Alle Beiträge von Sabine Weber

Edita-Farewell! Ein Nachruf auf die Primadonna assoluta

Der Abend des 27. März 2019 an der Bayerischen Staatsoper in München bleibt unvergessen: Wie bei der Premiere fünfzehn Jahre zuvor und in allen weiteren 51 Vorstellungen ist Edita Gruberova Königin Elisabeth I. in Gaetano Donizettis “Roberto Devereux“. Christof Loy inszeniert sie in einer Business-Welt als Margaret Thatcher. Am Ende schreitet die Gruberova dann doch noch gekrönt im langen schwarzen Samtkleid wie eine Königin zum bitteren Finale. Sie verabschiedet sich von der Regentschaft wie von ihrer letzten Liebe, aber auch vom Leben, nimmt die Krone ab und zieht sich die Perücke ab, um schüttere Spinnfäden-Haare preiszugeben, bevor sie vor den Insignien ihrer Macht zu Boden geht… Danach folgten Ovationen, ein Regen aus Rosenblättern und ein Kniefall des Intendanten Nikolaus Bachler, der ihr die Bühnen-Krone schenkt. Denn diese Vorstellung war die letzte der Produktion und zugleich der letzte Abend, an dem Edita Gruberova auf einer Bühne stehen sollte. „Es war sehr schön, es war wunderbar, und es war genug“, sagt sie damals. (Ein Nachruf von Klaus Kalchschmid) Edita-Farewell! Ein Nachruf auf die Primadonna assoluta weiterlesen

Rolf Liebermanns “Leonore 40/45” als Hitler-Zirkus in Bonn

Viele Opern haben nicht überdauert. Dazu zählt auch Rolf Liebermanns “Leonore 40/45”, am Basler Stadttheater 1952 zwar unter großem Erfolg uraufgeführt, doch folgende Aufführungen in Deutschland führen zu „Publikumsaufständen“ (Ulrich Schreiber). An der Mailänder Scala wird sogar mit eisigem Schweigen reagiert. Liebermanns erster Opernversuch verschwindet also von der Bildfläche. Woran hat es gelegen? Damit hat sich das Theater Bonn intensiv auseinandergesetzt und, gefördert vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft, zur Premiere ein opulentes Programmheft mit vielen Beiträgen herausgegeben. Vor allem: nach 62 Jahren ist „Leonore 40/45“ in der Regie von Jürgen R. Weber erstmals wieder über eine deutsche Opernbühne gegangen! Eingeleitet von einer beim Kulturwissenschaftler Thomas Bauer bestellten Festrede. Denn mit „Leonore 40/45“ ist die Reihe Fokus 33 (Opern, die nach 1933 verschwunden sind, sollen in Bonn neu diskutiert und aufgeführt werden) eröffnet worden. Und neben einem Kreuz mit Totenkopf unter Soldatenhelm hat Thomas Bauer gegen die ABC-Waffen (Aida, Bohème und Carmen) und den Einerlei-Kanon im heutigen Operngeschäft zugunsten von mehr Vielfalt das Wort geredet. (Von Sabine Weber) Rolf Liebermanns “Leonore 40/45” als Hitler-Zirkus in Bonn weiterlesen

40 Jahre Jaro-Medien! Und Gründer Uli Balß ist noch immer enthusiastisch

(Titelfoto: Uli Balss vor der Abbildung eines Schiffes, das Auswanderer nach Amerika gebracht hat. Musikvorlieben waren oft mit im Gepäck, was zu den Stilamalgamierungen führte, wie sie auf einigen Jaro-Aufnahmen nachzuhören sind)

Uli Balss hat das Label Jaro-Medien 1981 gegründet und ist bis heute künstlerischer Leiter und Promoter. Für 280 Produktionen mit mehr als 50 Musikerinnen und Musikern zeichnet er verantwortlich. Dafür hat er Ensembles weltweit gewonnen, den bulgarischen Frauenchor Angelite, der zweimal für den amerikanischen Grammy nominiert wurde, die Warsaw Village Band, die 2004 mit dem BBC World Music Award geehrt wurde, den pakistanischen Qawwali-Sänger Nusrath Fateh Ali Khan, der 1995 mit dem Musikpreis der UNESCO ausgezeichnet wurde, oder das New Yorker Sextett Hazmat Modine, das Jazz, Blues, Klezmer im Schmelztiegel der American-Root-Musik anrührt. 40 Jahre Jaro-Medien! Und Gründer Uli Balß ist noch immer enthusiastisch weiterlesen

Schnittstellen II: Junge Opernmacher in Wort, Musik und Bild an der Oper in Köln

In diesem “Podcast favori. Das Opernprojekt der Woche” heißt es: Schnittstellen II. Der Titel klingt vielleicht etwas unpoetisch. Dahinter steht aber ein Projekt, das so zukunftsweisend ist, dass es in die Opernwelt hinaus gerufen werden muss. Die Kölner Oper gibt Nachwuchskünstlern eine Chance auf ganzer Linie: drei junge Librettistinnen verfassen, drei junge Komponisten komponieren und angehende Architekten und Bildende Künstler entwerfen Bilder im Auftrag der Oper Köln für drei Kurzopern. Schnittstellen II: Junge Opernmacher in Wort, Musik und Bild an der Oper in Köln weiterlesen

„Die tote Stadt“ von Korngold eröffnet die Opern-Saison 21/22 in Köln

Und die Hoffnungen sind groß, diese Saison ohne Unterbrechungen live durchspielen zu können. Das Gürzenich-Orchester sitzt in gigantischer Großbesetzung in der Ausweichspielstätte im Staatenhaus rechts sichtbar aufgebaut aber noch auf Coronadistanz mit dem ein oder anderen Plexiglas zwischen den Musikern. Die zwei Harfen schallen neben der Sitztribüne aus einem schwarzen Kasten heraus. Die gewaltigen Choreinlagen nebst Kinderchor kommen aus dem off von hinten oder der Seite oder die Sänger*innen stellen sich in Distanz links zur Bühne auf. (Von Sabine Weber) „Die tote Stadt“ von Korngold eröffnet die Opern-Saison 21/22 in Köln weiterlesen

RT_21: D•I•E – Überforderungstrance mit Hologrammen, Aufzählungspoesie und Frauengeschrei

„Rauschartige Überforderungstrance“ – kündet das Programmheft an! Michael Wertmüllers neues Musiktheater D•I•E setzt ein klassisches Streichquartett, ein Metal-Jazz-Neue-Musik-Trio, eine Garage-Band, drei Sängerinnen, eine Rapperin und eine Performerin in rotierenden 3-D Raumbilder in Aktion! (Von Sabine Weber) RT_21: D•I•E – Überforderungstrance mit Hologrammen, Aufzählungspoesie und Frauengeschrei weiterlesen

Eine Ausnahmesängerin! Julia Varady zum 80. Geburtstag!

Julia Varady zum 80. Geburtstag. Eine 10 CD Box der Orfeo-Recording.

Heute feiert Julia Varady ihren 80. Geburtstag! Eine 10 CD-Box der Orfeo-Recordings durchstreift das Lebenswerk dieser großen Sängerin. Klaus Kalchschmid mit persönlichen Eindrücken einer Bühnenpersönlichkeit, die ihm Mitte der 1970er zum ersten Mal begegnet ist. Eine Ausnahmesängerin! Julia Varady zum 80. Geburtstag! weiterlesen

3. Ausgabe von Felix! Original. Klang: Großartige Chöre unter Vaclav Luks und Howard Arman! Gambe trifft auf Dhrupad-Gesang und Jazz-Posaune auf Josquin

(26. bis 28. August, Kölner Philharmonie, Wallraf-Richartz-Museum, Stiftersaal) Endlich mal wieder Chöre! Zumal das Collegium Vocale 1704, begleitet von 13 Musiker*innen dynamisch ausgefeilt und atemberaubend sauber Messteile erster Güte von Jan Dismas Zelenka vorträgt. 3. Ausgabe von Felix! Original. Klang: Großartige Chöre unter Vaclav Luks und Howard Arman! Gambe trifft auf Dhrupad-Gesang und Jazz-Posaune auf Josquin weiterlesen

Heimat Europa Filmfestspiele im Hunsrück. Ulrich Tukur verleiht den Edgar

Die „Heimat Europa Filmfestspiele“ im Hunsrück sind am Wochenende zu Ende gegangen! 23 Festivaltage gefüllt mit 25 Filmen! Darunter dieses Jahr 11 Wettbewerbsfilme. Das alles abgestimmt mit einem musikalischen Vorprogramm, das nicht nur internationalen, sondern auch lokalen Ensembles bis hin zum Kirchenchor einen live-Auftritt beschert hat. Ein Festival, das auf lokal setzt. Mitveranstalter ist das Pro-Winzkino am Platz. Heimat Europa Filmfestspiele im Hunsrück. Ulrich Tukur verleiht den Edgar weiterlesen

Warum Barockgeiger Richard Gwilt Bögen baut und kein tropisches Holz verwendet!

Warum Barockgeiger Richard Gwilt Bögen baut und kein tropisches Holz verwendet!

Rohe Bogenstangen im Atelier Gwilt. Foto: Sabine Weber
Bögen neben Chilischoten. Foto: Sabine Weber

Der Name Richard Gwilt hat in der Barockszene einen Klang! Der Brite hat Jahrzehntelang im renommierten Alte-Musik-Ensemble London Baroque mitgespielt. Und hat seit 2005 eine Professur für Barockvioline an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Wenn er unter dem Radar initiativ wird, meist zuhause auf dem Land im Rhein-Sieg-Kreis vor den Toren Kölns. Dort züchtet er nicht nur leidenschaftlich Paprika-Sorten bis hin zur scharfen Chilischote. Er züchtet seit fünf Jahren auch Bögen, so, wie sie im 17. Jahrhundert höchstwahrscheinlich gespielt wurden.
Natürlich wachsen die nicht in Blumentöpfen. Sie entstehen mit Stechbeitel und Hobeln aus Holz. Die meisten Barockbögen sind aus tropischem Schlangenholz. Doch nicht die Bögen aus Eitorf von Richard Gwilt. Was zum Bogenbau gebraucht wird, warum ein Barockgeiger zum Bogenmacher wird und nicht, um ökologisch korrekt zu sein, heimisches Holz verwendet, das können Sie im folgenden Podcast favori „Musiker unter dem Radar“ erfahren. Das Gespräch führt Sabine Weber.

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