt es ja auch für Orchester und Stimme.
Das ist eine sehr persönliche Sache. Ich habe da noch weitere, die ich vielleicht irgendwann spiele. Die Stücke, die ich liebe, spiele ich für mich. Dazu gehören auch die Trois Beaux Oiseaux du paradis. Ich liebe dieses Stück und bin fast sicher, dass Ravel sie für sich persönlich geschrieben hat. Das entspricht der Natur des Stückes. Ich teile da sehr intime Gefühle, wenn ich das zuhause spiele. Ich würde mit solchen Stücken niemals eine CD füllen wollen. Aber im Rahmen meiner Hommage an Ravel schien es mit doch gut, hören zu lassen, wie ich Ravel bei mir zuhause allein genieße. Die Chanson de la Mariée war ein Spiel für mich, weil schon die Klavierbegleitung sehr schwer zu spielen ist, da noch die Chanson zu integrieren. Ich habe schon oft Sänger mit dieser Chanson begleitet. Und irgendwann hat es mich amüsiert, bei mir zuhause herauszufinden, wie ich den vokalen Part selbst unterbringen könnte. Und das ist ein ingeniöses Spiel. Weil ich die Melodie nicht in einer Hand spielen kann, sondern zwischen rechts und links verteilen muss. Das hat mir großen Spass gemacht, diese Transkription zu machen. Das war wie ein Hobby. Ich hoffe, das Resultat auf dem Album ist gelungen.
Die Hälfte der Stücke auf ihrer neuen CD sind von anderen Komponisten. Hommages an Ravel. Vom in Berlin geborenen kubanisch-Spanier Joaquín Nin, Bruder der Schriftstellerin Anaïs Nin. Joaquín Nin habe bei Dukas und bei Manuel de Falla Komposition studiert. Joaquín Nin nennt seine Hommage „Botschaft“ an Ravel. Was meint Nin wohl mit Botschaft?
Joaquín Nin ist ein spanischer Komponist gewesen und Ravel sehr nahe. Er hat verschiedene Walzer verschiedenen Komponisten gewidmet, auch einen Ravel. Vielleicht sollten das Evokationen dieser Person sein. Ravel war als Baske Spanien sehr nahe. Die baskische Kultur ist französisch-spanisch. Und Ravel zeigt sich auch in seinem Klavierwerk von Spanien beeinflusst. Also die Botschaft ist eine Widmung.
Wonach haben Sie die anderen Widmungsstücke ausgesucht? Von Ricardo Viñes, Xavier Montsalvatge, Besy Jolas oder Arthur Honegger? Da sind einige katalanische Komponisten dabei?
Ich hätte ja noch viel mehr Stücke. Schlussendlich habe ich diese ausgewählt, weil sie im Ensemble zusammen funktionieren. Montsalvages Harmonien klingen überhaupt nicht nach Ravel. Seine Harmonien sind dissonanter. Oder die der Zeitgenössin Betsy Jolas. Aber im Ensemble evoziert jeder etwas von Ravel. Wir sind also nie weit weg von Ravel. Und ich fand diese Art Suite ravelienne sehr amüsant.
Betsy Jolas lebt ja noch. Welchen Bezug hat sie zu Ravel? Und welchen Sie zu Betsy Jolas und ihren Signets – so überschreibt sie ihre Hommage?
Ja, sie lebt noch und hat eine ganz schöne Karriere hinter sich. Ich kenne sie leider nicht. Ich kenne die meisten Komponisten, für die ich spiele. Aber nicht die drei lebenden zeitgenössischen auf dieser CD, also Salvatore Sciarrino, Frédérick Durieux, dem ich mal flüchtig begegnet bin, und Betsy Jolas. Man folgt sich vielleicht auf instagram (lacht) aber wie ich schon gesagt habe, die Idee zu dieser Aufnahme ist mir erst sehr spät gekommen. Die Idee hatte ich letzten September, und im Dezember habe ich schon aufgenommen. Die CD erscheint am 7. März. Das war alles sehr spontan. So hatte ich keine Zeit, die Komponisten vor der Aufnahme zu treffen. Betsy Jolas kenne ich also auch nur durch ihr Stück. Sie hatte ein Verhältnis zu Ravel, weil alle französischen Komponisten einen Bezug zu ihm haben. Aber ich weiß nicht, wie sie ist, aber vielleicht treffe ich sie nach der Aufnahme.
Ravel ist Baske gewesen und hat, selbst in Paris angekommen, noch seine spanische Nähe kultiviert. Im Sommer gibt es in seiner Geburtsstadt St-Jean-de-Luz ein Ravel-Festival. Sie sind künstlerischer Leiter des Festivals. Was werden Sie spielen? Das Programm dieser CD?
Nein, ich spiele wenig. Das Klavierkonzert in G-dur mit dem Orchestre national de France unter Philippe Jourdain. Es gibt fünf bis sechs Orchester. Das Orchester der Oper Paris spielt im Eröffnungskonzert. Wir haben eine Oper in Auftrag gegeben für das Ensemble contemporain. Es gibt viel Kammermusik. Ich bin im Endstadion der Programmierung. Ich werde etwas Kammermusik spielen, aber Kollegen für die Klavierrecitals einladen. Vielleicht spiele ich einige Auszüge aus diesem Album am Rande des Programms.
Dürfen Sie etwas vom aktuellen Programm dieses Festivals verraten?
Dieses Jahr ist Ravel-Jahr. Es gibt fast nur Ravel. Bis auf ein paar Kantaten von ihm, die wir nicht aufführen, spielen wir fast seine gesamte Musik. Enorm! Einige wenige andere Komponisten. Dieses Jahr eine Hommage für Pierre Boulez und eine kleine für Luciano Berio, dessen Folk Songs wir in den Vergleich zu den Chants Populaire von Ravel stellen. Da gibt es eine große Runde über Volksmusik. Ravel hat ja korsische, griechische, hebräische Lieder harmonisiert. Und wir ziehen auch den Vergleich zur traditioneller Musik. Die Oper haben wir bei dem katalanischen Komponisten Ramon Lazkano in Auftrag gegeben. Nach der Roman-Biographie Ravel von Jean Echenoz, der auch das Libretto verfasst hat. Der Autor ist sehr bekannt in Frankreich – er hat den Prix Goncourt gewonnen.
Die Oper wird am Anfang des Festival uraufgeführt. Ich habe noch ein anderes Projekt angeregt. „Ravel revisited“, das ich mit einem Bildhauer zusammen mache. Also es gibt kreative und emersive Programme. Zu Eric Saties 100. Geburtstag gestalten wir auch noch einen Tag mit vielen Happenings. Da mache ich mit Barbara Hannigan ein Recital rund um Socrates von Satie. Es wird ununterbrochen Aufführungen an diesem Tag geben, mit Vexation, der Messe des pauvres, auch an verschiedenen Orten. Aber im Zentrum, auch der anreisenden Orchester, steht Ravels Musik. Auch weniger bekanntes wie Ravels Transkription von Robert Schumanns Carneval für Orchester. Natürlich Daphnis et Chloé mit dem Orchestre de Toulouse unter Tarmo Peltokoski, ein Konzert mit dem Orchestre de France unter Jourdain über den spanischen Ravel, mit der Rhapsodie espagnole, Bolero, Alborado del gracioso.
Saint-Jean-de-Luz, was ist das für ein Ort?
Saint-Jean-de-Luz ist einfach großartig. Hier habe ich immer in der Kindheit meine Ferien verbracht. Im Baskenland also. Ravel ist in der kleinen Ortschaft Ciboure geboren, das nur durch eine Brücke von Saint-Luz getrennt ist. Und hier hat Ravel immer seinen Sommerurlaub verbracht. Ich wollte hier schon immer ein Festival veranstalten, seit meiner Jugend. Hier gab es schon immer die Academie Ravel mit hohem Niveau, wo ich viele heutige Kollegen kennenlernte, wie beispielsweise die Brüder Capuçon, die wie ich an dieser Academie Ravel waren. Inzwischen habe ich diese Academie in mein Festival integriert. Von dem habe ich immer geträumt, weil ich eine Passion für Ravel habe, und weil ich eine Passion für Saint-Jean-de-Luz habe. Sie müssen diese baskische Region unbedingt besuchen. Sie ist außergewöhnlich, weil sie am Meer liegt, im Süden von Biarritz, die Natur ist einmalig, es gibt auch Gebirge. Zudem sind die Traditionen hier sehr stark, die Musik, die Architektur, das Essen. Dieses „internationale“ Festival ist mein Traum.